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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Hals. Die geröteten Wangen, die wulstigen Lippen und zwei wache, aber melancholisch dreinschauende Augen verliehen ihm ein gutmütiges Aussehen.
    »Heiliger Vater, dies ist Giovanni Antonio di Calzabigi aus Livorno.«
    Calzabigi wusste nicht recht, wie man sich einem Papst gegenüber verhielt, und machte eine tiefe Verbeugung, als stünde er einem König gegenüber.
    Der Papst musterte ihn mit strengem Blick. »Ihr seid also der Sünder«, stellte er tadelnd fest.
    »Ich wollte es nicht …«, brach es aus Calzabigi heraus.
    »Dafür seid Ihr aber ganz schön emsig gewesen. Paris, Brüssel, Berlin …«, entgegnete der Papst.
    Calzabigi blickte fragend zu Casanova.
    »Der Heilige Vater meint die Lotterien«, flüsterte er ihm zu.
    Calzabigi verstand noch immer nicht.
    »Was dachtet Ihr, warum Ihr hier seid?«, fragte der Papst mit einem Stirnrunzeln. »Es geht um diese falsche Religion, mit der Ihr seit Jahren das Volk infiziert.«
    »Religion?«, fragte Calzabigi ungläubig. »Es ist doch nur ein Spiel!«
    »Nur ein Spiel!«, wiederholte der Papst zu Casanova gewandt und lachte laut auf. »Sagt mir, Cavaliere«, sprach er zum Venezianer. »Was haben die Menschen bisher getan, wenn sie ihre Not lindern wollten?«
    »Sie haben gebetet, Heiliger Vater.«
    »Sehr wohl! Sie haben den Herrn um Gnade gebeten. Und was tun die Menschen in diesem Preußen heute, wenn sie auf der Suche nach Hoffnung sind?«
    Er schaute abwechselnd zu Casanova und Calzabigi, die es beide vorzogen zu schweigen.
    »Sie kaufen Lose!«, beantwortete der Papst seine Frage selbst. »Sie strömen zu Ziehungen von Nummern, als wären es Gottesdienste. Der Bau der katholischen Kirche in Berlin schreitet unterdessen nicht voran, wie mir berichtet wurde. Die Baustelle steht seit Jahren still. Welchen besseren Beweis könnte es geben, dafür, dass Ihr eine Ersatzreligion geschaffen habt?«
    Calzabigi wand sich unter den Sätzen des Papstes. Jedes Wort war wie ein Messerstich. Wenn der Heilige Vater schon so über ihn urteilte, wie würde es dann erst das Jüngste Gericht tun?
    »Die Menschen beten zu Gott, damit ihre Nummern gezogen werden«, hielt er dem Papst entgegen.
    »Das ist das Verwerflichste an Eurer Lotterie«, nahm der Papst seinen Einwand auf. »Ihr prophezeit den Menschen das irdische Glück, und darüber vergessen sie, dass es um viel mehr geht, nämlich um das himmlische Glück. Sie wenden den Blick vom Himmel auf ein Los in ihrer Hand. Ihr müsst einsehen, welch Sünde Ihr mit Euren Lotterien unter die Menschheit bringt.«
    Calzabigi schaute bedrückt zu Boden. »Bin ich deshalb hier?«
    Der Papst nickte. »Cavaliere Casanova hatte angeboten, es zu übernehmen, Euer Seelenheil zu retten und das aller Lottospieler, die ihr in Versuchung geführt habt.«
    »Aber Casanova … ich meine Cavalerie Casanova … Er selbst hat doch mit mir zusammen in Paris die Lotterie eingeführt, keine sechs Sommer ist es her«, meinte Calzabigi verständnislos.
    »Und er hat dafür gebüßt«, erwiderte der Papst. »Ein Jahr später kam er reumütig zu mir und hat mir seine Hilfe angeboten, um das Unheil wiedergutzumachen. Ich habe ihm zum Ritter des goldenen Sporns ernannt, und dass er nun Euch hierhergebracht hat, ist ein Beleg dafür, dass er sein Versprechen einlöst. Ihr dient also auch seinem Seelenheil, wenn Ihr auf meinen Vorschlag eingeht.«
    »Vorschlag?«, erkundigte Calzabigi sich neugierig. »Ernennt Ihr mich auch zum Ritter?«
    »Ich fürchte, Eure Sünde ist bedeutend größer als die von Casanova. Wie viele Gewinner habt Ihr mit Euren Lotterien geboren?«
    »Gewinner?«, fragte Calzabigi.
    Der Papst nickte. »Ihr würdet sie Glückliche nennen, da sie in den Genuss des irdischen Glücks gekommen sind. Ich nenne sie Unglückliche, da sie aufgehört haben, nach dem himmlischen Glück zu streben. Wie viele dieser Kreaturen habt Ihr geboren, indem Ihr an sie Vermögen aus den Lottokassen verteilt habt?«
    Calzabigi zuckte mit den Schultern. Zum ersten Mal wünschte er sich Hainchelin an seiner Seite. Er war sich sicher, dass dieser die Zahlen hätte auswendig repetieren können.
    »Es waren sicherlich über tausend in Preußen, mehr als vierhundert in Brüssel, und in Paris hatten wir ein paar Dutzend«, antwortete Calzabigi widerwillig. Es kam ihm vor wie ein Geständnis.
    »Könnt Ihr uns alle Namen der Gewinner mitteilen?«
    »Sie sind in Listen im Lotterieamt niedergeschrieben. Was wollt Ihr damit anfangen?«, fragte Calzabigi an beide

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