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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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ein Ring fiel in ihre Hand, und dann auf das Bett.
    A wusste nicht viel über Ringe, nur dass sie einen Bund symbolisierten. Einen ewigen Bund.
    Da lag er nun, zwischen ihren Beinen. Ein einfacher Ring aus schwerem Silber, einfach, glatt, wie es schien, und doch auch eine Botschaft aus einer anderen, nordischen Welt. Wer immer ihn gefertigt hatte, er hatte Runen darin eingeritzt. Skrimmas kehliges Flüstern kehrte zurück in ihren Kopf.
    ›Eine Zeit wird enden, eine neue beginnen - Ragnarök!‹
    Sie überlegte nicht ob, sondern auf welchen Finger sie ihn stecken wollte.
    Die letzte Zeile war: Der Mond sank hinab, seine Lippen auf dem Meer. Und das Meer küsste zurück.
    Anevay zog den Ring über einen ihrer Finger, den Mittelfinger, dort schien er perfekt zu passen, schwankte kopfschüttelnd zwischen Legende und Wahrheit, presste ihre Lippen auf die Runen und küsste ihn.
    Zunächst geschah gar nichts.
    Doch dann stieg aus dem Silber plötzlich eine silbrig schwarze Mähne empor, vervollständigte sich zu einem Kopf, die Ohren angelegt, ein Gebiss, das wütend in den Himmel knurrte. Fenrir! Die eindringlichen Worte waren im Nu wieder da, näher, als sie es mochte. Und doch wollte sie nichts sehnlicher, als sich darin zu verlieren.
    Fenrir steht für unsere Angst! Das Unbekannte, Nove.
    Anevay wusste nicht wieso, aber mit dem Ring an der Hand fühlte sie sich plötzlich stärker, gefährlicher. Sie kannte einen mächtigen Zauberer, einen, der auf ihrer Seite war. Der Wolf ragte nun bis zur Kehle aus dem Ring. Die Zeichnung seines Fells war aus schwarz gefärbtem Silber gemacht, der Rest schimmerte in diesem klaren Ton, wie ihn nur reines Edelmetall besaß, und somit gleichzeitig Hell und Dunkel symbolisierte. Tag und Nacht. Es war schwer und ungewohnt, das Gewicht an der Hand zu spüren. Sie nahm den Kompass und drehte sich Richtung Osten, dort wo das Meer lag und noch weiter dahinter - Robert. Ich werde einen Weg finden. Das hatte sie gesagt und sie meinte es mit jeder Faser. Was immer Liebe sein mochte, wie sie entstand, oder beschrieben wurde, es spielte keine Rolle. Für sie war Liebe im Augenblick nichts anderes, als jemanden an ihrer Seite zu wissen, ihm ohne Wenn und Aber vertrauen zu können, etwas, das ihr Stärke und Halt war. Mochte auch eine Berührung fehlen, um all diese Gefühle anzufassen, es war ihr genug.
    Vorerst.
    A streute Spurenpulver aus, in der ganzen Wohnung. Sie hatte die Möbel so angeordnet, dass sie die ganze Wohnung durchqueren konnte, ohne einmal den Fuß auf den Boden zu setzen. Tische, Stühle, die Fensterbank, im Flur hing sie wie ein Bergsteiger in einer engen Schlucht, den Rücken gegen die eine Wand, die Füße gegen die andere gestemmt, griff in die Dose und warf aus dem Handgelenk den feinen Staub auf die Dielen. In der Küche blieb sie schließlich auf dem Kühlschrank sitzen und trank Getreidemilch, fuhr sich über die länger werdenden Kopfhaare, eine Kämpferin ohne Rüstung zwar, nur mit ihrem Herzen bewaffnet, aber eine Kämpferin. Wer immer hier gewesen war, sie würde ihn aufstöbern, finden und - wenn nötig - ausschalten. Nie wieder sollte man sie einsperren. Nie wieder. 
    Sie ruhte wie ein Tier in einer Höhle. Nicht ganz wach, aber auch kein echter Schlaf, weil es in der Dunkelheit flüsterte. Sie hielt die Augen offen, solange sie konnte, doch das war nur von kurzer Dauer. Einer Kerze gleich erlosch ihre Kraft, sowie der Tag der Nacht Platz machen musste. In die Decke eingedreht, die Beine an die Brust gezogen, den Ring an die Wange gedrückt, wo er ihre Wärme langsam in sich aufnahm.
    Es war noch tiefste Nacht, als Anevay aufwachte, die Augen verklebt, die Schultern kalt. Ein Geräusch drang ihr bis unter die Haut. Es war ein eisiger Ton, wie ein leises Kratzen, und es kam von den Bodendielen direkt vor ihrem Bett. Anevay wagte es nicht zu atmen, ihr Herz geriet in einen Sturm. Mit enervierender Langsamkeit bewegte sie die Hand unter ihr Kissen, umklammerte den Griff ihres Messers, die Ohren gespitzt wie eine Maus in ihrem Bau. Nein, keine Maus - ein Dachs. Ja, ein Dachs war besser, wehrhafter. Und dann erklang eine Stimme, mehr ein dunkles Raunen, das Anevays Körper bis in die tiefsten Haarwurzeln kribbeln und ihre Gedanken erstarren ließ: »Ich bin der Jäger«.
    Bevor die Angst ihr Herz spalten konnte, fasste sie das Messer fester, riss die Decke beiseite, schrie, stand gleichzeitig auf und wich in die hinterste Ecke zurück, den Arm mit der Klinge

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