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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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verfluchten Rabenmänner, Robert. Wie Zecken im Gras sind sie! Kein normaler Mensch kann nach Einbruch der Dunkelheit noch sicher sein." Zoltan drehte sich zu ihm um, Zornesflecken auf den Wangen.
    »Gütige Götter, was ist denn passiert?« Robert schob die Teetasse über den Zeitungsbericht. Der Küchenchef fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als wolle er böse Bilder vertreiben, sich selbst beruhigen. 
    »Seit einem Jahr gibt es sie, diese verdammten Rabenmänner, mittellose Adlige, verstoßene Adlige, Adlige, die in den Arsch des Kronprinzen kriechen. Mindere Zauberer, wenn überhaupt, aber mit so viel Energie wie blaues Pulver. Sie streifen des Nachts durch die Straßen mit ihren Schnabelmasken, wie Hyänen. Zuerst schikanierten sie die Leute nur, dann setzte es immer häufiger Prügel, schließlich verschwanden Menschen«, er schnippte mit seinen dicken Fingern, »einfach so!« Eine Träne rollte dem stämmigen Mann über die stoppelige Wange. So hatte Robert ihn noch nie erlebt, so verletzlich. Der Küchenchef wischte die Träne mit dem Ärmel fort, brummte etwas von Verdammnis und der Totengöttin Hel.
    »Zoltan, bitte.« Robert stand auf, trat näher an den bulligen Mann heran. »Magst du mir nicht endlich erzählen, was vorgefallen ist?«
    »Die kleine Liesel, sie haben sie geschändet und zerschunden wie ein Stück ...! Sie war kaum wiederzuerkennen, das arme Mädchen. Wer tut denn so etwas?« Robert wurde warm zwischen den Schulterblättern. Das war sie gewesen? Die kecke Blonde, die ihn so oft bedient hatte, immer freundlich und ein Lächeln auf den Lippen? Er hatte sie nicht erkannt, der Nebel, das viele Blut. Ein zweiter Gedanke stieß den ersten beiseite: ›Sie war eine Angestellte des Hotels! Und wem hatte sie Tee und Schokopudding gebracht? Ihm! Robert Humberstone.‹ Robert stand entgeistert da, es war ehrlich empfundene Fassungslosigkeit. Nur fasste Zoltan sie falsch auf, zum Glück.
    »Ich sehe, du weißt, wen ich meine, Robert. Tut mir leid, dass ich dich damit belästige, aber ich denke über nichts anderes mehr nach.« Zoltan zog ein kariertes Taschentuch hervor und schnäuzte sich. »Das Mädel arbeitet sich halb zu Tode, damit sie ihre Mutter durch den Winter bringen kann. Eine Schicht hier im Hotel, eine weitere in einer Taverne im Hafenviertel. Jeden Tag zwanzig Stunden hartes Malochen und dann …« Zoltan brach den Satz ab, sank auf das Sofa.
    ›Eine Taverne im Hafenviertel? Vielleicht ganz in der Nähe der Windgasse? Dort, wo er sein geheimes Zimmer hatte.‹ Roberts Verstand rotierte. ›Wurde er jetzt paranoid? Sah er bereits die berühmten Geister des Nordens? Doch nein, er lag weder lächelnd in der Spalte eines Gletschers, noch sank er in die Tiefen des unermesslichen Meeres hinab, oder etwa doch? Nur auf eine andere Weise?‹ Ihm schmerzte der Kopf. Er rieb sich die Stirn, denn nun musste auch er böse Geister vertreiben. Robert zog seine Geldbörse hervor, er konnte nicht anders, das war die Art, wie Reiche der Unbill des Lebens begegneten. Man bestach das Leben, kaufte es, oder bezahlte andere, damit sie es bestechen konnten. Zoltan bemerkte die unbeholfene Geste.
    »Lass gut sein, Robert. Ich weiß, wie du es meinst, aber es ist bereits für alles gesorgt worden.« Der Chefkoch erhob sich mühsam aus den Polstern, wirkte gestärkter, kämpferischer als noch Sekunden zuvor. »Ein wahrer Held hat die Liesel in Sicherheit gebracht.« Er hob den schwieligen Zeigefinger empor. »Ließ 'ne ganze Silbermark für sie da! Dafür könnte sie glatt ein paar Wochen im Hospital bleiben.« Er ging an den Tisch, nahm die Teetasse beiseite und tippte auf das Titelbild der Zeitung darunter. Roberts Herz schlug schneller. »Dem da gehört unser Respekt, junger Lord. Hat die Rabenmänner echt das Fürchten gelehrt.« Der Koch sammelte das benutze Geschirr behände auf, stellte es zurück auf das Tablett. Robert schwieg, lehnte hilflos am Kamin.
    » The Night Captain haben sie ihn getauft. Ich an seiner Stelle hätte die Bastarde getötet.« Mit diesen Worten verließ ein alter Freund der Familie die Suite. Die Tür schloss sich - leise.
    Es war die abrupte Stille, die Robert plötzlich nicht mehr ertragen konnte. Seine Beine wollten nicht mehr stehen, sein Kopf nicht länger auf diesen Schultern ruhen, willkürliche Wut durchfuhr ihn, einem Fieber gleich. Er setzte sich. Es dauerte unendliche Zeit, bis er wieder seinen eigenen Namen in seinem Herzen finden konnte. Doch was war der noch

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