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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Monnier (2)
    »Simonetta war auf einer Studienfahrt in Barcelona, als Marie-Élise bei ihr Zuflucht suchte«, sagte Louis-Ferdinand Monnier.
    Ich gab ihm den Brief zurück, und er faltete ihn zusammen und legte ihn zurück ins Fotoalbum. Erst jetzt bemerkte ich, dass er unter Medikamenten stand, den matten Blick kannte ich aus meiner Zeit in der Nervenklinik.
    »Wo wohnt Simonetta?«, schrieb Monique.
    »In Carcassonne natürlich. Ich dachte, das wäre klar. Laut Polizeibericht wartete Marie-Élise eine Weile vor Simonettas Wohnung. Danach checkte sie in einem Hotel ein. Das ist das Letzte, was wir von ihr wissen. Niemand, auch nicht die Polizei, weiß, was mit Marie-Élise passiert ist, nachdem sie das Hotel für einen Spaziergang verlassen hat.«
    »Ihre Verfolger müssen sie in Carcassonne eingeholt haben«, sagte ich.
    »Aber woher wussten sie, wohin sie wollte und wo sie sich aufhielt?«
    »Sie haben sie überwacht. Ihr Handy hat wie ein GPS-Sender funktioniert.«
    »Wie ist das möglich?«
    »In ihrem Brief sprach sie von einer Reihe merkwürdiger Geräusche beim Telefonieren.«
    »Ja und?«
    »Vermutlich haben Sie per Funk ein Spionageprogramm installiert. Einen sogenannten GPS-Tracker. Sie muss gemerkt haben, dass etwas nicht stimmte. Warum sollte sie Ihnen sonst das Handy geschickt haben?«
    »Mein Gott, mein kleines Mädchen. Deshalb hat sie also den Akku herausgenommen. Sie war nicht dumm.«
    »Die Mörder werden gefunden werden«, schrieb Monique. »Sie werden ihre Strafe bekommen. Das verspreche ich Ihnen!«
    »Wie können Sie so etwas versprechen?«, fragte Monnier aufgebracht und wandte sich an mich. »Warum haben diese Verbrecher mich nicht aufgesucht? Hier? Ich habe das Handy schließlich wieder zusammengesetzt und eingeschaltet! Warum hat es sie nicht hierhergeführt?«
    »Weil sie Marie-Élise in Carcassonne gefunden haben, denke ich. Anschließend war das Handy nicht mehr interessant für sie.«
    Er sah mit blutunterlaufenen Augen zu mir auf. »Was sind das für Menschen? Die sind doch verrückt!«
    »Ich würde Ihnen gerne eine Antwort geben, aber ich weiß nicht mehr als Sie.«

Von: Primus Pilus
    Datum: 08. 06. 2009 13:43
An: Legatus Legionis
Kopie: Großmeister
Betreff: Bericht: Rom
    Code: S/MIME PKCS7

    Dominus!
    Dank für die Gebete des Rates und der Gemeinde. Wir sind jetzt in Rom. Laut Bruder Raţ wird Beltø in wenigen Tagen hier erwartet. Beltøs Kontaktmann, Professor Aldo Lombardi, steht unter konstanter Überwachung. Wir holen uns Beltø, sobald wir ihn isoliert haben.
    Primus Pilus: Bruder Hărăguş

XVI : Der Tod in der Kapelle
    CARCASSONNE
8. JUNI 2009
    1
    Das Absperrband der Polizei knatterte in der plötzlichen Windböe. Eine Wolke hatte sich vor die Sonne geschoben und warf Schatten auf die Kapelle am Waldrand. Die Tür war zugenagelt. Eine Holzkiste stand an der Wand unter einem Fenster, in dem Glas und Rahmen fehlten. Der Putz blätterte in großen Placken ab, die ausgedehnten Flächen nackter Ziegelsteine wirkten wie Wunden, die nicht verheilen wollten. Bunte Wiesenblumen blühten zwischen den breiten Trampelpfaden, die die Polizei rund um die Kirchenruine ausgetreten hatte.
    »Hier ist sie gefunden worden«, sagte Simonetta Le Tellier.
    Sie saß auf Bollas linkem Kotflügel. Monique legte ihr tröstend den Arm um die Schulter.
    »Ich kannte Marie-Élise seit zwölf Jahren«, erzählte sie weiter, »und ausgerechnet in dem Moment, in dem sie mich wirklich braucht, bin ich nicht da.«
    Sie beugte sich nach unten, grub die Finger in den Sand, richtete sich auf und ließ die Körnchen hinabrieseln.
    »Was ist das hier für ein Ort?«, fragte ich.
    »Kein besonderer. Die Kapelle wurde vom Santa-Vergine-Maria -Orden im neunzehnten Jahrhundert errichtet. Ein paar Jahre vor Kriegsbeginn haben sie etwas weiter im Norden eine größere Kirche gebaut. Die Gemeinde hat Türen und Fenster verriegelt und die Kapelle sich selbst überlassen. Dann kam der Krieg. Und so …«, sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Kapelle, »ist alles so geblieben und irgendwie in Vergessenheit geraten.«
    »Sehen Sie irgendeinen Grund, weshalb Marie-Élise gerade hier gefunden worden ist?«
    Sie nahm noch eine Handvoll Sand auf und schüttelte den Kopf. Der Wind wehte ihr die Sandkörner aus den Fingern.
    »Sie waren in Barcelona?«, schrieb Monique.
    »Ein Arbeitsstipendium. Ich war gemeinsam mit ein paar Kollegen dort und habe zehn Tage lang Gaudis Architektur studiert. Ich hatte keine Ahnung, dass

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