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Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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magerer Lord mit einem schwermütigen Gesicht, dessen eingefallene Wangen sauber rasiert waren. Seine drei Fürsprecher nahmen ihren Platz zwei Stufen unter ihm ein, sie trugen sein Schwert und Schild und Banner. Sie waren dem großen Lord ähnlich, und Aeron hielt sie für seine Söhne. Einer entrollte sein Banner, ein großes schwarzes Langschiff vor einer untergehenden Sonne. »Ich bin Gylbert Weitwynd, Lord des Letzten Lichts«, erklärte der Lord dem Königsthing.
    Aeron kannte einige Weitwynds, ein sonderbares Volk, das Land an der Westküste von Groß Wiek und auf den verstreuten Inseln davor besaß, Felsen, die so klein waren, dass sie kaum eine einzige Familie ernähren konnten. Von diesen Inseln war das Letzte Licht die fernste; acht volle Tage musste man nach Nordwesten segeln, um dorthin zu gelangen, durch die Kolonien von Seehunden und Seelöwen und die Weiten
des grauen Ozeans. Diese Weitwynds waren noch sonderbarer als die Übrigen. Manche munkelten, sie seien Leibwechsler, gottlose Kreaturen, die die Gestalt von Seelöwen, Walrossen und sogar gefleckten Walen, den Wölfen des wilden Meeres, annehmen konnten.
    Lord Gylbert ergriff das Wort. Er sprach von einem wundersamen Land jenseits des Meeres der Abenddämmerung, einem Land ohne Winter und Not, wo der Tod über keine Macht verfügte. »Macht mich zu eurem König, und ich werde euch dorthin führen«, rief er. »Wir bauen zehntausend Schiffe, wie einst Nymeria, und stechen mit unserem ganzen Volk in See zum Land jenseits der Abenddämmerung. Dort soll jeder Mann ein König und jede Frau eine Königin sein.«
    Seine Augen, sah Aeron, schillerten mal grau, mal blau, so veränderlich wie das Meer. Die Augen eines Irren, dachte er, die Augen eines Narren. Die Vision, von der er sprach, war ohne Frage eine Schlinge, die der Sturmgott ausgelegt hatte, um die Eisenmänner in die Vernichtung zu locken. Unter den Gaben, die seine Männer vor dem Königsthing ausschütteten, waren Seehundsfelle und Walrosshauer, Armringe aus Walknochen und in Bronze gefasste Kriegshörner. Die Kapitäne sahen sie sich an, wandten sich ab und überließen sie Männern von niederem Rang. Als der Narr fertig war und seine Fürsprecher seinen Namen riefen, stimmten nur die Weitwynds mit ein, und nicht einmal alle. Bald erstarb der Ruf »Gylbert! Gylbert König!« Die Möwe kreischte laut über ihnen und landete auf einer der Rippen Naggas, während der Lord des Letzten Lichts den Hügel wieder hinunterstieg.
    Aeron Feuchthaar trat abermals vor. »So frage ich nun wieder. Wer soll unser König werden?«
    »Ich!«, dröhnte eine tiefe Stimme, und erneut machte die Versammlung den Weg frei.
    Der Sprecher saß in einem aus Treibholz geschnitzten Stuhl, den seine Enkel auf den Schultern den Hügel hinauftrugen. Es war eine riesige Ruine von einem Mann, von fünf Zentnern
Gewicht und fast neunzig Jahre alt, und er war in ein weißes Bärenfell gehüllt. Sein eigenes Haar war ebenfalls weiß wie Schnee, und der riesige Bart überzog ihn wie eine Decke von den Wangen bis zu den Schenkeln, so dass sich nicht genau erkennen ließ, wo der Bart endete und der Pelz begann. Seine Enkel, stämmige Burschen, kämpften nichtsdestominder auf den Steinstufen mit seinem Gewicht. Vor der Halle des Grauen Königs setzten sie ihn nieder, und drei blieben als Fürsprecher bei ihm.
    Vor sechzig Jahren hätte er vielleicht die Gunst des Things errungen, dachte Aeron, doch seine Zeit ist längst vorüber.
    »Ja, ich!«, brüllte der Mann von seinem Sitzplatz aus mit einer Stimme, die ebenso gewaltig war wie sein Körperumfang. »Warum nicht? Wer sonst? Ich bin Erik Eisenmacher, für die unter euch, die blind sind. Erik der Gerechte. Erik Ambossbrecher. Zeig ihnen meinen Hammer, Thormor.« Einer der Fürsprecher hielt die Waffe in die Höhe, damit alle sie sehen konnten; es war ein monströses Ding, dessen Kopf aus einem Eisenziegel von der Größe eines Brotlaibs bestand und dessen Stiel in altes Leder gehüllt war. »Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Hände ich mit diesem Hammer schon in Brei verwandelt habe«, sagte Erik, »aber mancher Dieb könnte euch davon berichten. Ich weiß auch nicht, wie viele Köpfe ich auf meinem Amboss zermalmt habe, einige der Witwen kennen die Zahl vielleicht. Ich könnte euch von meinen Heldentaten in der Schlacht berichten, aber ich bin achtundachtzig und würde wohl nicht lange genug leben, um die Geschichte zu Ende zu erzählen. Wenn Alter Weisheit bedeutet, ist

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