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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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blasser Schimmer der Vergangenheit im Raum hängen? Solche Gedanken kommen mir, während ich im Dunkeln liege. Ich war nie ein großer Freund der Nacht.
    Erst als das Morgenlicht durch die Scheibe sickerte, schlief ich ein und glitt in einen seltsamen Traum. Ich befand mich in einer fremdartigen Landschaft unter einer großen Sonne. Ein Stück entfernt erblickte ich versteckt inmitten der rötlichen Vegetation eine große, ungelenke Gestalt, die mich betrachtete und in Erwägung zu ziehen schien, sich zu erkennen zu geben.
    Einige Stunden später stand ich auf und ging langsam nach unten in die Küche. In der Schublade fand ich zwischen spröden Gummibändern, angerosteten Gabeln, vergessenen Löffeln und stumpfen Messern ein Tütchen Zucker für meinen Morgenkaffee. Ich schmierte mir ein Brot. Ein paar Fliegen leisteten mir bei meiner Mahlzeit begeistert Gesellschaft.
    Als ich mich in mein GMail-Konto einloggte, wartete die E-Mail eines Kopenhagener Kollegen auf mich, der mir mitteilte, Christian Keiser sei in einem Internet-Forum für Theologen aktiv gewesen und habe dort unter anderem drei Fragen zu den Themen Triquetra und Melek Taus deponiert. Christian hatte mir erzählt, er nutze wissenschaftliche Foren, um sich weiterzubilden und neue Ideen aufzunehmen. Er hatte mir aber nie gesagt, um welche Foren es sich handelte, und ich war nicht mehr dazu gekommen, ihn zu fragen. Dank meines Kopenhagener Kollegen konnte ich nun seinen elektronischen Spuren folgen.
    Die Webseite war wie ein chronologisches Archiv aufgebaut, das bis ins Jahr 1998 zurückreichte. Als ich die Zeit nach meiner Rückkehr aus Kiew durchsuchte, in der wir mit unserem Projekt begonnen hatten, stieß ich auf seine ersten Anfragen. Es war eigenartig, seine Texte zu lesen. Unter den Antworten fielen mir zwei geheimnisvolle Meldungen einer Nutzerin mit dem User-Namen Lilith auf. Sie deutete an, ihm eventuell weitere Informationen geben zu können, und bat ihn, direkt Kontakt mit ihr aufzunehmen. Konnte Lilith die Kontaktfrau zu dem Paar in Amsterdam sein, das sich in seinen Forschungsarbeiten den Themen Triquetra und Melek Taus widmete? Ein Klick auf ihren Avatar gab mir folgendes Profil: Name: Marie-Élise Monnier
Nickname: Lilith
Beruf: ---
Firma: Université Paris – Sorbonne (Paris IV)
Wohnort: Paris
E-Mail: [email protected]
[email protected]
Tel. privat: ---
Mobil: ---
Fax: ---
    Ich fand Marie-Élise Monnier bei Infobel.com und wählte ihre Handynummer. Es dauerte eine Weile, bis jemand das Gespräch entgegennahm. Ein Mann.
    » Qui? Marie? «
    Die Stimme war gleichermaßen eindringlich wie müde.
    » Marie-Élise Monnier, s’il vous plaît «, stotterte ich.
    Der Mann fragte mich etwas. Auf Französisch. Entlarvt. » Désolé! Excuse me. Do you speak English? «
    « No .« Pause. « Well, yes, maybe. A little. Who are you? «
    Ich stellte mich vor und bat noch einmal darum, mit Marie-Élise Monnier sprechen zu dürfen.
    »Ich bin ihr Vater«, sagte der Mann. »Darf ich fragen, um was es geht?«
    Sein Englisch war ausgezeichnet. Als Franzose hatte er aus reinem Trotz mit Nein geantwortet.
    Ich erklärte ihm, dass ich an der Universität von Oslo arbeitete und auf einer Diskussionsseite im Internet auf Marie-Élises Namen gestoßen sei. »Unsere Forschungsgebiete überschneiden sich so stark, dass ich gerne mit ihr unsere aktuellen Entdeckungen diskutieren würde«, erklärte ich.
    Er schwieg. Lange.
    »Marie-Élise wird vermisst.«
    »Vermisst. Sie meinen … sie ist verschwunden?«
    »Der Polizei fehlt jede Spur. Die Beamten glauben, dass sie sich abgesetzt hat, irgendwo Ferien macht oder einen unbekannten Geliebten hat. Wenn sie sich nicht das Leben genommen hat. Aber die kennen sie nicht. Sie würde nie auf solche Ideen kommen. Nicht ohne vorher etwas zu sagen.«
    »Das tut mir wirklich leid.«
    »Sie hat mir ihr Handy mit der Post geschickt. Verstehen Sie, wozu das gut sein soll? Warum verschickt jemand sein Handy? Jedes Mal, wenn es klingelt, keimt in mir die Hoffnung auf.«
    »Ich hätte natürlich nicht angerufen, wenn ich …«
    »Nein, ich verstehe.«
    »Gibt es eine Spur? Irgendeinen Anhaltspunkt?«
    »Nichts!«
    »Ist sie früher schon einmal verschwunden?«
    »Niemals. Sie erwähnten etwas von sich überschneidenden Forschungsgebieten?«
    Ich erzählte ihm von dem Manuskript und seiner unklaren Herkunft. Von dem Mord an Christian sagte ich allerdings nichts.
    »Ja.« Der Anflug eines Lächelns hatte sich in

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