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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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Menschenmenge. Die Leute waren aufgebracht.
    Zacharias stürmte in die Reichskanzlei. Nirgendwo wurde er aufgehalten. »Wo?« brüllte er immer wieder. »Wo?«
    »Oben«, sagte jemand.
    Im obersten Stockwerk traf er auf eine Menschentraube vor einer Tür. Er drängte sich durch. Einen Mann, der sich ihm in den Weg stellte, schob er beiseite, dann öffnete er die Tür. Drinnen erkannte er Jogiches, Pieck und Sonja, dann auch Friesland.
    »Wo ist sie?«
    Sonja zeigte auf eine Tür. Er öffnete sie. Da saß Rosa an einem Sekretär und schrieb etwas. Sie war unversehrt. »Ich dachte, fürchtete, auf der Straße …«
    Sie lächelte ihn an. »Nun beruhigen Sie sich.« Das Lächeln verschwand. »Mir ist nichts passiert, nur ein paar Genossen, die mit mir sprechen wollten, die hat es böse erwischt. Zwei tot, drei oder vier verletzt. Ich stand daneben, aber mir ist nichts geschehen.« Sie zeigte auf einen Stuhl neben dem Sekretär. »Setzen Sie sich! Wo waren Sie?«
    Er erzählte vom Tod seiner Mutter.
    Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das tut mir leid«, sagte sie leise. »Da will ich Sie nicht mit unseren Dingen belasten.«
    »Doch«, sagte er. »Erst recht.«
    Rosa nickte. »Das kann ich verstehen. Ich würde es auch so machen. Immer weiter, es geht immer weiter. Auch wir werden sterben, und die Welt wird sich keine Sekunde aufhalten lassen. Haben Sie Geld für die Beerdigung? Haben Sie überhaupt Geld?«
    »Nein, so gut wie nichts mehr.«
    »Was für eine Stellung haben Sie überhaupt?«
    »Ich bin Ihr Faktotum«, sagte er.
    Sie lächelte. »Dafür sehe ich Sie aber selten.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir verlangen von den Menschen alles, aber denken nicht daran, dass sie auch leben müssen.« Sie stand auf, ging zur Tür. »Genosse Pieck, kommen Sie doch bitte mal.«
    Pieck kam ins Zimmer.
    »Ich möchte, dass der Genosse Zacharias eine Anstellung erhält, nicht bei der Partei, sondern bei einem Volkskommissariat. Der Genosse Zacharias könnte zum Beispiel zum Beauftragten für die Sicherheit der Volkskommissare ernannt werden. Reden Sie mit dem Genossen Däumig, der ist ganz zugänglich für Vorschläge. Der erste Auftrag für den Genossen Zacharias könnte darin bestehen, diesen Anschlag auf die Regierung zu untersuchen.«
    Pieck nickte eilfertig. »Das ist eine gute Idee, Genossin Luxemburg. Wenn der Genosse Zacharias Sie nicht beschützen müsste. Er hat das bisher nur sporadisch gemacht. Wenn ich etwas vorschlagen darf, dann sollte der Genosse ab sofort immer in Ihrer Nähe sein. Immerhin hat er schon mal einen Mordanschlag auf Sie abgewehrt.«
    »Nein, wir sollten dafür sorgen, dass die Regierungsgebäude besser bewacht werden. Das ist doch eine Kleinigkeit. Und die Talente des Genossen Zacharias würden wir nur vergeuden, wenn er den ganzen Tag herumsitzen würde. Nehmen Sie den Genossen Zacharias gleich mit und klären Sie das mit Däumig.«
    Die beiden Männer verließen den Raum. Däumig hatte sich im Reichsamt des Innern niedergelassen, nur drei Häuser weiter. Auf dem Weg schilderte Pieck, was geschehen war. Ein Trupp von acht bis zehn Bewaffneten mit roten Armbinden war in die Reichskanzlei eingedrungen, und der Anführer hatte nach Rosa Luxemburg gefragt. Sie hätten der Genossin eine wichtige Meldung zu überbringen. Tatsächlich wurde ihnen der Weg zu Rosa Luxemburg gewiesen, niemand kam auf die Idee, den Männern die Waffen abzunehmen. »Heutzutage läuft fast jeder mit einem Gewehr oder einer Pistole durch die Gegend.« Als die Männer ins Zimmer von Rosa eindrangen, war diese gerade dabei, sich die Forderungen einer Delegation der Siemens-Schuckert-Werke anzuhören. »Es kommen dauernd Delegationen, die dieses oder jenes fordern.« Die Eindringlinge hätten sofort das Feuer eröffnet, Rosa Luxemburg aber verfehlt. Unter den Delegierten aber hätten sie ein Blutbad angerichtet.
    »Eigentlich erstaunlich«, sagte Zacharias.
    »Was ist erstaunlich?«
    »Dass sie die Genossin Luxemburg verfehlt haben. Acht bis zehn Mann eröffnen das Feuer. Da kann man nicht vorbeischießen.«
    Pieck erwiderte nichts, sondern ging noch schneller. Dann sagte er: »Klar ist nur eines, wir brauchen eine deutsche Tscheka. Auch wenn das in dieser Regierung keiner kapiert außer dem Genossen Liebknecht. Wir müssen die Konterrevolution vernichten, bevor sie uns vernichtet. Aber die Sicherheitsfragen unterliegen dem Genossen Däumig. Der hat zwar so eine Art Nachrichtendienst aufgebaut für die USP, aber das ist

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