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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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plötzlich einen Dolch aus ihrem Gürtel. Schon wollte Calzabigi sich auf sie stürzen, um sich zu verteidigen, als sie mit zwei gezielten Hieben die Seile durchtrennte, die den Jungen streckten. Polternd fiel der Körper des Knaben auf den Tisch. Dann steckte die Alte ihren Dolch wieder zurück und blickte Calzabigi herausfordernd an. Dieser wandte sich schwer atmend zu dem Jungen, der sich wie ein Säugling auf dem Tisch krümmte. Er half dem Knaben auf und löste die restlichen Schlingen von seinen Gelenken. Anschließend hob er ihn vorsichtig vom Tisch und trug ihn aus dem Raum.
    An der Tür blieb er stehen und zeigte auf die anderen gefesselten Kinder. »Ihr macht sie umgehend los. Wie Ihr wisst, ist der König mir sehr wohlgesonnen. Er hat die Folter verboten. Da wird er sie in seinen Waisenhäusern erst recht nicht dulden. Ich werde regelmäßig wiederkommen und mit den Waisen hier sprechen. Und sollte ich hören, dass Ihr eines der Kinder weiter quält, werde ich dafür sorgen, dass Euch dasselbe geschieht. Habt Ihr verstanden?« Bei den letzten Worten überschlug sich seine Stimme.
    Madame Toussin blickte ihn irritiert an. »Aber Sire, der Bruder des Königs ist der Patron dieses Hauses. Er selbst hat dies alles hier angeordnet!«
    Calzabigi öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, schloss ihn jedoch sogleich wieder. Sich mit dem Bruder des Königs anzulegen wäre nicht klug.
    »Macht sie los!«, stieß er aus, nun weit weniger bestimmend.
    Zu seiner Überraschung ging die Alte zu den Tischen und schnitt mit ihrem Dolch die Seile durch. Die Kinder mühten sich von den Tischen und hinkten, die Seilreste hinter sich herziehend, an ihm vorbei in den Arbeitsraum, wo sie sich sogleich an freie Spindeln setzten und mit dem Spinnen begannen.
    »Bringt mich hier raus!«, befahl Calzabigi und zeigte, den kleinen Charles weiter auf seinem Arm tragend, auf die verschlossene Tür der Arbeitsstube.
    Wenige Minuten später trat er aus dem Gebäude und setzte den Knaben vorsichtig neben sich auf dem Bürgersteig ab. Nur langsam löste sich die Beklemmung, die ihn in dem Waisenhaus ergriffen hatte.
    »Was habt Ihr mit mir vor?«, fragte der Junge ängstlich.
    »Ich brauche dein Glück«, sagte Calzabigi und versuchte, mit einem warmherzigen Lächeln das Vertrauen des Knaben zu gewinnen.
    Dieser setzte einen bedauernden Gesichtsausdruck auf und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, da habt Ihr den falschen ausgewählt.«
    Calzabigi ging in die Hocke und strich ihm liebevoll über das Haar. »Mit dem Glück ist das so eine Sache, kleiner Mann! Meistens erkennt man es erst, wenn man es nicht mehr hat!« Während er dies sprach, nahm er die kleine Hand des Knaben in die seine.
    Langsam kehrte die Zufriedenheit zurück. Nun hatte er alles, was er für die Lotterie brauchte.

22
    L AS V EGAS
    Der letzte der anderen Spieler ging vom Tisch und nun saßen, wie von Trisha befürchtet, nur noch Chad, sie selbst und der Croupier dort. Es war bereits weit nach Mitternacht, und der Saal hatte sich geleert. Viele Tische waren verwaist, und am Ende des Raumes hatte das Reinigungspersonal mit dem Aufräumen begonnen.
    Das monotone Geräusch von Staubsaugern hatte Trisha in den letzten Runden müde gemacht, doch nun war sie wieder hellwach. Ihre Brust schnürte sich zusammen, und sie hatte das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen. Während sie instinktiv im Kopf den Wert seiner Chips überschlug, wurde ihr bewusst, dass er sie musterte. Sie hatte ein paar mehr Chips als er.
    Die Blinds waren so spät im Spiel enorm hoch, sodass er zum Start der nächsten Spielrunde einen der wertvolleren Chips als Einsatz vor sich legen musste.
    »Jetzt also nur noch wir zwei«, bemerkte er dabei und setzte ein trauriges Lächeln auf. »Wie früher.«
    »Zuletzt waren wir ja zu dritt«, fuhr Trisha ihn an.
    Die Angst der letzten Stunden, irgendwann mit Chad allein spielen zu müssen, war nun der Wut gewichen. Plötzlich schien das demütigende Erlebnis im Hotel wieder ganz nah. Sie glaubte sogar, die Brust der anderen wieder an ihrer Haut zu spüren, und strich mit einer raschen Bewegung über ihren Oberkörper, um das kribbelnde Gefühl zu verscheuchen.
    Sie nahm zwei Chips derselben Farbe und platzierte sie vor sich. Sie hatte ein Paar Dreien, kein schlechtes Blatt im Heads-Up .
    Chad nahm ihren Einsatz mit hochgezogenen Brauen zur Kenntnis und warf ihr einen taxierenden Blick zu. »Ich schätze mal, du setzt auf ein Pärchen«, orakelte er und beobachtete

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