Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
Vom Netzwerk:
Das Gesicht eines Sterbenden.
    »Hallo, Monique, meine Liebe.«
    Monique hauchte einen Kuss in seine Richtung.
    »Hallo, Bjørn. Auch dies ist eine Möglichkeit der Begegnung. Neumodische Technologie! Hallo, Carl.«
    »Dirk!«, begrüßte CC ihn.
    Kannten sie sich?
    Dirk räusperte sich hustend. »Danke, dass Sie mir Ihr Ohr leihen wollen, Bjørn.«
    »Das wäre ja noch schöner.«
    »Wie Sie wissen, bin ich krank.«
    »Ja, ich weiß, Dirk.«
    »Nächstes Jahr würde ich achtzig werden. Stellen Sie sich das vor. Aber für mich wird es kein nächstes Jahr mehr geben. Ohne allzu sentimental oder selbstmitleidig klingen zu wollen, Bjørn, aber jeder Tag könnte mein letzter sein. So ist das. Ich habe mich mit dem Gedanken versöhnt. Wir müssen alle sterben. Früher oder später ist jeder von uns an der Reihe. Das Leben ist nur ein Hinauszögern des Unausweichlichen. Ich fürchte mich nicht davor.«
    Keiner von uns sagte etwas. Monique hatte angefangen zu weinen und schniefte leise.
    » Verdorie «, sprach Dirk weiter. »Ich wollte nicht so schwermütig und melodramatisch daherkommen, und jetzt habe ich es doch getan.«
    »Ist schon in Ordnung, Dirk«, sagte CC . »Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Sie wollten Bjørn etwas sagen?«
    »Manche Menschen haben das Glück, eine Mission im Leben zu haben. Ein Ziel. Einen Sinn. Für mich war das Luzifers Evangelium . Bjørn, ich kann verstehen, dass Sie zögern, es aus den Händen zu geben. Sie sind misstrauisch. Und das sollten Sie auch sein.«
    Ich konnte nichts sagen. Um ehrlich zu sein, war ich gerührt. Dirk war immerhin ein sterbender Mann.
    »Ich habe eine Bitte an Sie, Bjørn.«
    Ich begegnete seinem Blick auf dem Bildschirm.
    »Ich möchte Sie bitten, CC die Handschrift auszuhändigen. Carl Collins. Diesem Mann können Sie vertrauen.«
    In mir löste sich ein schwerer Felsbrocken und stürzte einen Abgrund hinunter. Eine Erkenntnis. Ein Einsehen.
    Gib CC die Handschrift.
    Carl Collins …
    Dem Mann kannst du vertrauen …
    Dirk … CC …
    Es war einleuchtend, dass sie sich kannten. Offenbar schon ewig.
    Wenn Dirk mit CC in einer Mannschaft spielte, bedeutete das dann nicht auch, dass Monique auf ihrer Seite war? Ich blieb sitzen und ging in mich. Versuchte zu verstehen. Sah zu Monique hinüber. Sie erwiderte meinen Blick.
    »Sie kennen sich?«, fragte ich halb an Dirk, halb an CC gewandt.
    »Gewissermaßen«, sagte Dirk.
    CC sagte nichts.
    Auch Monique schwieg.
    Gewissermaßen .
    Dirks Worte beinhalteten so viel. Es gab eine Verbindung zwischen Dirk und CC – und damit auch zu Monique.
    Monique legte ihre Hand auf meine. Ich zog meine Hand weg.
    »Bjørn«, sagte Dirk, nicht einmal ahnend, welches Gefühlschaos sein Satz – Diesem Mann können Sie vertrauen – bei mir ausgelöst hatte. »Wir kennen uns noch nicht lange genug, als dass ich irgendein Recht hätte, Sie zu bitten, uns die Handschrift um meinetwillen auszuhändigen. Und doch ist es genau das, was ich jetzt tue. Glauben Sie mir, ich würde Sie anflehen, wenn das helfen würde. Ich würde mich aus meinem Bett rollen, auf die Knie fallen und Sie anflehen … wenn ich glauben würde, dass Sie sich von der Bitte eines Sterbenden erweichen ließen. Aber ich weiß, wie hartnäckig Sie sein können, Bjørn. Manch einer würde es wahrscheinlich stur nennen.«
    Letzteres sagte er mit einem entwaffnenden Lächeln. Er hatte natürlich recht.
    »Vor vielen Jahren, in einer anderen Zeit, einer anderen Welt, war ich genau wie Sie«, nahm Dirk den Faden wieder auf. »Ehrgeizig, wissbegierig, selbstbewusst. Ich verstehe Ihr Zögern sehr gut. Und dennoch bitte ich Sie inständig. Ich habe mein Leben Luzifers Evangelium geweiht, und ich würde das Rätsel so gerne gelöst sehen, bevor ich sterbe. Ich würde so gerne wissen …«
    Stille.
    »Ich möchte Ihnen einen Tauschhandel vorschlagen, wenn Sie so wollen«, sagte Dirk. »Ich kann Ihnen erzählen, wieso Giovanni Nobile, der italienische Dämonologe, so irrational gehandelt hat, wie es scheint. Die Informationen könnten nützlich für Sie sein. Als Gegenleistung erfüllen Sie meinen innigsten Wunsch.« Dirk wartete meine Antwort nicht ab. »Ich werde Ihnen das Geheimnis auch so erzählen. Wie Sie wissen, sagt man, er wäre verrückt geworden. Er hat vier Menschen erschossen. Danach verschwand er mit Luzifers Evangelium . Das ist das Wenige, was man weiß. Merkwürdigerweise scheint sich niemand je gefragt zu haben, wieso er das tat. Warum, Bjørn ? Warum

Weitere Kostenlose Bücher