Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
liegen, er noch völlig angezogen und sie vollkommen nackt, und nach dem Sex nicht auseinanderzugehen, wie er es üblicherweise bevorzugte. Val war die erste Frau, bei der er nicht den Drang verspürte, nach dem Koitus zu gehen. Sie wollte das auch, das hatte sie ihm unmissverständlich und mehrfach mitgeteilt, und noch viel mehr als das. Das machte ihn glücklich und ängstlich zugleich.
Hinter ihm hämmerte Jacob auf die PC -Tastatur, als wollte er sie zerstören. Rhys kannte niemanden, der mit dem Zweifingersystem schneller tippen konnte als sein Freund.
Ungeduldig sah er auf seine Armbanduhr. Wo blieb Val denn nur? Wenn sie sich ihm so nahe fühlte, warum spürte sie dann nicht, dass er die Dämonen der Vergangenheit ruhen lassen wollte? Dass es wehtat, über gewisse Dinge zu sprechen?
»Du denkst an Valentine, habe ich recht?« Jacob stellte sich hinter Rhys und spähte über dessen Schulter aus dem Fenster.
Jetzt, zur Mittagszeit, lag der Parkplatz in gleißendem Sonnenlicht. Rhys’ Augen taten weh von der Helligkeit, aber er wollte nicht verpassen, wenn Val ankam. »Sie versucht mich mit einem Lasso einzufangen. Aber ich bin ein wilder Hengst, der seinen Freiraum braucht.«
»Wenn sie dich einengt, warum bist du zu unserer Verabredung zum Mittagessen fünfundvierzig Minuten zu früh gekommen? Wir wollten uns um halb eins treffen, jetzt ist es Viertel vor zwölf. Du bist nur so früh hier, um sie abzupassen.« Ein Lächeln war in Jacobs Stimme zu hören.
»Unsinn! Es war kaum Verkehr. Ich bin gut durchgekommen.« Rhys wusste, dass sein Freund ihm die Lüge nicht abkaufte, aber sie war reiner Selbstschutz. In diesem Moment kam er sich keineswegs vor wie ein wilder Hengst – eher wie ein ängstliches Reh, das sich nicht traute, aus seinem Versteck zu kommen. Einmal gebissen, zweifach scheu , das Sprichwort traf auf ihn zu. Dabei sehnte sich Val mit all ihrer geballten Weiblichkeit nach seiner ungestümen Kraft und Dominanz. Er befürchtete, ihren Erwartungen an ihn nicht gerecht werden zu können.
Endlich fuhr sie auf den Stellplatz. Rhys atmete erleichtert aus und hoffte, dass Jacob es nicht mitbekommen hatte. Val parkte glücklicherweise in der Nähe des Fensters, sodass er sie im Auge behalten konnte. Sein Herz schlug schneller. Er ertappte sich dabei, wie er lächelte.
Jacob schnalzte. »Möchtest du eine Serviette?«
»Wie bitte?« Rhys schüttelte seine Hände aus, so unbändig war der Drang, Val zu packen und an sich zu ziehen. Er musste daran denken, wie er sie über seine Schulter gelegt und von der Straße in eins der Häuser getragen hatte. Wie ein Neandertaler war er sich vorgekommen. Er hatte sie auf die Matratze, die er neu gekauft und mühsam von seinem Pick-up bis in das Gebäude geschleppt hatte, gelegt und mit seinem Sperma als sein Eigentum markiert.
»Ich könnte dir eine aus der Kantine holen.«
»Wovon sprichst du, zum Henker?«, fragte Rhys mürrisch, weil Jacob ihn von Val ablenkte. Er wollte nichts verpassen, sie studieren und all ihre Bewegungen in sich aufsaugen, um sie sich in Erinnerung rufen zu können, falls die Kluft zwischen ihnen noch größer würde.
»Du sabberst«, sagte Jacob trocken.
Erschrocken wischte sich Rhys über den Mund. Erst dann ging ihm auf, dass sein Freund das im übertragenen Sinne gemeint hatte.
Hinter ihm lachte Jacob schallend auf. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, als sei dies ein intimer Moment zwischen Rhys und Val und als wolle er ihn mit seiner Geliebten alleine lassen. Das Rascheln von Papieren war zu hören. Scheinbar beiläufig, aber der Ernst in seinen Worten war unverkennbar, ließ er fallen: »Ich mag sie sehr, das musst du mir glauben. Aber – und bitte versteh das nicht falsch – sie tut dir nicht gut.«
Wag es ja nicht, so über sie zu reden! Kümmere dich lieber um dein eigenes Liebeschaos , lag es Rhys auf der Zunge, doch der Protest blieb ihm im Halse stecken. In ihrem Wagen lehnte sich Valentine zum Beifahrersitz hinüber und kramte in ihrer Handtasche.
»Seit ihr zusammen spielt«, Jacobs Worte gingen fast unter im Rattern des Druckers, »siehst du unglücklich aus, das ist alles, was ich sagen will.«
Das lag nicht an Valentine, sondern an ihm selbst. Die alten Wunden in ihm waren noch nicht verheilt. Plötzlich spürte Rhys schmerzhafte Stiche unter seinen Rippen und massierte seinen Brustkorb. Früher hatte er öfter darunter gelitten. Bis heute stand er diesem Kummer ohnmächtig gegenüber.
»Du bist
Weitere Kostenlose Bücher