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Das Limonenhaus

Titel: Das Limonenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Schlüsselbeinen entlang, wollte ihn festhalten, seine Kraft spüren. Ich fuhr, auf einmal mutig geworden, unter seinen Pullover, sein T-Shirt, strich kräftig über die stramme Haut am Rücken, kniff ihn sanft in seine Taille, bis er kurz auflachte und flüsterte: »Was tust du?«
    »Ich gucke nur kurz was nach.« Ich schaute ihm von ganz nah ins Gesicht, in seine Augen, bis ich es begriffen hatte:
Es war wirklich Phil, in den ich verliebt war, nicht in eine Idee oder ein trügerisches Bild, sondern direkt in seine Person.
    »Und?«
    »Ja, du bist es.«
    Irgendwann zog ich ihm seinen Pullover aus, dann streifte er mir meine Jacke und nach kurzem Zögern auch die Bluse ab. Die Nachtluft war kühl. Er gab vor, mich wärmen zu wollen, und küsste mir nur noch mehr Schauder auf die Haut. Eng umschlungen - er hinter mir, seine Hand auf meiner rechten Brust - lagen wir später, ohne uns zu bewegen, neben Matilde auf dem breiten Bett. Ab und zu nickte ich ein und träumte, dass ich genau so mit ihm lag. Wenn ich dann erwachte, lehnte ich mich an ihn, spürte seinen schweren Arm, glücklich, immer noch in meinem Traum zu sein. Bis zum nächsten Morgen.
     
    Wir packten, wir bezahlten und verabschiedeten uns von Giuseppe, der mir ein Glas mit eingelegten Kapern in die Hand drückte und dabei sagte: »Hat mich gefreut, hat mich gefreut. Sie werden eines Tages zurückkommen!«
    Ich nickte und brachte es noch nicht einmal fertig, diesen einfachen Gedanken zu Ende zu bringen. Ich konnte an gar nichts denken. Immer wieder landeten meine Vorstellungen bei Phils Händen und bei seinem Mund, und dann musste ich beides schnell anschauen. Wir sprachen nicht über die vergangene Nacht, sondern stolperten glücklich und verlegen über die Mole in das Tragflügelboot hinein. Ich befürchtete und hoffte zugleich, alle könnten mir ansehen, dass in der Nacht zuvor etwas Besonderes zwischen uns geschehen war.

    Eine Nachricht von Susa ploppte auf mein Handy:
     
    Guten Morgen! Seid ihr noch auf der Insel?
     
    Susa - es gibt eineVerfügung von Leonardo: ich darf Matilde haben! I
     
    Das ist ja super! Habe mir schon Sorgen um euch gemacht!
     
    Und das haben wir gefeiert
     
    Richtig so, du solltest viel mehr feiern!
     
    Ich habe ein schlechtes Gevnissen, er hat doch eine Freundin...
     
    Dann lass ihn das schlechte Gewissen haben! War es denn endlich mal gut?
     
    Noch nicht ganz endlich, aber sehr gut

Kapitel 21
    PHIL
    »Vinci, Vinci, ich kann doch hier nicht einfach aussteigen und nach Elio Vinci fragen«, murmelte Lella. Ihre Haut, ihr Gesicht, die Augen, alles leuchtete von innen. Trotz des wenigen Schlafs war sie wunderschön an diesem Nachmittag. Sie tat, als merke sie meinen Blick nicht, sondern schaute nach den Weihnachts-Lichterketten, die über der Einfahrtsstraße nach Pozzo vergessen in der Luft hingen.
    Wir waren auf der Autobahn recht schnell bis nach Bagheria gekommen und dort ins Landesinnere abgebogen, hatten Weizenfelder durchquert und steinige Hügel auf endlosen Landstraßen, die immer schmaler wurden, hinter uns gelassen.
    »Das sieht zwar aus wie eine Abkürzung, ist aber wirklich der einzige Weg«, sagte Lella und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Ich streichelte ihre Hand, die leicht und schüchtern auf meinem Oberschenkel lag. Das Auto, das ich in Milazzo gemietet hatte, war deutsch, groß und neu. Ich hatte auf einen Kindersitz bestanden und auch darauf, meine Kreditkarte zu verwenden. Wir fuhren an Orten vorbei, deren Namen so kompliziert waren, dass ich es nicht schaffte, sie im Vorbeifahren zu lesen, geschweige denn richtig
auszusprechen. Ich hatte keine Ahnung mehr, wo wir uns befanden. Nach mehreren scharfen Kurven kam es mir vor, als hätten wir die Himmelsrichtung gewechselt, statt nach Süden fuhren wir jetzt nach Nordwesten. In einem See, eher einer tiefen Pfütze, lag ein Pferd im Schlamm, die Zähne gebleckt, verendet mit einem letzten, klagenden Schrei. Mein Gott, wie lange lag es dort schon? Ich hielt die Luft an, bis wir vorbei waren. Dann erst bemerkte ich Lellas aufgerissene Augen und ihre Mundwinkel, die sie wie ein Clown hinuntergezogen hatte. Vom Rücksitz war nichts zu hören. Wir sahen uns an und hatten offenbar beide denselben Gedanken: Was für ein Glück! Matilde hatte das Pferd nicht gesehen.
    Schon von Weitem konnte man das graue Häusergewirr der Stadt erkennen. Pozzo lag auf einem dieser Hügel, von denen es hier so viele gab, und schaute aus unzähligen, halb

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