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Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Mutter?«
    »Im Bett«, antwortete Dreizahn, »im Witwenturm.«
    Ja, wo sonst? Die Witwe, nach welcher man den Turm benannt hatte, war ihre Tante. Lady Gwynesse war heimgekommen, um zu trauern, nachdem ihr Gemahl während der ersten Rebellion von Balon Graufreud bei der Schönen Insel gefallen
war. »Ich bleibe nur so lange, bis ich meine Trauer überwunden habe«, hatte sie bekanntlich ihrem Bruder mitgeteilt, »obwohl Zehntürmen von Rechts wegen mir gehören sollte, denn ich bin sieben Jahre älter als du.« Seitdem waren viele Jahre vergangen, doch die Witwe blieb, trauerte und murmelte von Zeit zu Zeit, die Burg solle eigentlich ihr gehören. Und jetzt hat Lord Rodrik eine zweite halbverrückte und verwitwete Schwester unter seinem Dach, überlegte Asha. Kein Wunder, wenn er bei seinen Büchern Trost sucht.
    Immer noch fiel es ihr schwer zu glauben, dass die gebrechliche, kränkliche Lady Alannys ihren so harten und starken Gemahl Lord Balon überlebt hatte. Als Asha in den Krieg aufgebrochen war, hatte sie es schweren Herzens getan, in der Furcht, ihre Mutter könnte vielleicht vor ihrer Rückkehr sterben. Nicht ein einziges Mal war ihr in den Sinn gekommen, ihr Vater könne stattdessen umkommen. Der Ertrunkene Gott treibt seine grausamen Scherze mit uns allen, aber die Menschen übertreffen ihn an Grausamkeit. Ein plötzlicher Sturm und ein gerissenes Seil hatten Balon Graufreud in den Tod geschickt. Jedenfalls behaupten sie das.
    Asha hatte ihre Mutter zum letzten Mal gesehen, als sie in Zehntürmen angelegt hatte, um Trinkwasser an Bord zu nehmen, auf dem Weg nach Norden, wo sie Tiefwald Motte angreifen wollte. Alannys Harlau war nie die Sorte Schönheit gewesen, welcher Sänger ihre Lieder widmen, doch ihre Tochter liebte das strenge, starke Gesicht und die lachenden Augen. Bei diesem letzten Besuch allerdings hatte sie Lady Alannys in einem Sitz am Fenster vorgefunden, wo sie mit dicken Fellen zugedeckt aufs Meer hinausstarrte. Ist dies wirklich meine Mutter oder nur ihr Geist? Asha erinnerte sich, dass ihr diese Frage durch den Kopf gegangen war, als sie die alte Frau auf die Wange geküsst hatte.
    Die Haut ihrer Mutter war dünn gewesen wie Pergament, ihr langes Haar schlohweiß. Zwar hielt sie den Kopf mit einem Rest des alten Stolzes, die Augen jedoch waren trüb, und bei
der Frage nach Theon bebte ihr Mund. »Hast du meinen Kleinen mitgebracht?«, hatte sie sich erkundigt. Im Alter von zehn Jahren hatte man Theon als Geisel nach Winterfell verschleppt, und soweit es Lady Alannys betraf, würde er wohl immer zehn Jahre alt bleiben. »Theon konnte nicht kommen«, musste Asha sie enttäuschen. »Vater hat ihn auf Raubzug an die Steinige Küste geschickt.« Lady Alannys hatte darauf nichts zu erwidern gehabt. Sie hatte lediglich langsam genickt, und dennoch ließ sich nicht verkennen, wie tief die Worte ihrer Tochter sie getroffen hatten.
    Und nun muss ich ihr sagen, dass Theon tot ist, und ihr einen weiteren Dolch ins Herz treiben. Zwei Messer hatten es bereits durchbohrt. Auf den Klingen standen die Worte Rodrik und Maron , und des Nachts drehten sie sich grausam hin und her. Ich werde sie morgen besuchen, schwor sich Asha. Die Reise war lang und anstrengend gewesen, und im Augenblick konnte sie ihrer Mutter nicht entgegentreten.
    »Ich muss mit Lord Rodrik sprechen«, sagte sie zu Dreizahn. »Kümmere dich um meine Mannschaft, wenn sie mit dem Entladen der Schwarzer Wind fertig ist. Sie werden Gefangene mitbringen. Ich möchte, dass sie eine warme Mahlzeit und bequeme Betten erhalten.«
    »In der Küche gibt es kaltes Rindfleisch. Und Mostrich aus Altsass, in einem großen Steintopf.« Beim Gedanken an diesen Mostrich lächelte die alte Frau. Ein einzelner langer brauner Zahn ragte aus ihrem Zahnfleisch.
    »Das wird nicht genügen. Wir hatten eine raue Überfahrt. Ich möchte, dass sie etwas Warmes in den Bauch bekommen.« Asha schob einen Daumen in den nietenbeschlagenen Gurt um ihre Hüften. »Lady Glauer und den Kindern soll es weder an Holz noch an Wärme mangeln. Bring sie in einem der Türme unter, nicht im Kerker. Der Säugling ist krank.«
    »Säuglinge sind oft krank. Die meisten sterben, und die Menschen trauern um sie. Ich werde Mylord fragen, wohin ich dieses Wolfsvolk stecken soll.«

    Asha packte die Nase der Frau mit Daumen und Zeigefinger und kniff zu. »Du tust, was ich sage. Und falls dieser Säugling stirbt, wirst vor allem du deswegen trauern.« Dreizahn quiekte und versprach zu

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