Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
auf ihrer Unterlippe, zu angespannt, um zu lächeln.
Der Bluthund zügelte die Pferde so plötzlich, dass sie beinahe vom Wagen gefallen wäre. »Bei den verdammten sieben Höllen«, hörte Arya seinen Fluch, während das linke Rad langsam im Schlamm versank. Der Karren neigte sich langsam zur Seite. »Los, runter !«, brüllte Clegane sie an und stieß sie zur Seite. Sie landete leicht und elastisch, wie Syrio es sie gelehrt hatte, und federte sofort wieder hoch, das Gesicht voll Matsch. »Warum habt Ihr das getan?«, schrie sie. Der Bluthund war ebenfalls abgesprungen. Er riss den Bock des Karrens weg und langte nach seinem Schwertgurt, den er darunter versteckt hatte.
Erst jetzt hörte sie die Reiter, die aus dem Burgtor strömten, ein Fluss aus Stahl und Feuer, und der donnernde Hufschlag der Schlachtrösser verlor sich fast in dem Lärm der Trommeln aus den Burgen. Männer und Tiere waren gepanzert, und jeder zehnte Mann trug eine Fackel. Der Rest war mit Äxten, Langäxten mit Stacheln an den Spitzen und schweren Schwertern bewaffnet, die Rüstungen zerschmettern und Knochen zertrümmern konnten.
Irgendwo in der Ferne hörte sie einen Wolf heulen. Im Vergleich zu dem Lärm des Lagers, der Musik und dem tiefen beunruhigenden Grollen des rasenden Flusses war es nicht laut, doch sie hörte es dennoch. Nur möglicherweise nicht mit den Ohren. Der von Zorn und Trauer erfüllte Laut durchfuhr Arya wie ein Messer. Mehr und mehr Reiter kamen aus der Burg, immer zu viert nebeneinander, eine endlose Kolonne, Ritter und Knappen und freie Reiter, Fackeln und Streitäxte. Und hinter ihr erhob sich jetzt ebenfalls Getöse.
Als Arya sich umblickte, sah sie, dass nur noch zwei der riesigen Festzelte standen, wo kurz zuvor noch drei gewesen waren. Das Zelt in der Mitte war eingestürzt. Einen Augenblick lang begriff sie nicht recht. Dann loderten Flammen aus dem eingestürzten Zelt, und nun brachen auch die beiden anderen zusammen, und das schwere, gewachste Tuch fiel auf die Männer darin. Ein Schwarm Pfeile sauste durch die Luft. Das zweite Zelt begann zu brennen, dann das dritte. Die Schreie waren so laut, dass sie trotz der Musik die Worte verstehen konnte. Dunkle Schemen bewegten sich vor den Flammen, der Stahl der Rüstungen leuchtete aus der Ferne orange.
Eine Schlacht, erkannte Arya. Das ist eine Schlacht. Und die Reiter …
Danach blieb ihr keine Zeit mehr, die Zelte zu betrachten. Da der Fluss über die Ufer getreten war, reichte das Wasser am Ende der Zugbrücke den Pferden bis zum Bauch, doch die Reiter preschten trotzdem spritzend hindurch, angespornt von der Musik. Ausnahmsweise ertönte aus beiden Burgen das
gleiche Lied. Das kenne ich, fiel es Arya plötzlich auf. Tom Sieben hatte es für sie gesungen in der regnerischen Nacht, die sie mit den Brüdern im Brauhaus verbracht hatten. Wer seid Ihr, sagte der stolze Lord, dass ich mich soll verbeugen?
Die Reiter der Freys kämpften sich durch Schlamm und Schilf, einige allerdings hatten den Karren bemerkt. Sie beobachtete, wie drei Mann die Kolonne verließen und durch das Flachwasser galoppierten. Nur eine Katze in anderem Fell, so ist’s, ihr sollt’s bezeugen.
Clegane schnitt Fremder mit einem einzigen Schwerthieb los und sprang auf seinen Rücken. Das Pferd wusste, was nun von ihm erwartet wurde. Es stellte die Ohren auf und wandte sich den angreifenden Schlachtrossen zu. Ob in goldnem oder rotem Mantel, es ist doch stets das Gleiche - Löwen haben Fänge. Und meine sind auch lang und spitz, Mylord, sie haben Eure Länge. Arya hatte den Tod des Bluthunds im Gebet Hunderte von Malen erfleht, aber jetzt … In ihrer Hand lag ein Stein, der vom Schlamm glitschig war, und sie erinnerte sich nicht einmal mehr daran, ihn aufgehoben zu haben. Auf wen soll ich ihn werfen?
Sie zuckte zusammen, als Clegane scheppernd den ersten Streitaxthieb parierte. Während er mit dem Axtträger beschäftigt war, umkreiste ihn ein zweiter Mann und setzte zu einem Schlag in seinen Rücken an. Fremder fuhr herum, daher wurde der Bluthund nur gestreift, was jedoch genügte, um das weite Gewand des Bauern aufzureißen und das Kettenhemd darunter zu enthüllen. Einer gegen drei. Immer noch umklammerte Arya den Stein. Sie werden ihn bestimmt umbringen. Sie dachte an Mycah, den Schlachterjungen, der für kurze Zeit ihr Freund gewesen war.
Dann sah sie, dass der dritte Reiter auf sie zukam. Arya trat hinter den Wagen. Angst schneidet tiefer als ein Schwert. Sie hörte Trommeln,
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