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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Schönheit ab, der Kerl würde das sicher nie wieder tun.
    Wenn es doch nur so gewesen wäre. Doch diese Stadt beherbergte viele Wahrheiten.
    Anevay aß und musterte dabei Francesca. ›Wie konnte jemand das Gesicht einer Göttin verletzen?‹ Es wollte nicht in ihren Kopf. Belanglose Gespräche folgten und Anevay musste sich ein Herz fassen, nicht zu schreien. Nachdenklich ging sie die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf. Ihr Rücken kribbelte.
    Den Nachmittag verbrachte sie damit, ihren Körper zu schonen. Sie machte einhundert Liegestütze auf den Fingerknöcheln, dann klemmte die Schienbeine unter das Bett und malträtierte die Bauchmuskeln so lange, bis diese aus ihrer Haut springen wollten. Keuchend stand sie am Fenster, die Dunkelheit nahte, der Fluss schwarz, die tausende Dächer Brooklyns im Blick, die wie die gebeugten Rücken stummer Vasallen aussahen. Ihre Augen hart, unversöhnlich. Die Tapete sah wirklich scheiße aus.
     
    Sie öffnete die Tür des Blueberry Diner, einen bitteren Geschmack im Mund, weil Leonardo Szuda ihr vor wenigen Minuten vorgehalten hatte, sie koste ihn bis jetzt nur Geld, und dieser Deckel sei mittlerweile verdammt groß.
    A setzte sich in eine der Sitzreihen mit den hohen Lehnen und fummelte an der Speisekarte herum. Man ließ ihr einfach keine Zeit. Für gar nichts. ›Der Artikel in der nordischen Zeitung, war das er gewesen? Der Tote, von dem Robert gesprochen hatte? Sie machte Schulden, wie zurückzahlen, wenn sie nicht Vokas letztes Urteil überstand? Ihren Vater finden, aber wie? Lebte er überhaupt noch? Suchte er nach ihr? Suchte LaRue nach ihr? Redbliss, Sweeny … ganz Fallen Angels ?‹
    »Hier, für dich.« Nathaniel stellte einen weißen Teller mit einem sehr breiten, dreieckigen Stück Blaubeerkuchen vor ihr ab. A sah auf, nahm die Mütze vom Kopf. ›Wieso musste sie an den Tod denken, wenn sie ihm in die Augen sah?‹ Sie kratzte sich in den Haaren, verwuschelte sie.
    »Danke«, nuschelte sie. Die Gabel sah makellos aus, der Kuchen auch.
    »Gleich geht's los, was?« Er strahlte, wirkte so ganz anders, als noch heute morgen, seine Schultern schienen breiter.
    »Ja.«
    A sah, wie er hinter dem Tresen seinen Lohn für den Tag bekam, er zählte nach, mit den Fingern und den Lippen.
    Draußen hatte der Wind eine Klinge für ungeschützte Gesichter geformt. Sie zogen ihre Mützen tiefer, ihre Handschuhe über, Nathaniel stapfte dennoch übermütig durch den Schnee. Es sei doch eigentlich nur Regen in einer weicheren Form, oder nicht? Anevay wusste es nicht. Aber sie lächelte.
    Vor dem Golden Zelluloid Theatre führte eine mit rotem Samt ausgelegte und mit zwei vergoldeten Geländern versehene Treppe empor. Es war eine Schlange davor, jemand brüllte gerade den armen Kerl hinter dem verglasten Ticketschalter an, der hektisch nach reservierten Karten suchte. Seine Uniform war lächerlich überkandidelt. Der ebenfalls übergroße Hut eine Zumutung.
    »Keine Angst, ich hab genug Geld.« Nathaniels Stimme war zuversichtlich, nur ein wenig besorgt.
    Anevay aber nahm etwas ganz anderes wahr. Sie begann alles zu taxieren. Sie legte den Kopf ein wenig schief. Der Kerl da, zwei Mäntel vor ihr, hatte unglückliche Schuhe an, er wippte mit ihnen herum, als stehe er auf einem kleinen Stein. Ein Mann vor ihr griff in seine Hosentasche, verfehlte sie, stocherte nach, dann fand er endlich das Gesuchte. Der Vorderste ließ die linke Schulter hängen, als wäre dort sein Mantel schwerer. Seinen Hut hatte er in die entgegengesetzte Hand genommen, hielt ihn in der Linken wie einen Schatz. Als würde er damit etwas abwehren können.
    Plötzlich gab es ein kleineres Handgemenge. Eine Frau fuchtelte wild mit dem beringten Zeigefinger vor einem Portier herum, den sie verdeckte. Ihre Stola aus weißem Nerz wippte dabei, als würde das arme Tier noch leben. Die toten Augen starrten Anevay an, als sei das ihre Schuld, dass es nun dort lag.
    »Das sind Karten für die Nachmittagsvorstellung, Lady, ich kann sie damit nicht reinlassen«, quäkte der unsichtbare Kerl. Jetzt mischte sich auch die männliche Begleitung der Dame ein und drohte verbal körperliche Konsequenzen an. Die Eingangstür schwang auf und Nick der Schmale trat auf den Plan. Jegliche Aufmüpfigkeit verebbte. Die Lady ließ ihren Finger sinken, als befürchtete sie, ihn sonst nie wieder zu finden, den Schmuck inklusive. Nick sah drohend an der Schlange entlang, ob noch irgendjemand etwas zu meckern hatte, doch alle hatten plötzlich

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