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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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gibt's die Story auch in der London Gazette.« Er leckte sich einen Finger und blätterte für Anevay um. Und da war es! Ein Mann, ein Held und darunter in fantastischer Schrift: The Night Captain.
    »Danke, Nathaniel«, murmelte sie, schon die ersten Zeilen des Berichts lesend:
    Erneut schlug der geheimnisvolle Night Captain zu. Lesen Sie dazu den Artikel von Edward Tinne auf Seite 6.
    A blätterte weiter:
    Hammaburg, wie Reporter aus sicherer Quelle erfahren haben, gab es gestern Nacht in der zweiten Hauptstadt des germanischen Kaiserreichs und der Stadt unseres ehrenvollen Kriegshafens, Hammaburg, eine weitere Heldentat des sogenannten Night Captain …
    Anevay verstand natürlich nicht alles. Das war Politik und auch noch die eines fernen, unbekannten Landes. Was sie aber verstand war, dass die Bevölkerung offenbar von einer Plage heimgesucht wurde, den Rabenmännern . Es wurde nicht näher darauf eingegangen, vielleicht aus Angst vor der Obrigkeit, sie wusste es nicht. Dennoch feierte man ganz unverhohlen einen englischen Captain , der kürzlich schon eine junge Frau gerettet und nun einen brutalen Mord aufgedeckt hatte. Dabei hatte er drei Rabenmänner der Demütigung preisgegeben, indem er sie mit dem nackten Hintern auf irgendeine Statue gebunden hatte. Ein vierter Rabenmann allerdings war nur noch tot aufgefunden worden. Ohne jede Verletzung. Die Vermutungen gingen jetzt soweit, dass der Geheimnisvolle auch noch ein Zauberer sein könnte.
    Anevay blickte auf. Nathaniel saß noch immer da, dicht an ihrem Hals, und las mit.
    »Wann ist das passiert?« Sie starrte ihn an und er rückte ein wenig zurück auf seinen Stuhl.
    »Nun, die Zeitungen kommen mit dem Schiff, also vor sechs, sieben Tagen vielleicht. Leider kann man das Datum nicht mehr lesen.« Er deutete auf eine Ecke oben links, wo ein Teefleck die Zahlen ausgelöscht hatte. Dez konnte man noch erkennen. A wollte eben die Seite ausreißen, als er ihr in den Arm griff. Ihre Sehnen spannten sich, die Finger machten eine Faust. Der Junge bemerkte es, ließ erschrocken los. Sie wurde von Voka trainiert, besser man reizte keine Kämpferin.
    »Du kannst nicht einfach da was rausreißen, Ragnar bringt mich erst um und dann zieht er es mir vom Lohn ab, bitte!« Anevay zog die Hand zurück. O.k., das verstand sie.
    »Hast du Lust mit mir ins Lichtspielhaus zu gehen, heute? Spätvorstellung?« Er stand auf, grinste wie ein Honigkuchenpferd. Anevay blickte ihn an, als habe er gefragt, ob er sie befummeln dürfe, jetzt gleich hier auf dem Tisch. Er runzelte ängstlich die Stirn, griff hektisch aus einem Holzfach neben ihr ein hiesiges Veranstaltungsheftchen, blätterte wieder, dann tippte er auf eine Anzeige:
    Kommen Sie, kommen Sie!
    Der neue Film von Leandra Vazan
    exklusiv im Golden Zelluloid Theatre.
    Im Schatten der Götter.
    Das müssen Sie gesehen haben!
    Eintritt: 1 Dollar. Loge: 2 Dollar
    Anevay lächelte nun. Er war wie ein Blatt im Wind, so ziellos, so unbekümmert. Nathaniel würde mal ein attraktiver Mann werden in ein paar Jahren, aber vorher würde ihn das Leben vermutlich durchrütteln, überfahren, einsaugen und durchgekaut in die Gosse spucken. Ihm fehlte die Härte für diese Stadt. Sie gab ihm die Hand. »Abgemacht.«
    Dabei schaute er aus der Wäsche, als wollten ihm gleich Flügel wachsen.
     
    Allein die Möglichkeit sich wieder einen Film mit Leandra Vazan anschauen zu können, entführte Anevay schmerzlich zurück in jene Zeit, als ihr Vater noch an ihrer Seite gewesen war, unverrückbar wie ein Fels. Als sie frei war, auch wenn sie dieses Wort jetzt nicht mehr so nostalgisch umarmte, denn es schien mehr eine jahrelange Flucht gewesen zu sein.
    Sie stapfte durch den Schnee, der Wind wurde zusehends kälter, ein paar der Nordmänner hatten etwas von einem Maschinenwinter gemurmelt, doch verstand A diese Bezeichnung nicht. Die Häuser rückten durch all das Weiß irgendwie zusammen, drängten sich, die Straßen wirkten enger, die Häuser bedrohlicher, weil sie sich im Himmel verloren und das gefiel ihr gar nicht.
    Das Mittagessen nahm sie wie üblich bei Francesca ein. Anevay betrat die Wohnung und sah Blut, das aus einer aufgeplatzten Lippen tropfte. Francesca hielt ein kariertes Geschirrtuch davor, lächelte. A erstarrte, ihr Herz fing Feuer, sie fragte, was passiert sei. Nur ein Kunde, der eine andere Meinung zur vereinbarten Summe hatte, mehr nicht. Sie müsse es Szuda sagen, beharrte A. Das sei schon längst geschehen, wiegelte die

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