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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Marie-Élise kommen wollte, bis ich zu Hause den Anrufbeantworter abhörte. Wenn ich im Ausland bin, benutze ich nie mein Handy. Als ich wieder hier war, habe ich versucht, sie anzurufen. Ich dachte natürlich, dass sie längst wieder in Paris ist. Aber dann ging ihr Vater ans Telefon. Sie hatte ihm das Handy geschickt. Mit der Post. Verstehen Sie das? Warum schickt man seinem Vater sein Handy?«
    »Sie hat gemerkt, dass sie verfolgt wurde.«
    »Und was hat das mit ihrem Handy zu tun?«
    »Sie haben sie über ihr Handy überwacht. Marie-Élise hat zu Recht angenommen, dass die Verfolger das Interesse an ihrem Handy verlieren würden, sobald sie sie hatten. Außerdem wohnt ihr Vater in einem Hochhaus in einer dicht besiedelten Vorstadt. Da kommt man nicht weit, nicht mal mit einem GPS-Tracker.«
    Monique schrieb: »Da war es aber schon zu spät! Sie wussten, dass sie hier war.«
    Simonetta legte den Kopf in den Nacken und blickte in die Kronen der Bäume, die rings um die Kapelle wuchsen. »Sie müssen sie irgendwo in der Gegend festgehalten haben. Weiß Gott, wo. Sie ist nicht … missbraucht worden. Nicht auf …diese Weise. Auch wenn sie viele andere schreckliche Dinge mit ihr gemacht haben.«
    »Wer hat sie gefunden?«
    »Ein Pärchen, das die Kapelle als geheimen Treffpunkt genutzt hat.« Sie lächelte schüchtern durch die Tränen.
    Ich betrachtete die Kirchenruine und das im Wind flatternde Absperrband. Die Kapelle lag malerisch am Rand einer Lichtung.
    »Schon vor fünftausend Jahren haben hier Menschen gelebt«, sagte Simonetta, als sie sich wieder gefangen hatte. »Das hört sich lang an, nicht wahr, fünftausend Jahre? Dabei ist es eigentlich nichts. Schon vor fünfzigtausend Jahren lebten hier unten im Süden Frankreichs Homo sapiens und Neandertaler Seite an Seite. Dann ist der Neandertaler ausgestorben, der Homo sapiens blieb.«
    Ich wartete auf eine Fortsetzung, die nicht kam. Simonetta starrte gedankenverloren zum Wald.
    »Zuerst hatte niemand eine Ahnung, wer sie sein könnte. Sie war ja nicht von hier. Aber dann hat sie jemand mit der Vermisstenmeldung aus Paris in Verbindung gebracht. Mein Lebensgefährte ist Polizist. Er wusste, dass ich ihre Freundin war, und so hat man mich gebeten, hierher zum Tatort zu kommen, um sie zu identifizieren.«
    »Ich weiß, dass das hart ist, aber könnten Sie uns beschreiben, was genau sie gesehen haben?«
    Sie seufzte.
    »Ich frage, weil ich erst kürzlich etwas Ähnliches erlebt habe.«
    Simonetta sah mich überrascht an.
    »Ein guter Freund, ein Kollege«, erklärte ich. »Ich habe ihn gefunden.« Pause. »Nackt.«
    Simonetta ließ meinen Blick nicht los. Wir spürten wohl beide, dass wir eine Art Schicksalsgemeinschaft waren, verbunden durch den Tod unserer Freunde.
    »Das war total verrückt. Vollkommen gestört. Sie lag auf dem Altar. Nackt. Die Arme über der Brust gekreuzt, einzig mit einem geflochtenen Blumenkranz im Haar. Sie hatten sie auf ein Seidentuch gelegt. Um den Altar herum hatten sie den Müll entfernt und die Kirche mit Kerzen geschmückt, die alle heruntergebrannt waren.« Sie schloss die Augen. Dann riss sie sie wieder auf, als wollte sie die Bilder verjagen, die sich ihr aufdrängten. »Gestört, verstehen Sie, was ich meine? Richtig krank.«
    2
    Ich mag alles, was alt ist. Die Vergangenheit sagt uns etwas über unsere Herkunft und vielleicht auch über das Ziel unserer Reise.
    Die Festungsstadt Carcassonne ist ein Stück Mittelalter, das sich an der Vergangenheit festklammert. Mitten in der Stadt thront eine Burg mit Turm und doppelten Mauern. Vor achthundert Jahren bevölkerte die christliche Sekte der Katharer diese südfranzösische Region. Tausende von ihnen wurden von der katholischen Kirche ausgerottet. Einige meinen, die Massaker seien dem Kampf um die großen landwirtschaftlichen Nutzflächen geschuldet. Andere halten die religiösen Differenzen für den auslösenden Faktor. Für die Katholiken waren die Katharer Ungläubige. Außerdem kursierten Gerüchte, die Katharer versteckten den Heiligen Gral.
    Der gelangweilte Portier des Hotels, in dem Monique und ich abstiegen, schien an gar nichts zu glauben. Ganz sicher nicht an Geheimnisse aus der Vergangenheit. Er hatte eine dünne Schicht Mascara aufgelegt und leere Zimmer im Überfluss. Nach der langen Fahrt und dem Treffen mit Simonetta an der Kapelle gingen Monique und ich duschen. Anschließend wollten wir uns etwas ausruhen. Jeder in seinem Zimmer. Leider.
    3
    Abends trafen wir

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