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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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stürzen, indem sie sich als revolutionäre Masse aufspielte, deren Forderungen unverzüglich zu erfüllen seien.
    »Wenn man nur auf die Wirkung schaut, erhält man ein Bild, das einem gefallen mag oder nicht«, erwiderte Rosa. »Aber wie oft erzielen Taten nicht die Wirkung, die sie erzielen sollen! Und wenn man dann von der tatsächlichen Wirkung her schlussfolgert, kann man nur in die Irre laufen. Und was, wenn es Freikorpsleute waren, die genau das Bild erzeugen wollen, das du gerade gemalt hast? Die wollen, dass sich die revolutionären Parteien an die Gurgel gehen? Was dann? Oder sie haben tatsächlich geplant, mich zu ermorden, aber es verließ sie der Mut, als sie mich sahen und die Folgen ahnten, die der Mord hätte. Dass nämlich die Duldsamkeit dieser Regierung mit den reaktionären Umtrieben im Lande ein Ende haben und sie die Konterrevolution stellen würde, bevor die sich stark genug fühlt.«
    Jogiches zog an seiner Zigarette und wiegte den Kopf, als würden die Gedanken schwer von einer Hälfte seines Hirns in die andere geschoben. »Ich finde, die sind stark genug. Wir beherrschen die meisten Großstädte, sie das Land. München werden wir nicht halten können. Geschlagen haben wir sie nur im Ruhrgebiet, aber dort erwarten wir täglich einen Einmarsch der Franzosen. Und in den Städten organisiert sich die Konterrevolution im Namen der Meinungsfreiheit. Wir müssen alle sozialdemokratischen Zeitungen verbieten. Die tun so, als wären sie für eine bessere Revolution, für Eiapopeia auf Erden, wie die Deutschen sagen.«
    »Die Schwaben«, sagte Rosa.
    Jogiches lachte gequält. »Dir sind alle Deutschen Schwaben. Und im Grunde deines polnischen Herzens magst du sie nicht.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Zacharias.
    »Ja, ja«, unterbrach ihn Rosa. »Sie suchen meinen Mörder.« Sie begann im Zimmer umherzulaufen. »Haben Sie noch Fragen?«
    »Ja, wie sahen die Männer aus? Haben Sie irgend etwas an ihnen bemerkt, das aus dem Rahmen fiel?«
    Sie verharrte neben dem Sekretär, beugte sich zur Tischplatte und kramte in Papieren. Dann hatte sie ein Blatt in der Hand. Sie reichte es Zacharias. Die Skizze zeigte einen Männerkopf unter einer Schirmmütze. Der Mann hatte slawische Gesichtszüge, aber nur leicht angedeutet. Und er trug einen Ohrring. Über dem rechten Auge fehlte das mittlere Stück der Braue. »Das war der Anführer.«
    Zacharias hätte fast laut gejubelt. Das Bild eines Mannes mit markanten Merkmalen. Er würde das Bild dru cken lassen, und die Zeitungen würden es bringen. Dann mochte sich der Kerl auf irgendeinem Gutshof versteckt halten. Oder ins Ausland fliehen. Vielleicht sollten sie ihn doch erst einmal verdeckt suchen und ihn nicht vertreiben.
    Also kein Bild in der Zeitung. Zacharias verabschiedete sich, sammelte seine Begleiter, und sie fuhren zurück ins Präsidium. Im Sitzungsraum werteten sie aus, was sie herausbekommen hatten. Es war nicht viel, abgesehen von Rosas Zeichnung. Als Lohmeier und Gennat vorschlugen, das Bild zu veröffentlichen, widersprach Zacharias. »Erst einmal verdeckt suchen. Wir wollen die nicht verscheuchen, sondern fangen. Und Sie wollen das doch auch?« Er schaute die Kriminalbeamten streng an. Dann reichte er das Foto Lohmeier, der neben ihm saß. »Kennen Sie den?«
    Lohmeier schüttelte den Kopf. »Das wüsste ich.« Erst jetzt fiel Zacharias auf, dass Lohmeier stank, als wäre er ungewaschen. Vielleicht war es aber auch der Geruch der Angst.
    Die Zeichnung wanderte um den Tisch. Als sie vor Kramer lag, kratzte der sich am Kopf. »Verdammt!« sagte er. »Den kenn ich doch.« Er überlegte, dann schaute er zu Zacharias. »Und Sie kennen den auch.« Dann wandte er sich zu Geyer, der neben ihm saß. »Und du auch.« Geyer war überrascht.
    Zacharias schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Er wollte Kramer nicht stören bei seinen Überlegungen. Der zog sich an der Braue, scheuerte seinen Daumen an der fleischigen Nase. »Der war in Lichtenberg dabei, hat das Hauptquartier mit verteidigt. Und der soll die Genossin Luxemburg umbringen wollen, nachdem er vorher sein Leben riskiert hat für sie? Das ist doch verrückt.«
    Zacharias überlegte, wie vertrauenswürdig Kramers Behauptungen waren. Und war es nicht ein krasser Zufall, dass der Unbekannte gleich hier erkannt worden war? Er hatte ihn nie gesehen. Und Geyer offenbar auch nicht. Er versetzte sich zurück in das Gefecht ums Lichtenberger Quartier. Nein, er hatte die Gesichter nicht beachtet, es war

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