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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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fuhr das Metallgitter wieder hoch, die Gewölbetür glitt auf, und die drei Sockel kamen aus ihren Schächten gefahren und rasteten in ihrer ursprünglichen Position ein.
    Ich betrachtete die erste Seite der Handschrift unter der Glasglocke des mittleren Sockels, es war der zweite Teil von Luzifers Evangelium . Selbst durch das dicke Sicherheitsglas konnte ich erkennen, dass das Pergament aus dem gleichen Material war wie der dritte Teil. Weich, zeitlos.
    »Wissen Sie, wie das Pergament präpariert wurde?«, fragte ich.
    »Wir arbeiten noch an der Analyse«, sagte Dr. Gordon hastig.
    »Aber Sie haben doch sicher eine Vermutung?«
    Ihr Blick wanderte hilfesuchend zu CC , der sagte: »Unser Hauptaugenmerk galt bislang dem Inhalt. Wir haben weder sonderlich Gewicht auf die Qualität des Pergaments noch auf die Präparationstechnik gelegt.«
    »Haben Sie die Handschrift datiert?«
    »Ausgehend vom Inhalt ziehen wir den Schluss, dass …«
    »Ich meine, ob Sie eine C-14-Datierung des Pergamentes vorgenommen haben?«
    Dr. Gordon und CC tauschten Blicke. »Das war nicht erfolgreich.«
    »Ist das nicht merkwürdig?«
    »Doch. Das ist es.«
    Wieder diese Blicke.

Von: Primus Pilus
    Datum: 15. 06. 2009 18:22
An: Legatus Legionis
Kopie: Großmeister
Betreff: Bericht: Oxford
    Code: S/MIME PKCS7

    Dominus!
    Bjørn Beltø wurde in Oxford lokalisiert. Die Bewachung der Amerikaner um alle Lokalitäten, die von B. Beltø und C. Collins aufgesucht werden, wurde verstärkt. Wir müssen uns zuerst einen Überblick über die Sicherheitsvorkehrungen verschaffen, ehe wir Beltø dort rausholen.
    Primus Pilus: Bruder Cheresteşju

XI : Die Bitte
    OXFORD
15. – 16. JUNI 2009
    1
    Ich hatte geglaubt, wir würden nach London zurückfahren, aber CC wollte, dass wir in Oxford übernachteten. Wenige Wohnblocks vom Handschriftenlabor entfernt stand der Projektleitung ein herrschaftliches Haus mit mehreren Wohnungen und Suiten zur Verfügung. CC quartierte sich in einer Dreizimmerwohnung im ersten Stock ein, ich bekam eine Suite im zweiten Stock.
    Von einer neu eingerichteten Hotmail-Adresse schickte ich eine Mail an Thrainn, um mich zu vergewissern, dass mit ihm und der Handschrift alles in Ordnung war. Danach schrieb ich an Kriminalkommissar Henrichsen, teilte ihm meinen Aufenthaltsort mit und brachte ihn auf den neuesten Stand der Ereignisse. Er antwortete unmittelbar. Die norwegische Polizei, schrieb er, wäre bereits gestern Vormittag von italienischen Kollegen über die Entwicklungen in Italien informiert worden. Ein italienischer Polizeibericht war ihm im Laufe der nächsten Wochen zugesagt worden. Bis auf Weiteres wurden die Ermittlungen im Mordfall Christian Keiser deshalb auf Eis gelegt. Es schien, als hätten sich die Schuldigen der Strafe entzogen, schrieb Henrichsen lakonisch. Oder sich selbst bestraft, dachte ich.
    Nachdem ich mich ausgeloggt hatte, löschte ich den Verlauf im Browser und die temporären Dateien. Sicherheitshalber.
    Als ich eine Dreiviertelstunde später nach unten ins Wohnzimmer kam, sah ich Monique an einem Glas Sherry nippen, während CC sie über die Geschehnisse der letzten Tage informierte.
    »Monique!«, platzte ich in unverhohlener Freude heraus.
    »BJØRN!!!«, schrieb sie mit koketten Großbuchstaben auf ihren Block.
    Die Freude, sie wiederzusehen, überwältigte mich derart, dass ich sie am liebsten an mich gedrückt und ihr Gesicht mit feuchten Welpenküssen bedeckt hätte. Stattdessen begnügte ich mich mit einer leichten Umarmung, bevor ich das Gesicht in mitfühlende Falten legte und sie fragte, wie es Dirk ging.
    »Nicht so gut.«
    »Hat sich sein Zustand verschlechtert?«
    Bereits als ich die Frage stellte, war mir klar, wie die Antwort lauten würde. Monique nickte. Sie sah mich an, als ob sie zögerte, mehr zu sagen.
    »Sagen Sie es ruhig«, sagte CC und korrigierte sich selbst: »Schreiben, meine ich.«
    »Dirk will mit dir reden.«
    »Dirk? Worüber?«
    »Das weißt du.«
    Monique hatte einen Laptop mit integrierter Webcam dabei, den sie auf dem Tisch vor uns aufbaute. Sie loggte sich bei MSN ein, klickte Dirk mit einem Doppelklick in der Kontaktliste an und öffnete ein Gesprächsfenster. Sie stellten die Verbindung her. Ich sah eine Hand, die an der Kamera herumfummelte, bis sie richtig eingestellt war. Dann hörte ich Dirks raue Stimme. »So.« Die Wand hinter seinem Bett erschien auf dem Computerbildschirm. Er justierte die Kamera, bis sein ausgemergeltes Gesicht in der Mitte des Bildes war.

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