Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
es Euch zeigen? Etwas, das Ihr nicht mehr gesehen habt, seit man Euch abgestillt hat?« Abermals lachten die Männer. »Zitzen an einem König sind ein schrecklich Ding, geht so das Lied? Ralf, du hast mich erwischt, ich bin eine Frau … wenn auch nicht so ein altes Weib wie du. Ralf der Hinker … sollte es nicht heißen: Ralf der Hänger?« Asha zog einen Dolch zwischen ihren Brüsten hervor. »Ich bin auch eine Mutter, und hier seht ihr meinen Säugling!« Sie hielt ihn in die Höhe. »Und hier meine Fürsprecher.« Sie drängten sich an Victarions drei vorbei und stellten sich unter sie: Qarl die Jungfrau, Tristifer Botlin und der Ritter Ser Harras Harlau, dessen Schwert Nachtfall noch legendärer war als Dunstan Drumms Rotregen. »Mein Onkel sagt, ihr kennt ihn. Ihr kennt auch mich …«
»Ich möchte dich besser kennen lernen!«, rief jemand.
»Geh heim und erkenne dein Weib«, entgegnete Asha. »Mein Onkel sagt, er würde euch mehr von dem geben, was euch mein Vater gegeben hat. Nun, was war das? Gold und Ruhm, werden manche behaupten. Freiheit, ach so süß. Ja, so ist es, das hat er uns geschenkt … und dazu Witwen, wie euch Lord Schwarzfluth berichten kann. Wie vielen von euch wurde das Heim niedergebrannt, als Robert kam? Wie vielen wurden die Töchter geschändet und die Häuser ausgeraubt? Verbrannte Städte und geschleifte Burgen hat euch mein Vater gegeben.
Die Niederlage hat er euch geschenkt. Mein Onkel hier wird euch davon mehr geben. Ich hingegen nicht.«
»Was bekommen wir denn von dir?«, fragte Lucas Dorsch. »Strickzeug?«
»Ja, Lucas. Ich stricke uns ein Königreich.« Sie warf den Dolch von einer Hand zur anderen. »Wir müssen die Lektion lernen, die dem Jungen Wolf erteilt wurde, der jede Schlacht gewonnen hat … und alles verlor.«
»Ein Wolf ist kein Krake«, widersprach Victarion. »Was der Krake einmal gepackt hat, lässt er nicht mehr los, sei es ein Langschiff oder ein Leviathan.«
»Und was haben wir gepackt, Onkel? Den Norden? Was ist das schon, Land, das Meilen und Meilen und Meilen weit vom Rauschen des Meeres entfernt liegt? Wir haben Maidengraben erobert, Tiefwald Motte, Torrhenschanze und sogar Winterfell . Und was können wir dafür vorweisen?« Sie winkte, und die Männer von ihrer Schwarzer Wind drängten nach vorn mit Truhen aus Eiche und Eisen auf den Schultern. »Ich gebe euch den Reichtum der Steinigen Küste«, sagte Asha, als die erste ausgeschüttet wurde. Eine Lawine von Kieseln rasselte die Treppe hinunter; graue, schwarze und weiße Kiesel, glattgespült vom Meer. »Ich gebe euch den Schatz von Tiefwald«, sagte sie, und die zweite Truhe wurde entleert. Kiefernzapfen fielen heraus und rollten in die Versammlung. »Und als Letztes das Gold von Winterfell.« Aus der dritten Truhe kamen gelbe Rüben, rund und hart und so groß wie der Kopf eines Mannes. Sie landeten zwischen den Kieseln und den Kiefernzapfen. Asha spießte eine mit dem Dolch auf. »Harmund Scharf«, rief sie, »dein Sohn Harrag ist in Winterfell gefallen, für das hier.« Sie zog die Rübe von der Klinge und warf sie ihm zu. »Du hast noch mehr Söhne, glaube ich. Wenn du deren Leben gegen Rüben eintauschen willst, ruf den Namen meines Onkels!«
»Und wenn ich deinen Namen rufe?«, wollte Harmund wissen. »Was dann?«
»Frieden«, erklärte Asha. »Land. Sieg. Ich gebe euch das
Seedrachenhorn und die Steinige Küste, schwarze Erde, hohe Bäume und genug Steine, damit sich jeder jüngere Sohn eine Halle bauen kann. Wir bekommen auch die Nordmänner … als Freunde, die an unserer Seite gegen den Eisernen Thron stehen. Eure Wahl ist leicht. Krönt mich, dann folgen Frieden und Sieg. Oder krönt meinen Onkel, dann gibt es noch mehr Krieg und noch mehr Niederlagen.« Sie schob den Dolch wieder in die Scheide. »Was wollt ihr, Eisenmänner?«
» SIEG!«, brüllte Rodrik der Leser, die Hände trichterförmig vor den Mund gelegt. » Sieg und Asha!«
» ASHA!«, wiederholte Lord Baelor Schwarzfluth. »ASHA KÖNIGIN!«
Ashas Mannschaft griff den Ruf auf. » ASHA! ASHA! ASHA KÖNIGIN!« Sie stampften mit den Füßen und schüttelten die Fäuste und schrien, während Feuchthaar ungläubig zuhörte. Sie würde das Werk ihres Vaters unvollendet lassen! Dennoch war Tristifer Botlin für sie, und mit ihm viele Harlaus, einige Guthbruders, der rotgesichtige Lord Merlyn, mehr Männer, als der Priester je erwartet hätte … für eine Frau !
Aber andere schwiegen oder besprachen sich leise mit ihren
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