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Das Limonenhaus

Titel: Das Limonenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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diesen Claudio heiratest, der dich in die Falle hat laufen lassen, hast du eine Chance?«
    »Ja.«
    Ich war fassungslos über so viel sizilianische Logik. »Warum?«
    »Claudios Vater hat angedeutet, es würde helfen.«
    »Claudio, ich höre immer nur Claudio.« Ich musste verhindern, dass sie ihn heiratete, aber ich konnte hier nicht weg. Verdammte Brigida, verdammte Schwangerschaft, verdammte...!
    »Du begreifst das nicht, auf Sizilien gelten andere Regeln. Ich muss froh sein, dass Claudio so gute Beziehungen hat und mir diese Heirat überhaupt anbietet.«
    »Wenn er so gute Beziehungen hat, warum konnten ihn diese drei debilen Bodyguards dann erpressen? Warum musste er erst dich verraten und Matilde an sie ausliefern?«
    »Ich werde um Matilde kämpfen, auf welche Art auch immer!«
    »Gut«, sagte ich, fluchte aber innerlich: Mist. Mist. Mist. »Ich fahre jetzt nach Düsseldorf und melde mich wieder bei
dir. Ich weiß noch nicht, wann. Aber wenn du irgendwie Hilfe von Deutschland aus brauchen solltest...«
    »Nein, ich glaube nicht.« Es klickte, sie hatte aufgelegt.
    Ich hatte ihr noch so viel sagen wollen. Ich liebe dich! Ich vermisse dich! Ich denke die ganze Zeit an deine unübertrefflichen Brüste und sehe deinen Mund vor mir.
    Wollte mich jemand für diese Gedanken bestrafen? Ein höheres Wesen vielleicht? Oder Brigida? Auf der Anzeigetafel für meinen Zug standen jedenfalls plötzlich zwanzig Minuten Verspätung.
    Die Düsseldorfer Luft schien sich schwerer einatmen zu lassen als die sizilianische. Ich musste klingeln, denn ich hatte keinen Schlüssel für Brigidas Wohnung. Ich hatte auch keine Zahnbürste bei ihr, geschweige denn eine Schublade für meine Sachen. Zu spießig, zu piefig, einfach undenkbar. Ich ließ in ihrer Wohnung nie etwas zurück. Solange ich alles mitnahm, war jeder Besuch wie ein neuer Anfang, es gab weder Gewöhnung noch Routine.
    Der Summer ließ die Tür aufschnappen. Dritter Stock, die Wohnungstür war angelehnt. Ich hörte sie, sie war am Telefon, wahrscheinlich erzählte sie die Neuigkeit herum. Ich stellte Koffer, Stativ und Fototasche im Flur ab und folgte der Stimme. Sie saß in dem überdimensionalen Ohrensessel, der das leere Wohnzimmer mit einem Hauch von Gemütlichkeit ausstattete, trank Wodka und telefonierte. Wodka? In den nächsten neun Monaten würde Brigida ihr Mineralwasser wahrscheinlich nur noch aus Wodkaflaschen zu sich nehmen, die ungläubigen Blicke der Leute wären ihr das lästige Umfüllen wert.
    »Wir sehen uns dann später!« Das galt dem Telefon. »Meine
Gnade, das ging jetzt aber schnell.« Das galt mir. Brigida erhob sich mit einem zufriedenen Lachen im Gesicht. War ihr Busen durch die Schwangerschaft schon größer geworden? Er nahm in ihrem Glitzer-Ausgeh-Oberteil ein geradezu bedrohliches Ausmaß an.
    »Wie geht es dir?«, murmelte ich und beugte mich zu ihr herunter. Sie verpasste mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund und lief ohne Antwort aus dem Zimmer. Ihre hohen Absätze hallten auf dem Parkett, die Tür zum Bad knallte. Ob sie sich übergeben musste? Ich ging zum Sessel und beschnüffelte die Flasche, eine Geste, die ich mir für Brigida angewöhnt hatte. Aber natürlich roch ich nichts. Ich goss etwas in das von ihr gerade geleerte Glas und probierte. Kein Geschmack, aber ein Brennen auf der Zunge und hinten im Hals. Einen Moment später erreichte der Schluck meinen nüchternen Magen und wärmte ihn. Alkohol, keine Frage.
    Sie kam zurück und sah mich mit dem Glas in der Hand. »Na dann: Salute! Ich war gespannt, wie lange du brauchen würdest. Von meinem Anruf an hat es genau acht Stunden gedauert.«
    Ich war erstaunt, dass ich noch immer nichts für sie empfand, obwohl sie so dicht vor mir stand. »Und jetzt?«
    »Jetzt gehen wir tanzen! Ich habe Lust zu tanzen.«
    »Ich meinte eigentlich, wie geht es jetzt weiter?«
    »Acht Stunden... Ich glaube, du hast dich beeilt. Mit Einchecken und allem, Fliegen, dann noch mit der Bahn von Köln nach Düsseldorf, ja, ich glaube, das ist eine gute Zeit.«
    »Wie lange weißt du es schon?«
    Sie fummelte mit einer Zigarette herum. Seit wann rauchte sie?

    »Ich hatte so ein komisches Gefühl«, sie nahm die Zigarette wieder aus dem Mund, »du hast dich nicht gemeldet, und nächste Woche ist doch die Eröffnungs-Vernissage. Das hattest du wohl ganz vergessen! Ich habe dich vermisst, ehrlich, und die Räume sind einfach geil geworden. Die Sachen von Classner kommen supergut rüber. Aber es gibt

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