Das Los: Thriller (German Edition)
nichts an, und bat mich, endlich zu gehen. Es gab ein Gerangel. Er stürzte unglücklich. Dann hörte ich dich klopfen und versteckte mich im Badezimmer.«
Chad begann zu weinen. Immer noch vor ihr kniend, umschlang er ihre Oberschenkel und schmiegte seinen Kopf an ihre Beine.
»Scheiße, er war ein Mönch! Ich träume fast jede Nacht von ihm«, jammerte er unter Tränen. Dabei hielt er ihre Beine fest umklammert.
Sie spürte, wie ihre Jeans von seinen Tränen feucht wurde. Doch Trisha machte keine Anstalten, ihn zu trösten. Stattdessen stand sie starr wie eine Eissäule. Ihre Brust drohte zu zerspringen. Kurz schaute sie zur Zimmertür, die vielleicht zehn oder zwölf Schritte entfernt war. Sie musste unbedingt hier raus, aber vorher wollte sie die ganze Wahrheit erfahren.
»Und wo ist Pradeep?«, fragte sie. Das Beben an ihren Beinen hörte auf. »Was hast du inzwischen mit ihm gemacht?«
Chad schaute von unten zu ihr hoch. »Nichts. Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich schwöre es dir!«
Trisha senkte langsam den Kopf und fing seinen Blick auf. Seine Augen waren verweint, doch hinter dem Film aus Tränen wirkten sie kühl und undurchdringlich. Wie eine vereiste Scheibe im Winter. War das schon immer so gewesen, oder hatte er sich in jüngster Zeit verändert? Mit zitternden Gliedern beugte sie ihren Oberkörper Zentimeter für Zentimeter zu ihm herunter, packte seine Arme und löste sie vorsichtig von ihren Beinen. Er ließ es widerstandslos mit sich geschehen.
»Siehst du ein, dass ich es tun musste?«, fragte er schniefend.
In seine Stimme war so etwas wie Zuversicht zurückgekehrt. Trisha legte ihre Hände auf seine beiden Wangen, als wolle sie ihn trösten. Seine nasse Haut glühte. Vorsichtig schob sie seinen Kopf zur Seite. Er begann zu lächeln.
»Ich wusste, dass du mich verstehst, Baby«, flüsterte er und legte seine Hände zärtlich auf ihre.
Trisha konnte ihre Tränen erneut nicht zurückhalten, die nun direkt in Chads Gesicht stürzten.
»Du bist ein Mörder!«, schluchzte sie.
Im nächsten Moment hob sie ihr rechtes Knie und rammte es Chad mit aller Kraft ins Gesicht. Sein Kopf schnellte nach hinten, und er fiel zu Boden. Trisha machte einen großen Schritt und sprang über den stöhnend vor ihr liegenden Chad. Unglücklicherweise kam sie mit dem rechten Fuß auf dem Handtuch auf, das er zuvor verloren hatte, knickte um und verlor das Gleichgewicht. Schnell rappelte sie sich auf, doch ihr rechter Knöchel gab beim nächsten Schritt wieder nach, und ihr Bein knickte ein. Humpelnd näherte sie sich der Zimmertür, ohne sich umzublicken. Plötzlich legte sich von hinten ein Arm um ihren Hals, und ein harter Knochen drückte gegen ihren Kehlkopf. Sie versuchte, ihre Hände unter den Arm zu bekommen, doch er lag zu eng an ihrem Hals. Sie kippte nach hinten. Hinter sich fühlte sie Chads heißen Atem.
»Du Schlampe!«, schrie er wie von Sinnen in ihr Ohr. »Du undankbares Miststück!«
Sie hörte ihr eigenes Röcheln. Vergeblich versuchte sie, Luft zu holen. Gerade als sie glaubte, das Bewusstsein zu verlieren, löste sich jedoch der Griff, und sie wurde zur Seite geschleudert. Kaum hatte sie, nun auf dem Rücken liegend, wie eine an die Wasseroberfläche zurückkehrende Ertrinkende nach Luft geschnappt, warf sich ein schwerer Körper auf sie. Chads Knie bohrten sich in ihre Seiten und drohten, ihren Unterleib zu zerquetschen. Zwei Hände legten sich wie ein Schraubstock um ihren Hals, und vor ihren Augen erschien das hasserfüllte, knallrote Gesicht von Chad. Seine Augäpfel quollen aus den Höhlen. Die Sehnen an seinem Hals traten hervor, als sei sein Kopf durch Stahlseile mit dem Körper verbunden. Aus einem Nasenloch floss Blut.
»Du bist schuld!«, schrie er.
Sein Speichel spritzte in ihre Augen. Dann fühlte sie, wie ihr Hals noch stärker zusammengepresst wurde. Sie versuchte zu schlucken, zu schreien, zu atmen – doch vergebens. Ihre Hände krallten sich um seine Arme, und ihre Fingernägel durchdrangen seine Haut, doch er schien keinen Schmerz zu fühlen. Sie starrte ihn an, in der Hoffnung, dass ihr Blick ihn beruhigen konnte. Doch der Druck um ihren Hals stieg. Sie spürte, wie die Bilder vor ihren Augen verschwammen.
Plötzlich hörte sie ein Krachen. Im nächsten Moment lösten sich die Hände von ihrem Hals, Chads Gesichtszüge entglitten ihm, und er kippte zur Seite. Trisha rollte mit letzter Kraft zur Seite und massierte hustend ihren Hals. Eine Hand legte sich auf ihre
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