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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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keine Tscheka, sondern ein Horch- und Schnüffeldienst. Vielleicht gelingt es uns jetzt, Däumig zu überzeugen. Am besten wäre aber, er träte das Ressort ab an jemanden, der was davon versteht. Nur traut sich keiner, das zu fordern, es gäbe sofort eine Regierungskrise.«
    Däumig erinnerte sich an Zacharias. »Da wollen Sie mir also einen Bolschewiken ins Haus setzen«, lachte er. »Aber meinetwegen. Soll er doch eine Untersuchungskommission bilden, die den Anschlag auf die Genossin Luxemburg aufklärt. Würde mich sehr interessieren, welche Figuren dahinterstecken. Wenn wir noch die Zeit dazu haben.«
    »Warum?« fragte Zacharias.
    Däumig schaute ihn erstaunt an. »Ganz einfach, weil wir bald eine große Schlacht schlagen gegen die Reichswehr und die Freikorps. Und weil ich nicht weiß, wer siegen wird.«
    Zacharias runzelte die Stirn. Das klang nicht optimistisch.
    »In Bayern haben die Konterrevolutionäre München eingeschlossen, und wir haben nichts, womit wir den Genossen helfen könnten, trotz aller großartigen Ankündigungen der Genossen im Lande. Schicken wir die Ruhrarmee nach Bayern, fallen die Franzosen im Ruhrgebiet ein. Ziehen wir Einheiten aus dem Osten ab, werden die Polen übermütig. Die hat der Landhunger gepackt, obwohl ich an deren Stelle mucksmäuschenstill wäre, da doch Trotzki auf die polnische Grenze marschiert. Und die Truppen in Berlin müssen auch bleiben, sonst haben wir die Freikorps aus Ostelbien an der Gurgel. Wenn die sich alle verbünden, werden wir ohne die Russen nicht lang durchhalten. Und ob die Russen wirklich helfen können, das müssen wir abwarten. Die haben ja selbst genug Ärger.«
    »Sie werden helfen«, sagte Zacharias. »Wenn wir untergehen, gehen sie auch unter. Davon sind sie jedenfalls überzeugt. Sie können sich nach Sibirien und anderswohin zurückziehen, sie haben genug Land im Rücken. Wir können das in Deutschland nicht, und das wissen die Genossen in Moskau.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr, oder wer immer sich für uns zuständig fühlt.« Däumig lachte, als hätte er einen schlechten Witz erzählt, über den sich nur der Erzähler amüsiert.
    Pieck sagte: »Und wenn wir Bayern und Ostpreußen erst mal aufgeben und alle unsere Kräfte zusammenfassen zu einem großen Schlag?«
    »Das klingt gut«, erwiderte Däumig. »Natürlich haben wir das erwogen. Aber erklären Sie das mal den Truppen vor Ort. Die Leute verteidigen ihre Fabriken, ihre Stadtviertel, die können Sie nicht einfach verschieben wie Reichswehreinheiten oder Freikorpssöldner.«
    »Was ist mit Ebert?« fragte Zacharias.
    »Den Genossen haben wir an einem geheimen Ort versteckt, zusammen mit ein paar anderen. Vielleicht brauchen wir sie noch für einen Austausch.«
    »Und das Tribunal?«
    »Warten wir’s ab. Wenn wir Ebert nicht austauschen, machen wir ihm den Prozess. Obwohl es genügen würde, ihn gleich zu verurteilen, der Fall liegt klar.«
    Er zündete sich eine Zigarette an und zog kräftig. »Wenn doch alles so klar wäre.« Dann fiel ihm ein, weshalb Zacharias hier war. »Sollten Sie nicht auf die Genossin Luxemburg aufpassen?« Er schaute Zacharias missmutig an. »Na gut, wenn die Genossen von Spartakus das so wollen. Ich stelle Sie ein, Sie bilden aus kompetenten Leuten eine Kommission, die den Mordanschlag auf die Genossin Luxemburg aufklärt. Ich werde die Miliz anweisen, Ihnen nach Bedarf zu helfen. Gehen Sie nachher zur Zahlstelle und holen Sie sich einen Abschlag auf Ihren Lohn. Bei uns gibt es einen Einheitslohn und auch keine Dienstränge. Aber wenn Sie sich Leiter der Untersuchungskommission nennen, dürfte Ihnen das genug Respekt verschaffen. Sie bekommen morgen einen Dienstausweis mit diesem Titel von mir. Und vergessen Sie nicht, sich dem Genossen Eichhorn, unserem Berliner Polizeipräsidenten, vorzustellen. Sie sind ihm zwar nicht unterstellt, aber der Genosse ist nicht unempfindlich.«

12
    E
    m il Eichhorn saß hinter seinem Schreibtisch im dritten Stock des Polizeipräsidiums und schnaufte. »Die werten Genossen bringen es fertig, innerhalb weniger Tage die Anarchie einzuführen, aber leider nicht den Sozialismus. Wir haben eine neue Polizei, genauer gesagt, ich baue sie gerade auf, und in Berlin läuft das schon ganz gut. Aber nun muss es eine Kommission geben, die der Regierung untersteht und Polizeiarbeit macht in einem Fall, der in die Zuständigkeit der Miliz gehört.«
    Er schlürfte irgendeine heiße Flüssigkeit, die er aus einer Porzellankanne in einen Becher

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