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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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seine Stimme geschlichen. »Das hört sich nach meiner Marie an. Sie war immer an so etwas interessiert.«
    So etwas .
    »Ich weiß, dass ich viel von Ihnen verlange, aber könnten Sie mich anrufen … wenn … ja also, wenn sie wieder da ist. Oder Ihre Tochter bitten, mich unter dieser Nummer zurückzurufen?«
    »Natürlich.«
    Ich bedankte mich für die Hilfe und wünschte ihm viel Glück. Auch er bedankte sich, dann legten wir auf.
    Die Hoffnungslosigkeit in seiner Stimme machte mich niedergeschlagen. Als wüssten wir beide, dass Marie-Élise Monnier tot war, versuchten aber dennoch krampfhaft, die Erkenntnis des Offensichtlichen zu verdrängen. Er war ihr Vater. Für mich war sie nur ein Name, eine Unbekannte in einem fremden Land, eine Nummer auf einer Liste, eine, die mir vielleicht hätte helfen können. Es gelang mir nicht, mich von dem Gedanken freizumachen, dass ihr Verschwinden kein Zufall war.
    Nur ein Name … trotzdem ging ihr Schicksal mir sehr nah.
    2
    Als ich gegen Mittag auf der Bank vor der Sennhütte saß und mit einer Tasse Kaffee in der Hand über das Tal blickte, rief Henrichsen an. Der Störenfried mit ch. Er räusperte sich, bevor er sein seltsames Anliegen vorbrachte: Ob ich so freundlich sein könnte, Kontakt zu einer Gruppe amerikanischer Wissenschaftler aufzunehmen, die mit mir sprechen wollten.
    »Entschuldigen Sie die Frage, aber warum rufen Sie an, um sich für die Belange einer Gruppe amerikanischer Forscher einzusetzen?«
    Mit der Umständlichkeit und Detailverliebtheit eines Polizisten erklärte er mir, dass die Anfrage der Forscher über das amerikanische Außenministerium an das Norwegische Außenministerium und von dort weiter zum Justizministerium gelangt sei, das wiederum die Polizeidirektion gebeten habe, die lokalen Polizeidienststellen zu kontaktieren.
    »Warum?«
    »Ich überbringe nur einen Bescheid von höchster Stelle. Dem Polizeipräsidenten.«
    »Sie haben nicht verraten, wo ich bin?«
    »Nein, sind Sie verrückt?«
    »Was sind das für Leute?«
    Er las die Namen vor – es waren die gleichen Namen, die Trygve Arntzen mir in seiner E-Mail geschickt hatte.
    Papa war Archäologe. Er und Trygve Arntzen waren Kollegen und Freunde. Und Rivalen um die Gunst meiner Mutter.
    Manchmal frage ich mich, ob ich Archäologe geworden bin, um die Lücke zu stopfen, die mein Vater hinterlassen hat. Selbst gestrickte Stammtischpsychologie. Vermutlich interessiert mich die Vergangenheit, weil ich mich so nicht mit der Zukunft beschäftigen muss. Ganz zu schweigen von der Gegenwart. Psychologie ist so etwas wie eine archäologische Ausgrabung im Hirn. Eine Freilegung der Seele. Ich habe sowohl Freud als auch Jung gelesen. Koffka und Köhler. Wundt und Wertheimer. Aber je mehr ich gelesen habe, desto weniger habe ich mich selbst verstanden. Ich bin wie ein Fisch, der keine Ahnung davon hat, dass er in einem Aquarium lebt. Wenn ich denn überhaupt verstehen will. Man hat ja so seine Gründe.
    Ich hätte niemals Psychologe werden können. Ich habe genug mit meinen eigenen Problemen zu tun.

IX : Der Ritualmord (2)
    1
    Konservator Taras Koroljov wurde am Mittwochnachmittag von Kollegen als vermisst gemeldet. Sie machten sich Sorgen, weil er nicht im Büro erschienen war. Als sich die Kiewer Polizei einige Tage später Zugang zu seiner Wohnung im dritten Stock eines Mietshauses in Yaroslaviv Val verschaffte, fanden sie ihn tot auf seinem Bett liegend. Nackt. Die Arme waren vor der Brust verkreuzt. Seine rechte Hand umklammerte ein Amulett mit einer Triquetra und einem Pentagramm. Im Schlafzimmer verteilt standen sechsundsechzig abgebrannte Kerzen, das Wachs teils verlaufen. Die Wohnung duftete schwach nach Weihrauch und Verwesung.
    All das erfuhr ich per E-Mail von einer Kollegin Taras Koroljovs. Er hatte sie, als nutzlose Sicherheitsvorkehrung und wertloses Testament, gebeten, mich zu kontaktieren, sollte ihm etwas zustoßen.
    Sie erwähnte mit keiner Silbe, dass dem Leichnam sämtliches Blut abgezapft worden war. Das würde man erst bei der Obduktion feststellen.
    2
    Als ich Henrichsen anrief und ihn über den Mord an Koroljov und das mysteriöse Verschwinden von Marie-Élise Monnier in Kenntnis setzte, konnte ich seine Verblüffung regelrecht durch die Leitung hören. Damit hatte der Mord in Oslo plötzlich eine internationale Dimension bekommen. Henrichsen sagte, dass er Kontakt zu Interpol und der Polizei in der Ukraine und in Frankreich aufnehmen wolle.
    In den folgenden Tagen fuhr ich

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