Das Luzifer Evangelium
Männer in den Kopf geschossen. Mit demselben Revolver. Einer nach dem anderen.
Alle vier hatten ein Bronzeamulett um den Hals getragen, auf dessen Vorder-und Rückseite eine Triquetra und ein Pentagramm geprägt waren.
4
Monique fuhr am nächsten Morgen zurück zu Dirk.
Ich weiß nicht, ob sie es aus Angst tat, er könne sterben, wenn sie nicht bei ihm war, oder weil ihre Auftraggeber eingesehen hatten, dass es kein Vorteil mehr war, sie an meiner Seite zu belassen.
Oder weil sie mich nicht mehr sehen wollte.
Sie stand mit Mantel und Koffer in der Halle, als ich aus meinem Zimmer nach unten zum Frühstück kam.
Déjà vu .
Ich betrachtete sie ein paar Sekunden, ehe sie mich erblickte. Sie nickte, als wollte sie mir damit still bestätigen, dass sie sowohl mich als auch die Jagd nach Luzifers Evangelium aufgab. Ich ging wortlos zu ihr und umarmte sie.
»Ich muss nach Hause«, schrieb sie.
»Verstehe.«
»Dirk.«
CC kam ins Haus. »Das Auto steht bereit. Guten Morgen, Bjørn.«
Er trug ihr den Koffer nach draußen.
»Seid ihr sicher in Amsterdam?«, fragte ich. »Dirk und du?«
Sie nickte.
»Noch eine Sache«, schrieb sie. »Egal, was du über mich denkst: Ich werde immer deine Freundin sein. Immer. Du bist mir nicht gleichgültig.«
Ich hielt inne.
»Du misstraust den Menschen zu schnell, Bjørn. Immer du gegen den Rest der Welt. Wenn es die Möglichkeit gibt, etwas falsch zu verstehen – eine Absicht oder ein Motiv –, entscheidest du dich immer für das Negativste. Die Welt besteht aber nicht nur aus Gegnern und Feinden. Wir haben keine bösen Absichten. Denk darüber nach.«
Es war der längste Text, den ich sie jemals hatte schreiben sehen.
Als sie meinem Blick begegnete, standen ihr Tränen in den Augen. Mir auch.
»Vielleicht solltest du bald damit anfangen, den Menschen um dich herum zu vertrauen, Bjørn Beltø.«
Sie lächelte traurig und reichte mir die Hand. Ich drückte sie. Sie fühlte sich klein und zerbrechlich an.
» Goodbye «, sagte ich.
Alles, was einem im Leben wichtig ist, ist vergänglich. Schönheit. Liebe. Hingabe. Nichts währt ewig.
Noch lange, nachdem Monique durch die Tür und damit aus meinem Leben getreten war, stand ich da und dachte über die Worte nach, die sie auf ihren kleinen, linierten Block geschrieben hatte.
Vielleicht solltest du bald damit anfangen, den Menschen um dich herum zu vertrauen, Bjørn Beltø.
5
»Sie sind ein harter Brocken«, sagte CC .
»Ich weiß. Das wurde mir schon öfter nachgesagt.«
Wir saßen jeder mit einem Glas Cognac in der Hand im Wohnzimmer. Zehn Stunden waren vergangen, seit Monique abgereist war. Ich vermisste sie. Das Wissen, dass sie mich hinters Licht geführt und ich sie verletzt hatte, bedrückte mich.
Ich bekam ihre Worte nicht aus dem Kopf. Vielleicht solltest du bald damit anfangen, den Menschen um dich herum zu vertrauen, Bjørn Beltø .
»Woran denken Sie?«, fragte CC .
»Warum haben Sie mir nicht alles gesagt, was Sie über Luzifers Evangelium wissen?«
»Ich unterliege der Schweigepflicht. Vieles von dem, was ich weiß, darf ich Ihnen nicht erzählen, ohne mich strafbar zu machen.«
»Aber Sie haben doch schon etwas erzählt.«
»Im Nachrichtendienst gibt es den Begriff des stufenweisen Protokolls.«
»Und der bedeutet?«
»Sagen Sie nie mehr als unbedingt erforderlich. Geben Sie Informationen an Dritte immer nur Stück für Stück preis. Keine Informationen, wenn diese nicht nötig sind. Halten Sie immer etwas zurück, um für weitere Verhandlungen noch etwas in der Hand zu haben.«
»Vertrauen Sie mir?«
»Natürlich. Ich vertraue Ihnen. Es ist nicht immer leicht, mit Ihnen umzugehen, insbesondere wenn Sie Ihre Launen haben, was ja häufig vorkommt, aber ich mag Sie.«
»Sollen wir ganz ehrlich zueinander sein?«
»Gerne.«
»Wird das Luzifer-Projekt von der CIA geleitet?«
»Ja und nein. Eigentlich nein. Im Grunde sind wir unabhängig. Aber damit die Öffentlichkeit keinen Einblick in unsere Finanzen erhält, werden wir über die CIA finanziert. Natürlich setzen wir sie fortlaufend ins Bild. Unsere wichtigste Verbindung zur CIA besteht darin, dass wir ihren kompletten Apparat nutzen können – also ihre Technologie, ihren Stab und ihre Agenten. Executive Order vom Präsidenten der USA .«
»Wem erstatten Sie Bericht?«
»Einer ziemlich exklusiven Gruppe.«
»Wem?«
»Das ist nun wirklich top secret .«
»Wieso sollte ich Ihnen weiterhelfen, wenn Sie mir nichts anbieten?«
»Es muss
Weitere Kostenlose Bücher