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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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zitterte gar im Schlaf, als träume er von der gleichen Dunkelheit, die Robert so tief in sich spürte.
    Gegen Mitternacht legte er Holz nach, nahm sich eine Ölfunzel, die man am Bett einhaken konnte und begann. Er schrieb seinem zweiten Ich, oder einem guten Freund, den er nicht hatte. Aber er musste Distanz in die Worte bringen, so war es einfacher für ihn, die Wahrheit zu sagen. ›Wen wollte er belügen? Sich selbst? Nein, in diesem Buch gab es keinen Platz für dumme, sinnlose Versteckspiele.‹
    Robert legte eine neue Platte auf das Reisegrammophon: Shane Calhoun - Away . Ein Klavierkonzert aus der Royal Albert Hall. Dieses Lied hatte damals Roberts Haare kribbeln lassen. Seitdem hörte er es immer wieder, wenn er in dieser Stimmung war. Es waren traurige, beinahe verlorene Töne, die dennoch wie ein Zauber wirkten, der nichts anderes tat, als ein Weg zu sein. Ob hinauf oder hinunter, das entschied man ganz allein.
    Der Füllfederhalter kratzte über die Seite, flog mit schwarzen Federn, floh, schrie nach einem Menschen, der verstand, der all die Finsternis in eine Hand nehmen, an die Haut drücken konnte, damit sie endlich teilbar war.
    Der junge Lord schlief ein. Die Feder in der Hand, sickerte die Tinte in das Laken. Das Buch, noch offen, rutschte neben sein Bein. Das Öllicht flackerte nur noch ein unstetes Dasein. Seine Atemzüge wurden ruhiger, verebbten zu einem Heben und Senken. Träume begannen dahinter zu wüten.
    Poe hob den Kopf, blickte hinauf zu Taris, der von seinem Drachenkopf-Aussichtsposten mit nur einem Flügelschlag auf dem Bett landete. Seine metallische Kralle klackte dabei.
    Mit dem Schnabel zog der Wanderfalke das Buch aus Roberts Reichweite, achtete darauf, dass es sich nicht dabei schloss. Bis zum Rand des Bettes zog er es, dann blickte er Poe streng an.
    »Hilfst du jetzt, oder nicht?« Der kleine Clangeist hatte ängstlich von der Halsbeuge aus zugesehen, verwirbelte sich zu Rauch und wurde genau auf der aufgeschlagenen Seite, die schon etwas vom Bett herunterhing, wieder ein Hamster.
    »Und du bist sicher, dass wir das wirklich tun sollten?« Seine Stimme war piepsig klein, doch hörte sie niemand außer dem Falken.
    »Fasst du jetzt mit an, oder nicht?«
    Poe nickte ergeben.
    Taris schob mit dem Schnabel das Buch über die Kante, ein Ruck ging durch die Zeilen, das Grammophon lief noch immer, verdeckte den Krach. Unten am Boden stöhnte Poe auf, dem der Buchrücken auf den rauchigen Rücken gefallen war, obwohl Taris vorsorglich einen Flügel darunter gehalten hatte.
    »Verdammt, ich glaub´ ich seh´ Wallhall, Taris«, quietschte er.
    Der Wanderfalke hopste auf die Bodendielen, neben ihn. Sein strenger Blick war ungehalten und amüsiert.
    »Laufe nicht ins Licht, Poe, nur nicht ins Licht gehen!« Der Falke kicherte. Für einen Moment wuselte ein pummeliger, grauschwarzer Hintern unter dem metallischen Buch, erst sackte es nach unten, dann hob es sich wieder, halb Rauch halb Geist, mit einem trotzigen Schniefen das wie ›Das war gar nicht lustig‹ klang.
    Sie bugsierten das Buch bis zum Schreibtisch und hoben es hoch, wobei Poe erneut Wallhall zu sehen glaubte, oder sah er einen Grizzlybären in einem weiten Wald. Der Falke klemmte sich vor Lachen den Schnabel zwischen die Federn.
    Endlich lag das Buch dort, wo Taris es haben wollte. Poe schnaufte theatralisch.
    Der Wanderfalke warf aus den zwei kleinen Kristallen in seinem mechanischen Auge einen etwas schummrigen aber steten bernsteinfarbenen Lichtstrahl auf das Papier. Poe stapfte, übermütig wie immer, wenn keine Gefahr drohte, über die Zeilen, las sie und hielt erschrocken inne.
    »Oh, armer Robbie! Du bist der dunkelste Zauberer, dessen Seele wir je beschützt haben.« Er blickte auf, die Vorderpfoten vor die weiße, flauschige Brust gezogen. »Das sollten wir nicht tun, Taris.«
    »Liebst du unseren Clanhäuptling, Poe?« Der Falke sah ihn ernst an. Das linke Auge war nun eine helle Lanze aus Licht, die noch immer auf die geschwungene Tinte auf dem Papier zeigte, auf die zuletzt geschriebenen Worte.
    Poe nickte ergeben.
    »Dann weißt du ja auch, dass wir es tun müssen!«
    »Ihr lasst da Mächte aufeinander los, die wir dann nicht mehr kontrollieren können!" Skee hob sich über die Tischkante, lugte nur mit zwei unheimlichen Augen darüber, der Rest von ihr war in unheilvollen Rauch gehüllt. Poe flitzte unter den Flügel des Falken und machte sich noch kleiner, als er ohnehin schon war. Er zitterte.
    »Seit wann

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