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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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allerdings schwerer ging, als er erwartet hatte.
    In diesem Moment warf sich Marie von der Seite zwischen Casanova und ihn.
    »Es ist nicht, wie Ihr denkt!«, hörte er ihre sich überschlagende Stimme durch einen lauten Knall hindurch. Maries fragender Gesichtsausdruck verblasste hinter einem hellen Lichtblitz, der aus der Pistole emporschoss, und seine Lider schlossen sich augenblicklich.
    Als Calzabigi die Augen wieder öffnete, sah er durch eine sich auflösende Rauchwolke, wie Maries Körper auf ein zufällig am Boden liegendes Kissen fiel. Auf Höhe ihres Bauches sickerte durch das Korsett Blut. Die Pistole glitt ihm aus der Hand.
    »Was habt Ihr getan?«, hörte er Casanova rufen, der vom Sofa aufsprang und sich neben Marie kniete.
    Calzabigi befahl seinen Beinen, zu ihr zu rennen, und seinen Armen, ihr zu helfen, doch beide verweigerten ihre Dienste. So stand er, von der Lautstärke der Explosion wie betäubt, und beobachtete Casanova, der eine Hand auf ihre Wunde legte und vergeblich nach einem Puls suchte. Der Venezianer hob ihren linken Arm und ließ ihn aus einiger Höhe fallen, sodass er hart neben ihrem Körper aufschlug.
    »Sie ist tot!«, schrie er Calzabigi entgegen. »Mausetot! Ihr habt Sie umgebracht!« Casanova sprang auf ihn zu, packte ihn an den Handgelenken und schüttelte ihn, als wolle er nun ihn zum Leben erwecken. »Versteht Ihr? Ihr habt Sie umgebracht!«
    Casanova ließ von ihm ab und lief zurück zu Marie. Dann hielt er plötzlich inne.
    »Ihr dachtet, wir würden …«, sagte er ungläubig und schlug sich auf die Stirn. Er zeigte auf eine Schale auf dem Tisch. »Eure Gemahlin hatte unerträgliche Schmerzen in den Gelenken, vielleicht wegen des Wetterumschwungs. Und ich habe ihr auf ihre Bitten hin Blutegel aufgesetzt. Vielleicht wisst Ihr, dass ich …« Er brach mitten im Satz ab. »Und Ihr dachtet …« Wieder sprach Casanova nicht zu Ende, sondern schüttelte den Kopf.
    Calzabigi blickte auf die Schale. Tatsächlich tummelten sich darin in einer Pfütze Wasser mehrere der sonderbaren Tierchen.
    Casanova betrachtete eine Weile Maries leblosen Körper vor sich, dann wandte er sich an Calzabigi. »Wir müssen fliehen. Sofort!«, sagte er und zog ihn am Ärmel zur Tür.
    Calzabigi verlor beinahe das Gleichgewicht.
    »Ich muss zu ihr!«, stieß er aus und versuchte, sich Casanova zu widersetzen.
    Der packte ihn fester am Arm. »Hört auf mich. Wenn wir jetzt fliehen, werdet Ihr in Freiheit weiterleben und nicht am Galgen oder im Kerker landen.«
    »Ich muss zu ihr«, wiederholte Calzabigi. »Ich habe sie geliebt!«
    Casanova deutete auf Marie, die leblos auf dem Boden lag. Mittlerweile hatte sich neben ihr eine kleine Blutlache gebildet. »Für sie könnt Ihr nichts mehr tun. Nun rettet wenigstens Euch!«
    »Was wäre das für ein Leben mit dieser Schuld!«, jammerte Calzabigi verzweifelt.
    »Ich habe Freunde, die Euch von Eurer Last befreien können«, antwortete Casanova, ohne lange zu überlegen.
    »Wie sollte das gehen – kennt Ihr etwa Gott?«, fragte Calzabigi zynisch. Nun ließ er seinen Tränen freien Lauf.
    »So ähnlich«, erwiderte Casanova. Er umfasste Calzabigis Hüfte und schob ihn sanft zur Tür.
    Calzabigi hielt sich am Türrahmen fest und warf einen letzten Blick auf Marie.
    »Was wird aus Charles?«, fragte er mit leerer Stimme.
    »Er ist ein Waisenkind«, entgegnete Casanova.
    Calzabigis Arm erschlaffte, und er ließ sich widerstandslos von Casanova hinausführen.

75
    R OM
    Trisha hatte nicht gut geschlafen. Vielleicht, weil heute endlich der große Tag war – der Tag der Ziehung.
    Doch vermutlich war das nur die halbe Wahrheit. Sie hatte den Gedanken schwer ertragen können, dass sie in einem flauschigen Hotelbett lag, während Henri einige Kilometer Luftlinie entfernt in einer Gefängniszelle saß, und das wegen ihr. Und wenn man diesem Verbeeck glauben konnte, war er sogar unschuldig. Und irgendetwas tief in ihr drin wollte Verbeeck glauben. Immer wenn sie die Augen geschlossen hatte, war ihr Henri erschienen, wie er im Flughafengebäude vor ihr abgeführt worden war und sie mit diesen traurigen Augen angeschaut hatte. Er taugte aufgrund seiner überheblich erscheinenden Art nicht besonders dazu, Mitleid zu erregen. Aber er wollte nicht aus ihrem Kopf verschwinden.
    Schließlich hatte Chads Schnarchen ihren Schlafambitionen den Rest gegeben. Er war gekommen, kurz nachdem Verbeeck und Pradeep verschwunden waren, und er hatte sehr verhalten auf die neuen Nachrichten

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