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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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Und wirkte es überhaupt? Konnte es nicht sein, dass die Leser abwinkten, das hätten sie sowieso geglaubt. Was sollte der arme E bert tun, um sich gegen Bolschewisten und Spartakisten zu wehren? Wenn die Republik keine Freunde hatte, mussten eben die Feinde sie verteidigen. Solange sie es taten, erwies sich Ebert als schlauer Fuchs.
    Und wann erschien das Extrablatt der Freiheit ? Das war das Wichtigste. Der USP würden die Massen glauben, denn dass Spartakus Ebert und Genossen für Verräter hielt, das wusste längst, wer es wissen wollte. Es gab keinen Vorwurf, der in den letzten Wochen nicht erhoben worden war. Verrat, Verrat, hatte es geheißen seit dem November ’18. Radek hatte recht. Wer immer in höchsten Tönen forderte und anprangerte, der fand keinen höchsten Ton mehr, wenn die Zeit gekommen war.
    Es knallte, Zacharias wurde umgeworfen, dann verschwand alles in einer Staubwolke. Er spürte ein Brennen an der Stirn. Er fasste hin, seine Hand war rot, als er sie anschaute. Blut floss ihm in die Augen. Er hörte einen furchtbaren Schrei ganz in der Nähe.
    Wo war Rosa? Er stand auf, überwand den Schwindel und schaute sich um. Dann sah er sie. Sie stand an der rückwärtigen Wand und starrte zur Tür.
    Mit zwei langen Sätzen war er bei ihr und zog sie zurück ins Hinterzimmer. Sie wehrte sich nicht, wäre aber ohne seine Hilfe keinen Schritt gelaufen. Das war der Schrecken detonierender Granaten, Zacharias kannte diese Lähmung aus dem Krieg.
    »Weg, wir müssen hier weg!« brüllte er. Draußen feuerte das Maschinengewehr. Dumpfe Schläge zeigten, dass die Genossen oben Handgranaten warfen. Solange sie Munition hatten, konnten sie sich noch eine Weile halten. Aber wie lange reichten die Munitionsvorräte?
    Wieder ein Schlag. Die Wand zum Vorraum bewegte sich, ein Riss zog sich diagonal von oben nach unten. Staub stieg auf. Geschrei. Dann ein Ruf: »Sie schicken Parlamentäre!«
    »Wo ist Leo, wo ist Karl?« fragte Rosa.
    Niemand antwortete. Dann sagte Zacharias: »Oben. Dort sollten auch Sie hingehen.«
    »Bringt die Parlamentäre zu mir«, sagte Rosa.
    Wenn die Parlamentäre Rosa Luxemburg sahen, würden sie das ihren Leuten melden. Sie war der größte Ansporn, das Spartakus-Hauptquartier zu nehmen. Aber Zacharias behielt seine Gedanken für sich.
    Es erschienen ein Leutnant und zwei Gefreite, letztere vielleicht Unteroffiziere, die in Mannschaftsdienst graden in einem Freikorps kämpften. Der Leutnant starrte Rosa an, er erkannte sie. Dann legte er die Hand an den Stahlhelm.
    »Sie wünschen?« fragte Rosa betont ruhig.
    »Geben Sie auf!« sagte der Leutnant. »Wir sichern Ihnen ehrenvolle Behandlung zu.«
    Rosa lachte. »Das haben Sie im Januar auch versprochen. Aber nicht gehalten.«
    »Wenn es Zwischenfälle gegeben hat, so bedauern wir das. Diesmal wird es keine geben. Geben Sie auf.«
    »Noske hat erklärt, dass jeder, der mit der Waffe in der Hand angetroffen wird, zu erschießen sei.« Sie trat neben Zacharias und zog dessen Mauser aus dem Gürtel. Der Leutnant wurde bleich, wahrscheinlich fürchtete er, gleich erschossen zu werden. Aber Rosa steckte die Waffe zurück in Zacharias’ Gürtel. »Jetzt haben Sie mich auch mit der Waffe in der Hand angetroffen. Wollen Sie sich gegen den Befehl des Inhabers aller Gewalt in Berlin versündigen, Herr Leutnant?«
    »Ich kann nur wiederholen: Niemandem, der die Waffe niederlegt, geschieht etwas.«
    »Dann gehen Sie hinaus, und sagen Sie Ihren hochwohlgeborenen Obertotschlägern, dass wir lieber mit der Waffe in der Hand sterben, als ohne Waffe vors Peloton gestellt zu werden.«
    Der Leutnant salutierte überkorrekt, dann zog er ab mit seinen Begleitern. Zacharias ging ihnen nach bis zur Haustür, dann kehrte er zurück in den Vorraum und befahl dem MG-Schützen: »Erschieß sie!«
    Der Mann schaute ihn erschrocken an.
    »Wenn die erfahren, dass die Genossin Luxemburg hier ist, werden sie alles tun, um uns niederzumachen. Es reicht, wenn der Leutnant sagt: Die Luxemburg ist da drin, ich hab sie selbst gesehen. Dann riechen sie Blut, holen von überall Verstärkung und werden uns zusammenschießen.«
    Der MG-Schütze schüttelte den Kopf. »So was mach ich nicht.«
    Zacharias stieß ihn zur Seite, drückte sich die Armstütze des MG an die Schulter, zielte, dann schickte er den Parlamentären zwei Feuerstöße hinterher. Er sah, wie sie fielen. Einen Augenblick herrschte völlige Ruhe, dann setzte wütendes Feuer ein. Sie duckten sich weg, Zacharias

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