Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
»Was hast du gesagt, Mädel? Was macht Lord Tarly mit …«
»Frauenschändern«, beendete eine tiefere Stimme den Satz. »Er kastriert sie oder schickt sie zur Mauer. Manchmal beides. Und Dieben schneidet er die Finger ab.« Ein schwerfälliger junger Mann trat aus dem Torhaus, um die Taille hatte er einen Schwertgurt geschnallt. Der Wappenrock, den er über dem Stahl trug, war einst weiß gewesen, und hier und dort war er es sogar noch, unter Grasflecken und getrocknetem Blut. Das Wappen auf der Brust zeigte einen braunen Hirsch, tot und an den Beinen von einer Stange hängend.
Er. Seine Stimme traf sie wie ein Schlag in den Magen, sein Gesicht wie eine Klinge in die Gedärme. »Ser Hylo«, sagte sie steif.
»Lasst sie lieber durch, Jungs«, warnte Ser Hylo Hatz. »Das ist Brienne die Schöne, die Jungfrau von Tarth, die König Renly und seine halbe Regenbogengarde erschlagen hat. Sie ist ebenso niederträchtig wie hässlich, und es gibt niemanden, der hässlicher wäre, außer vielleicht dir, Pisspott, aber dein Vater war das hintere Ende eines Auerochsen, daher hast du eine gute Ausrede. Ihr Vater ist der Abendstern von Tarth.«
Die Wachen lachten, doch die Hellebarden teilten sich. »Sollten wir sie nicht ergreifen, Ser?«, fragte der Feldwebel. »Weil sie Renly ermordet hat?«
»Warum? Renly war ein Rebell. Genau wie wir alle, Rebellen bis zum letzten Mann, aber jetzt sind wir Tommens treue Truppe.« Der Ritter winkte die Bauersleute durch das Tor. »Der Haushofmeister Seiner Lordschaft wird sich freuen, diese Eier zu sehen. Ihr findet ihn auf dem Markt.«
Der alte Mann berührte unterwürfig seine Stirn. »Herzlichsten Dank, M’lord. Ihr seid ein wahrer Ritter, keine Frage. Komm, Weib.« Sie legten sich in die Riemen und zogen den Karren rumpelnd durch das Tor.
Brienne trabte hinterher, und Podrick folgte ihr. Ein wahrer Ritter, dachte sie und runzelte die Stirn. Hinter dem Tor zügelte sie das Pferd. Links in einer verschlammten Gasse sah sie die Ruine eines Stalls. Gegenüber davon standen drei halb bekleidete Huren auf dem Balkon eines Bordells und tuschelten. Eine ähnelte einer Marketenderin, die Brienne einmal gefragt hatte, ob sie eine Möse oder einen Schwanz in ihrer Hose habe.
»Dieser Schecke ist vermutlich das hässlichste Vieh, das ich je gesehen habe«, meinte Ser Hylo und deutete auf Podricks Pferd. »Es überrascht mich, dass Ihr ihn nicht reitet, Mylady. Hattet Ihr die Absicht, mir für meine Hilfe zu danken?«
Brienne schwang sich von ihrer Stute. Sie überragte Ser
Hylo um Haupteslänge. »Eines Tages werde ich Euch im Buhurt danken, Ser.«
»So wie Ihr Euch beim Roten Ronnet bedankt habt?« Hatz lachte. Er hatte ein sattes, volltönendes Lachen, obgleich sein Gesicht eher reizlos war. Ein ehrliches Gesicht, hatte sie einst geglaubt, ehe sie ihren Irrtum einsehen musste; struppiges braunes Haar, nussbraune Augen, eine kleine Narbe am linken Ohr. Er hatte ein Kinngrübchen, und seine Nase war krumm.
»Solltet Ihr nicht Euer Tor bewachen?«
Er verzog das Gesicht. »Mein Vetter Alyn ist auf der Jagd nach Geächteten. Ohne Zweifel wird er mit dem Kopf des Bluthunds zurückkehren, schadenfroh und mit Ruhm bedeckt. Währenddessen bin ich dazu verdammt, dieses Tor zu bewachen, und das verdanke ich Euch. Ich hoffe, Ihr seid damit zufrieden, meine Schöne. Wonach sucht Ihr?«
»Nach einem Stall.«
»Drüben am Osttor. Dieser hier ist abgebrannt.«
Das sehe ich. »Was Ihr zu diesen Männern gesagt habt … Ich war bei König Renly, als er starb, aber sein Tod wurde durch irgendeinen Zauber herbeigeführt, Ser. Ich schwöre es bei meinem Schwert.« Sie legte die Hand auf das Heft, bereit zu kämpfen, falls Hatz sie eine Lügnerin nannte und ihr dies offen ins Gesicht sagte.
»Ja, und es war der Ritter der Blumen, der die Regenbogengarde zerstückelt hat. An einem guten Tag hättet Ihr vielleicht Ser Emmon besiegen können. Er war ein unbesonnener Kämpfer und wurde schnell müde. Rois allerdings? Nein. Ser Robar war ein doppelt so guter Schwertkämpfer wie Ihr … wobei Ihr nicht einmal ein Schwertkämpfer seid, oder? Gibt es ein Wort wie Schwertmädel ? Welche Suche bringt die Jungfrau nach Jungfernteich, frage ich mich?«
Ich suche meine Schwester, eine Jungfrau von dreizehn, wäre es ihr beinahe entfahren, doch Ser Hylo würde wissen, dass sie keine Schwester hatte. »Ich suche einen Mann, und zwar in der Stinkenden Gans.«
»Ich dachte, Brienne die Schöne hätte mit Männern
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