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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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ausgeliehen hatte, und ging langsam zurück zum Parkhaus. Auf dem Weg rief ich von einem Münzfernsprecher Kommissar Curt Henrichsen an. Er bestätigte, über die Entführung und die Rettungsaktion informiert worden zu sein. Und dass zehn Männer, die alle unter dem Verdacht standen, an den drei Morden beteiligt gewesen zu sein, verhaftet worden waren.
    »Was geht da eigentlich vor, Beltø?«, fragte er. Ich antwortete der Wahrheit entsprechend, dass ich keine Ahnung hätte.
    Schaudernd hastete ich durch das Parkhaus und schloss meinen Wagen auf. Dieses Mal warteten keine Irren auf mich. Weder Mönche noch Parkhauswächter. Langsam fuhr ich durch die Straßen von Rom. CC hatte mir die Erlaubnis erteilt, Bolla im Hinterhof zu parken. Monique und ich waren um halb acht bei ihm zum Essen eingeladen.
    2
    Man kann der Gefangene von jemandem sein, ohne dass man es merkt. Viele Hausfrauen werden mir da recht geben. Es wird einem erst bewusst, wenn man die Flügel entfalten und seine Freiheit auskosten will und die gestutzten Federn entdeckt.
    Nach einem hervorragenden vegetarischen Essen mit Wein, Kaffee und Cognac zogen Monique und ich uns in unsere Zimmer zurück. CC hatte noch etwas in der Botschaft zu erledigen und fuhr mit Aldo. Einen Moment lang erwog ich, die Flasche Wein aus dem Barschrank zu nehmen und bei Monique anzuklopfen. Man weiß ja nie, was geschehen kann. Ich öffnete den Schrank und schloss die Hand um die Flasche – ein Accordini Amarone della Valpolicella Classico Acinatica aus dem Jahre 2005 –, doch als meine Finger das Glas berührten, verließ mich der Mut. Ich legte mich in meinen Kleidern aufs Bett und starrte an die Decke. Wie würde Monique reagieren, wenn ich plötzlich mit einer Flasche, zwei Gläsern und einem dummen Grinsen in ihrer Tür stände? Vermutlich hätte sie mich verständnisvoll wieder auf mein Zimmer zurückgeschickt. Oder zum Trost ein Glas mit mir getrunken. Ich lenkte mich ab, indem ich noch einmal im Kopf durchging, was ich heute gelesen hatte. Ich musste gestehen, dass mich das Mysterium zunehmend faszinierte und dass ich, wenn auch widerwillig und zögernd, mehr und mehr in seinen Bann gezogen wurde. Etwas später – angestachelt von dem Gedanken, mit ihr allein in einem Zimmer zu sein – nahm ich all meinen Mut zusammen und ging mit der Flasche und zwei Gläsern zu ihr. Durch das Schlüsselloch sah ich, dass noch Licht bei ihr brannte. Ich klopfte. Sie öffnete sofort und sah mich überrascht an. Als hätte sie jemand anderen erwartet, nur mich nicht. Ein Abgrund aus Verlegenheit tat sich vor mir auf, als ich die Hand mit der Flasche und den Gläsern hob. »Ich dachte, wir könnten noch einen Schluck trinken. Um die Nerven zu beruhigen. Sie wissen schon … oder passt es nicht?«
    Erst jetzt bemerkte ich, dass sie ihren Mantel trug. Hinter ihr standen gepackte Koffer.
    »Süß von Ihnen … süß von dir!«, schrieb sie. »Leider kann ich nicht. Ich muss gleich los. Dachte, es wäre der Chauffeur.«
    »Wohin willst du denn?«, fragte ich enttäuscht und zugleich froh darüber, dass sie mich endlich duzte.
    »Nach Hause.«
    Die Weinflasche und die Gläser wurden mit einem Mal bleischwer in meinen Händen. Nach Hause … Ohne sich von mir zu verabschieden. »Dirk«, schrieb sie. »Es geht ihm schlechter. Ich muss bei ihm sein. Ich hoffe, du verstehst das.«
    »Kommst du zurück?«
    Sie sah mich mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck an.
    Meine Augen wurden feucht. Da stand ich mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern auf der Schwelle zum Zimmer der Frau, die ich zu verführen gehofft hatte oder von der ich gerne verführt worden wäre, und wurde nicht nur abgewiesen, sondern verlassen. Ich fühlte mich grenzenlos gedemütigt.
    Monique legte den Kopf auf die Seite, als verstünde sie. »Es tut mir leid, Bjørn«, schrieb sie. »Wirklich! Aber ich muss nach Hause!«
    Ich wollte ihr so viel sagen. Zum Beispiel, dass ich mich in sie verliebt hatte und sie unfassbar schön war. Aber wie sagt man so etwas einer Frau, die nach Hause zu ihrem sterbenden Mann will? Und die in mir vermutlich nicht mehr als einen ziemlich uninteressanten Kerl sah?
    »Nun …«, ich hatte mir vorgenommen, ihr eine gute Reise zu wünschen, vielleicht mit einem lockeren Lachen, aber ich spürte, dass meine Stimme versagen würde, und schwieg deshalb lieber.
    Ich hatte geglaubt, ja gehofft, dass sie mich weiter durch dieses Abenteuer begleiten würde, bis wir dem Mysterium auf den Grund

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