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Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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etwas durchzumachen.

    Der Reiter war ein kleiner Mann. Die Irre Maus, dachte sie beim ersten Blick. Irgendwie ist er mir gefolgt. Ihre Hand fuhr zum Schwertheft, und sie fragte sich, ob Ser Schattrich sie als leichte Beute betrachtete, nur weil sie eine Frau war. Lord Grandisons Kastellan hatte diesen Fehler einmal begangen. Umfried Wedelstab war sein Name gewesen, ein stolzer alter Mann von fünfundsechzig mit einer Hakennase und geflecktem Kahlkopf. Am Tage ihrer Verlobung hatte er Brienne gewarnt, dass er von ihr erwarte, sich nach der Vermählung wie eine anständige Frau zu benehmen. »Ich werde meine Hohe Gemahlin nicht in einer Männerrüstung herumtanzen lassen. In dieser Hinsicht werdet Ihr mir gehorchen, sonst muss ich Euch züchtigen.«
    Sie war sechzehn gewesen, und der Umgang mit dem Schwert war ihr nicht fremd, trotz ihrer Tapferkeit auf dem Übungshof jedoch war sie schüchtern. Dennoch hatte sie irgendwie den Mut aufgebracht, Ser Umfried zu erwidern, sie würde Züchtigung nur von einem Mann erdulden, der sie im Kampf besiegte. Der alte Ritter wurde purpurrot, stimmte jedoch zu, seine Rüstung anzulegen, um einer Frau zu zeigen, wo ihr Platz war. Sie kämpften mit stumpfen Turnierwaffen, daher hatte Briennes Streitkolben keine Stacheln. Dessen ungeachtet brach sie Ser Umfried das Schlüsselbein, zwei Rippen und löste gleichzeitig ihre Verlobung. Er war ihr dritter künftiger Gemahl gewesen und der letzte. Ihr Vater beharrte nicht noch einmal auf einem Verlöbnis.
    Falls ihr also wirklich Ser Schattrich auf den Fersen war , stand ihr möglicherweise ein Kampf bevor. Sie beabsichtigte nicht, sich mit dem Mann zusammenzutun oder sich von ihm zu Sansa verfolgen zu lassen. Er legt diese gelassene Überheblichkeit an den Tag, die mit Geschick an den Waffen einhergeht, dachte sie, aber er ist klein. Ich habe eine größere Reichweite und sollte stärker sein.
    Brienne war so kräftig wie die meisten Ritter, und ihr alter Waffenmeister pflegte zu sagen, sie bewege sich behänder, als
es einer Frau von ihrer Größe zustehe. Die Götter hatten sie außerdem mit Ausdauer gesegnet, die Ser Gutwinn als edle Gabe betrachtete. Mit Schwert und Schild zu kämpfen war eine ermüdende Angelegenheit, und der Sieg ging häufig an den Mann mit dem besseren Stehvermögen. Ser Gutwinn hatte sie gelehrt, mit Bedacht zu kämpfen und ihre Kräfte zu schonen, während sich der Gegner in wilden Attacken verausgaben sollte. »Männer werden Euch stets unterschätzen«, hatte er ihr eingeschärft, »und ihr Stolz wird sie drängen, Euch rasch zu überwältigen, damit es nicht heißt, eine Frau habe sie ernstlich auf die Probe gestellt.« Die Wahrheit dieser Worte hatte sie schnell erkannt, nachdem sie in die Welt hinausgezogen war. Sogar Jaime Lennister war diesem Irrtum in den Wäldern bei Jungfernteich erlegen. Wenn die Götter es gut mit ihr meinten, würde auch die Irre Maus diesen Fehler begehen. Vielleicht ist er ein erfahrener Ritter, dachte sie, aber kein Jaime Lennister. Sie ließ das Schwert aus der Scheide gleiten.
    Doch war es nicht Ser Schattrichs Fuchs, der an der Weggabelung erschien, sondern ein klappriger alter Schecke mit einem mageren Jungen auf dem Rücken. Als Brienne das Pferd sah, wich sie verwirrt zurück. Nur ein Knabe, dachte sie, bis sie das Gesicht unter der Kapuze erkannte. Der Junge aus Dämmertal, mit dem ich zusammengestoßen bin. Er ist es.
    Der Junge würdigte die Burgruine keines Blickes, sondern schaute zunächst die eine Straße hinunter und dann die andere. Nachdem er einen Moment gezögert hatte, lenkte er den Schecken in Richtung der Hügel und trabte weiter. Brienne beobachtete, wie er im Regen verschwand, und plötzlich begriff sie, dass sie den Jungen auch schon in Rosby gesehen hatte. Er folgt mir, wurde ihr klar, aber den Spieß kann man auch umdrehen. Sie band die Stute los, stieg in den Sattel und ritt ihm nach.
    Der Junge starrte beim Reiten auf den Boden und achtete auf die Furchen in der Straße, die sich langsam mit Wasser füllten. Der Regen übertönte den Hufschlag ihres Pferdes, und zweifelsohne half auch die Kapuze des Jungen. Denn der drehte
sich nicht ein einziges Mal um, bis Brienne ihn erreicht hatte und seinem Traber mit dem flachen Langschwert einen Schlag aufs Hinterteil versetzte.
    Das Pferd stieg, und der hagere Junge flog aus dem Sattel, sein Mantel flatterte auf wie ein paar Flügel. Er landete im Schlamm und kam mit Dreck und braunen Grasstängeln zwischen den

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