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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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mitzuteilen.
    2
    In der letzten Zelle, der Nummer zehn, saß der distinguierte Herr, der sich Primus Pilus nannte. Er nickte vor sich hin, als CC und ich in die Zelle traten. Als hätte er uns erwartet.
    »Sie unterliegen der Schweigepflicht.« Sein Akzent war deutlicher, als ich es in Erinnerung hatte. »Nicht einmal unter Folter würden sie etwas sagen.«
    »Wie wäre es mit Blutabzapfen?«, fragte ich keck. Immerhin war er an die Wand gekettet.
    »Ich habe ein paar Informationen zum weiteren Prozedere«, sagte CC . Er klang formell und emotionslos, als würde er bei einer Hauseigentümerversammlung die Liste mit den Anträgen vorlesen. »Sie werden in eines der Länder ausgeliefert werden, in denen die Morde stattgefunden haben. Eine harte juristische Nuss. Drei Morde in drei verschiedenen Ländern. Wenn alle Länder auf Ihrer Auslieferung bestehen, wird das EU-Organ Eurojust bei der Entscheidung behilflich sein müssen, welches Land für die Strafverfolgung zuständig ist. Aller Voraussicht nach werden Sie kollektiv der Mittäterschaft des vorsätzlichen Mordes angeklagt werden. Ohne konkrete Beweise wird nur schwer nachzuweisen sein, wer von Ihnen die Morde ausgeführt hat. Aber das alles kommt erst dann zum Tragen, wenn wir mit Ihnen fertig sind. Sie haben eine Menge zu verantworten. Aber keine Sorge. Wir haben etwas humanere Verhörmethoden als Sie und werden keinen Tropfen Blut vergießen. Wir bringen die Leute auf andere Weise zum Sprechen. Mithilfe von ein bisschen Chemie.«
    Als hätte er gar nicht zugehört, strich sich der Mann mit den Fingern über den silbergrauen Bart. Seine Handgelenke waren mit Klebeband umwickelt, die langen, spitzen Fingernägel gekürzt und abgefeilt. Vielleicht befürchteten die Wachleute, er könnte sie sonst als Waffe einsetzen. Was der Wahrheit recht nahe kam.
    »Was wollen Sie hier?«, fragte er an mich gewandt. Sein Anzug raschelte, als er sich bewegte.
    »Sie wollten mich umbringen. Ich finde, ich habe ein gewisses Anrecht darauf, die Gründe dafür zu erfahren.«
    »Ich dachte, die wären Ihnen klar?«
    »Ich habe verstanden, dass Sie die Handschrift haben wollen. Aber ich verstehe nicht, wieso ein Menschenleben so wenig bedeutet.«
    »Wir Menschen leben allein dank der Gnade der Götter.«
    »Sie sind Mönche, keine Götter. Sie können doch nicht darüber bestimmen, wer leben darf und wer nicht.«
    »Wir sind das Instrument der Götter.«
    »Mit uneingeschränkten Vollmachten?«
    »Sie verurteilen uns, weil Sie nichts wissen. Wenn wir sterben, gehen wir ins costhul ein – die universelle Gemeinschaft, die immer da war und ewig bestehen wird. Das Leben auf dieser Erde ist nur ein unbedeutender Augenblick in dieser Unendlichkeit.«
    »Und dieses Wissen gibt Ihnen das Recht zu töten?«
    »Was bedeutet ein Menschenleben? Ein Menschenleben ist kurz. Costhul währt ewig.«
    »Sagt wer? Gott?«
    »Niemand kennt Gott. Die Juden nicht. Die Christen nicht. Die Muslime nicht. Wir nicht. Gott ist zu groß, um verstanden zu werden. Wir Menschen sind nicht in der Lage, das Göttliche zu verstehen. Das können nicht einmal die Propheten und Priester. Aber wenn wir eins werden mit costhul und den Göttern, kann jeder Einzelne von uns über alle Welten des Himmels herrschen. Hârga-më-gïddô-dôm wird uns von den Ketten des irdischen Lebens befreien. Erst wenn am Tage des Jüngsten Gerichts die Schöpfung zerschlagen wird, werden wir alle eins. Mit der Finsternis. Mit dem Licht. Mit costhul .«
    »Sie sind doch nicht ganz bei Trost.«
    »Lesen Sie unsere heilige Botschaft!«
    »Was für eine Botschaft?«
    Er schwieg. Demonstrativ.
    Ich stellte ihm noch ein paar Fragen, aber es schien, als hätte jemand – vielleicht Luzifer oder sein Verstand – ihn abgeschaltet. Auch gut. Sein Blick verlor sich in einer Dimension, zu der weder CC noch ich Zugang hatten. Glücklicherweise.
    Nach einigen Minuten verließen wir die Zelle. Bevor die Tür zufiel, zog er meinen Blick auf sich und sagte: »In nomine Magna Dei Nostri Satanas …«
    Die zufallende Tür schnitt den Rest ab.
    3
    Wir gingen nach draußen auf den Innenhof und setzten uns in den Wagen. CC war nachdenklich.
    »Merkwürdig. Der Mönch hat ein paar Worte gesagt, die mir vor Kurzem untergekommen sind. Hârga-më-gïddô-dôm .«
    »Klingt ein bisschen wie Armageddon. Ist damit ein Ort gemeint? Der Ort, an dem die entscheidende Schlacht zwischen Gott und Satan stattfinden wird?«
    »Auf dem Megiddo-Berg in der Jesreel-Ebene in

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