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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Sexszenen nicht mehr gewehrt hatte. Vielleicht begann sie tatsächlich langsam zu verstehen, welche Art Buch sie schreiben sollte. Vielleicht begriff sie endlich, dass sie auch etwas Erotisches schreiben konnte, ohne Erotikautorin zu sein.
    Zach rückte die Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht und fand eine Kopie des Vertrags, den die Vertragsabteilung entworfen hatte. Er war noch nicht unterschrieben. Und selbst wenn sie ihn heute unterschrieb, wäre er nicht gültig, solange er nicht seine Unterschrift daruntersetzte. Er las sich die Konditionen durch. J. P. war sehr großzügig. Es kam selten vor, dass Royal hohe sechsstellige Vorschüsse ausgab. Natürlich brachte Nora eine eigene, beeindruckend große Fangemeinde mit. Zach wusste, dass J. P. alles darauf setzte, durch ihren Namen dem ziemlich gesetzten Verlagshaus einen etwas lustvolleren Anstrich zu verpassen. Ein gewagter Zug, der sich vielleicht sogar auszahlen würde, wenn Zach seinen Job gut machte.
    Er lächelte, während er Noras Vertrag durchblätterte. Als Grace und er ihr erstes gemeinsames Haus gekauft hatten, war der Stapel Papier nicht halb so umfangreich gewesen. Arme Grace. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie am Küchentisch der kleinen, grauenhaften Wohnung gesessen hatte, die sie bei ihrem Umzug nach London unbesehen angemietet hatten. Sie waren damals erst ein knappes Jahr verheiratet gewesen. Sie hatte geglaubt, sie müsse die Bedeutung jedes einzelnen Wortes und jeder einzelnen Klausel aus dem Vertrag kennen. Stundenlang hatte sie am Tisch gesessen und über jeder einzelnen Seite gegrübelt. Er war zur Arbeit gegangen, und wenn er wieder nach Hause gekommen war, hatte sie wieder ein Dutzend neue Fragen gehabt. „Was bedeutet Vorkaufsrecht? Kennen wir den Marktwert? Müssen wir etwas beachten, wenn du von zu Hause aus arbeitest?“
    Es war so verflucht liebenswert gewesen, zu sehen, wie sie einen ganzen Tag damit verbrachte, zu versuchen, alles zu verstehen. Schließlich war Zach zu ihr gegangen, hatte die Papiere vom Tisch gefegt und sie direkt an Ort und Stelle geliebt. Er erinnerte sich noch so gut daran. Der Schreck, der sich auf ihrem Gesicht abzeichnete, als die Blätter sich auf dem Fußboden verteilten. Sie hatte geglaubt, er wäre wütend auf sie. Er erinnerte sich auch an ihr Lächeln, als er sie so heftig geküsst hatte, dass der Tisch dreißig Zentimeter nach hinten gerutscht war. Er erinnerte sich an ihr rotes Haar auf dem dunklen Holz und wie sie die Beine mit einem fast kindlichen Eifer um seine Hüften geschlungen hatte, während er sich in ihr bewegte.
    Er hatte mal gehört, es gebe nichts, das über das Bestehen oder Vergehen einer Beziehung so sehr entschied wie ein Hauskauf. Das war der Tag gewesen, an dem er beschlossen hatte, dass diese Beziehung Bestand haben würde.
    Zach legte den Vertrag beiseite, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen.
    Vielleicht hätten sie mehr Häuser kaufen sollen.
    Eine Stunde später verließ Nora das Hotel und ging zu ihrem Auto. Dabei verfluchte sie Søren die ganze Zeit. Sie fluchte immer weiter, denn sie fürchtete, wenn sie auch nur eine Sekunde in ihrem Zorn nachließ, würde sie hemmungslos in Tränen ausbrechen. Es war Monate her, seit sie miteinander gesprochen hatten. Sie hatte alles in ihrer Macht Stehende getan, um ihm aus dem Weg zu gehen. Manchmal hatte sie ihn im Club gesehen, sie hatten sich quer durch den Raum angeblickt. Die Umstehenden waren kaum merklich ein paar Schritte beiseitegetreten. Wie unbeteiligte Bürger, die nicht zwischen zwei Revolverhelden geraten wollten. Søren war heute jedoch nicht darauf aus gewesen, sie anzugreifen. Viel schlimmer: Er hatte mit ihr reden wollen.
    Nora ging das Gespräch in Gedanken noch einmal durch. Dieses Gespräch war, wie alle Gespräche, die sie inzwischen führten, ziemlich einseitig gewesen. Sie hatte auf dem Bett gesessen wie ein Kind, das gescholten wurde, weil es zu lange draußen geblieben war. Verlegen hatte sie ihren großen Zeh in den weichen Teppich gegraben, während er vor ihr gestanden und eine nach der anderen all ihre zahllosen Sünden aufgezählt hatte. Nora kannte ihn, seit sie fünfzehn war. Es war schon irgendwie erschreckend, wie viel Munition man im Laufe von achtzehn Jahren zusammensammeln konnte.
    Und dann, zum Ende hin, hatte er ihr endlich enthüllt, warum er sich die Mühe gemacht hatte, dieses Treffen zu vereinbaren. Er machte sich Sorgen um sie. Kingsley hatte ihm erzählt,

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