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Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Verwunderung. Das sollte nicht sein. Sie lastete es Pycelle an; er hätte den Schweigenden Schwestern sagen müssen, dass Lord Tywin Lennister niemals lächelte. Dieser Mann ist so nützlich wie Brustwarzen auf einem Harnisch. Durch dieses angedeutete Lächeln erschien Lord Tywin in gewisser Weise weniger furchterregend. Dadurch und durch die Tatsache, dass er die Augen geschlossen hatte. Die Augen ihres Vaters waren stets beunruhigend gewesen; hellgrün, beinahe leuchtend, mit Gold gesprenkelt. Mit diesem Blick konnte er in einen hineinsehen, konnte erkennen, wie schwach und wertlos und schändlich man im tiefsten Innern war. Wenn er einen anblickte, hat man es gespürt.
    Ungebeten meldeten sich die Erinnerungen an das Fest, welches König Aerys gegeben hatte, als Cersei zum ersten Mal an den Hof gekommen war, ein Mädchen, grün wie Sommergras. Der alte Sonnwetter hatte davon geredet, die Zölle auf Wein zu erhöhen, da hatte Lord Rykker verkündet: »Wenn wir Gold brauchen, sollte Seine Gnaden doch einfach Lord Tywin auf seinen Nachttopf setzen.« Aerys und seine Speichellecker hatten laut gelacht, während Vater Rykker lediglich über seinen Weinbecher hinweg angestarrt hatte. Dieser Blick hatte noch lange angedauert, nachdem die Belustigung längst verflogen war. Rykker hatte sich abgewandt, sich dann wieder umgedreht und Vater in die Augen gesehen, den Blick ignoriert, seinen Krug Bier leer getrunken und war dann mit rotem Gesicht von dannen geschlichen, geschlagen von einem Paar unerbittlicher Augen.
    Jetzt haben sich Lord Tywins Augen für immer geschlossen, dachte Cersei. Von nun an werden alle vor meinem Blick zusammenzucken, jetzt müssen alle mein Stirnrunzeln fürchten. Auch ich bin ein Löwe.
    In der Septe herrschte Dämmerlicht, weil der Himmel draußen so grau war. Sollte der Regen jemals aufhören, würde die
Sonne durch die hängenden Kristalle hereinscheinen und den Leichnam in Regenbögen hüllen. Der Lord von Casterlystein hatte Regenbögen verdient. Er war ein großer Mann gewesen. Ich werde allerdings noch größer sein. In tausend Jahren, wenn die Maester über diese Zeit schreiben, wird man sich deiner nur noch als Königin Cerseis Erzeuger erinnern.
    »Mutter.« Tommen zupfte an ihrem Ärmel. »Was ist das für ein Gestank?«
    Mein Hoher Vater. »Der Tod.« Sie konnte es ebenfalls riechen; ein leiser Hauch von Verwesung hätte sie am liebsten die Nase rümpfen lassen. Cersei achtete nicht darauf. Die sieben Septone in ihren silbernen Roben standen hinter der Bahre und flehten inständig den Vater Oben an, Lord Tywin Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Als sie fertig waren, versammelten sich siebenundsiebzig Septas vor dem Altar der Mutter und begannen mit einem Gesang, in dem sie um ihr Erbarmen baten. Tommen zappelte bereits unruhig, und sogar die Knie der Königin schmerzten. Sie sah Jaime an. Ihr Zwillingsbruder stand da, als wäre er aus Stein gehauen, und erwiderte ihren Blick nicht.
    In den Bänken kniete ihr Onkel Kevan mit hängenden Schultern, neben ihm sein Sohn. Lancel sieht schlimmer aus als Vater. Obwohl er erst siebzehn war, hätte er für siebzig durchgehen können, ausgemergelt, mit grauem Gesicht, eingefallenen Wangen, eingesunkenen Augen und Haar, so weiß und spröde wie Kreide. Wie kann Lancel unter den Lebenden weilen und Tywin Lennister tot sein? Haben die Götter den Verstand verloren?
    Lord Gil hustete mehr als gewöhnlich und bedeckte die Nase mit einem Viereck aus roter Seide. Er riecht es auch. Großmaester Pycelle hatte die Augen geschlossen. Wenn er einschläft, wird er die Peitsche spüren, das schwöre ich. Zur Rechten der Bahre knieten die Tyrells: der Lord von Rosengarten, seine abscheuliche Mutter und seine geistlose Gemahlin, sein Sohn Garlan und seine Tochter Margaery. Königin Margaery, ermahnte sie sich; Joffs Witwe und Tommens künftige Gemahlin.
Margaery ähnelte ihrem Bruder sehr, dem Ritter der Blumen. Die Königin fragte sich, ob sie darüber hinaus noch mehr gemeinsam hatten. Unsere kleine Rose hat viele Hofdamen, von denen sie bei Tag und Nacht umgeben ist. Sie waren jetzt ebenfalls anwesend, fast ein Dutzend. Cersei betrachtete ihre Gesichter und fragte sich: Wer ist die Ängstlichste, die Liederlichste, welche ist am meisten auf Gunst erpicht? Welche kann ihre Zunge nicht im Zaum halten? Sie würde sich darum kümmern müssen, das herauszufinden.
    Es war eine Wohltat, als der Gesang schließlich endete. Der Geruch, den der Leichnam ihres Vaters

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