Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
das Wasser rann in Bächen von ihr herab, der Matsch löste sich in großen Klumpen. Schneller. Sie hörte lautes Platschen hinter sich, blickte sich um und sah Fremder, der hinter ihr herpreschte und bei jedem Schritt das Wasser aufspritzen ließ. Sie sah auch die Streitaxt, auf der Blut und Gehirnmasse feucht glänzten. Und Arya rannte. Nicht mehr für ihren Bruder, auch nicht für ihre Mutter, sondern für sich selbst. Sie rannte schneller, als sie je gelaufen war, senkte den Kopf und wühlte den Fluss auf; sie rannte vor dem Bluthund davon, so wie Mycah davongelaufen sein musste.
Seine Axt traf sie am Hinterkopf.
TYRION
Sie speisten allein wie so häufig.
»Die Erbsen sind ganz zerkocht«, äußerte sich seine Gemahlin einmal.
»Macht nichts«, antwortete er. »Das Hammelfleisch auch.«
Es sollte ein Scherz sein, doch Sansa fasste es als Kritik auf. »Es tut mir leid, Mylord.«
»Warum Euch? Irgendeinem Koch sollte es leidtun. Nicht Euch. Für die Erbsen seid Ihr nicht verantwortlich.«
»Es … es tut mir leid, dass mein Hoher Gemahl ungehalten ist.«
»Meine Ungehaltenheit hat nichts mit Erbsen zu tun. Ich habe Joffrey und meine Schwester, um mich in Wut zu bringen, und meinen Hohen Vater, außerdem dreihundert verfluchte Dornische.« Er hatte Prinz Oberyn und seine Lords in einem Eckturm der Burg untergebracht, der die Stadt überblickte, also so weit von den Tyrells entfernt, wie es möglich war, ohne sie vollständig aus dem Roten Bergfried zu verbannen. Doch das war nicht annähernd weit genug. In einer der Suppenküchen von Flohloch hatte es bereits die ersten Prügeleien gegeben, bei denen ein Soldat der Tyrells ums Leben gekommen war und zwei von Lord Gargalens Männern Verbrühungen erlitten hatten, und bei einer hässlichen Auseinandersetzung auf dem Hof hatte sich Ellaria Sand von Maes Tyrells runzliger kleiner Mutter »die Schlangenhure« nennen lassen müssen. Jedes Mal, wenn Tyrion zufällig auf Oberyn Martell traf, fragte der Prinz ihn, wann endlich der Gerechtigkeit Genüge getan würde. Zerkochte Erbsen waren Tyrions geringstes
Ungemach, doch er sah keinen Grund, seine junge Frau mit derlei Ärgernissen zu belasten. Sansa hatte selbst schon genug Kummer.
»Die Erbsen sind gut genug«, sagte er knapp. »Sie sind grün und rund, was kann man von Erbsen mehr erwarten? Hier, ich lasse mir noch welche auflegen, wenn es Euch gefällt, Mylady. « Er winkte Podrick Payn herbei, der ihm so viele Erbsen auftat, dass das Hammelfleisch darunter verschwand. Das war töricht, schalt er sich. Jetzt muss ich sie alle essen, sonst tut es ihr gleich wieder leid.
Das Essen endete wie so viele Mahlzeiten in angespanntem Schweigen. Anschließend räumte Pod Teller und Becher ab, und Sansa bat Tyrion um die Erlaubnis, den Götterhain aufzusuchen.
»Wie Ihr wünscht.« Er hatte sich an die spätabendlichen Andachten seiner Frau gewöhnt. Sie betete auch in der königlichen Septe und zündete oft Kerzen für die Mutter, die Jungfrau und das Alte Weib an. Tyrion fand ihre Frömmigkeit ehrlich gesagt übertrieben, allerdings hätte er sich an ihrer Stelle vermutlich ebenfalls die Hilfe der Götter gewünscht. »Ich gestehe, dass ich mich kaum mit den alten Göttern auskenne«, sagte er in dem Bemühen, freundlich zu sein. »Vielleicht könntet Ihr mich irgendwann einmal aufklären? Ich könnte Euch auch einmal in den Götterhain begleiten.«
»Nein«, entgegnete Sansa sofort. »Das … Das ist sehr gütig von Euch, aber … es gibt keine Andachten , Mylord. Keine Priester, keine Lieder, keine Kerzen. Nur Bäume und stille Gebete. Es würde Euch langweilen.«
»Zweifellos habt Ihr Recht.« Sie kennt mich besser, als ich vermutet habe. »Obwohl das Rauschen der Blätter vielleicht eine angenehme Abwechslung wäre von all diesen Septonen, die die sieben Aspekte der Gnade herunterleiern.« Tyrion entließ sie mit einer knappen Geste. »Ich werde Euch nicht stören. Zieht Euch warm an, Mylady, es weht ein scharfer Wind.« Er war versucht, sich zu erkundigen, wofür sie betete, aber Sansa
war so gehorsam, dass sie es ihm womöglich erzählt hätte, und eigentlich wollte er es gar nicht wissen.
So machte er sich wieder an die Arbeit, nachdem sie gegangen war, und versuchte, ein paar Golddrachen durch das Labyrinth von Kleinfingers Anlagebüchern zu verfolgen. Petyr Baelish hatte nichts davon gehalten, Gold herumliegen zu lassen, bis es Staub ansetzte, so viel war klar, doch je mehr Tyrion sich bemühte, die
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