Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
Vom Netzwerk:
gegangen waren. Aber wie gewöhnlich hatte ich mir wieder alles nur eingebildet. Mein einziger Trost war ihr Lächeln, das voller Wärme und Zärtlichkeit war. Dann hörte ich hinter uns eine Tür gehen. Der Fahrer war gekommen.
    »Gibt es so spät noch einen Flug?«, fragte ich, um etwas zu sagen, bei dem meine Stimme mich nicht verließ.
    » CC stellt mir seinen Privatjet zur Verfügung«, schrieb sie.
    »Klar.« Ich hatte nicht einmal geahnt, dass er ein Privatflugzeug hatte. »Du, danke für alles.« So etwas hätte ich sagen wollen, doch meine Stimme bröckelte bei den letzten Worten.
    Sie streichelte mir über die Wange.
    Um meine glänzenden Augen zu verstecken und ihr nicht zu zeigen, dass ich rot wurde, drängte ich mich an ihr vorbei, stellte Weinflasche und Gläser auf die Kommode und half dem Fahrer mit ihrem Gepäck. Als alles im Auto verstaut war, umarmten wir uns. Sie duftete gut. Chanel No. 5.
    » Vaarwel, Bjørn Beltø«, schrieb sie auf ihren Block. Ich war mir nicht sicher, ob das ein endgültiger Abschied oder ein Auf Wiedersehen war.
    3
    Als sie fuhren, blieb ich draußen auf der breiten Treppe stehen und sah dem Auto nach, bis es vom Verkehr geschluckt wurde. Es regnete leicht. Ich ging die Treppe hinunter auf den Bürgersteig. Ein Lastwagen donnerte vorbei. Eine Gruppe Fußgänger kam um die Ecke gebogen und drängte mich zurück auf die erste Treppenstufe. Einer plötzlichen Eingebung folgend, schlenderte ich dieser Glocke aus fremden Lauten, Worten und Regenschirmen hinterher. Einige Minuten später befand ich mich auf der Piazza Navona. Die Gruppe löste sich auf, als wären wir in ein Feld magnetischer Gegenpole geraten. Ich manövrierte mich zwischen den zahlreichen Liebespaaren hindurch, die die Brunnen umringten, und lief langsam zum Corso Vittorio Emanuele II. Ich hatte fast die Piazza Venezia erreicht, als ein langer, schwarzer Wagen schräg vor mir auf dem Bürgersteig hielt. Die hinteren Fenster glitten nach unten.
    »Machen Sie einen Spaziergang?«, fragte CC .
    »Genau. Und Sie? Verfolgen Sie mich?«
    »Ganz und gar nicht. Ich komme gerade von der Botschaft. Man war so nett, mir anzubieten, mich nach Hause zu fahren. Da habe ich Sie am Straßenrand bemerkt.«
    Ich unterließ es, ihn auf den gewaltigen Umweg hinzuweisen.
    »Monique ist abgereist.«
    »Ich weiß. Dirk. Er hat jetzt nicht mehr lang, der arme Mann. Wollen Sie mitfahren?«
    »Muss ich?«
    »Natürlich müssen Sie nicht.«
    Ich stieg ein und setzte mich neben ihn. Ich war nass geworden. Keiner von uns sagte auf dem Rückweg ein Wort.

IV: Die Mönchszellen
    1
    Die zehn Mönche waren in zehn Einzelzellen in einem stillgelegten Gefängnistrakt untergebracht, den die italienischen Behörden CC zur Verfügung gestellt hatten.
    Die Straße vor dem Gefängnis war abgesperrt worden und wurde von bewaffneten Carabinieri , der Gefängnispolizei und von städtischen Polizeibeamten bewacht. Über dem Viertel kreiste ein Militärhubschrauber. Der Chauffeur, CC und ich mussten unsere Ausweise und einen abgestempelten Passierschein vorzeigen, bevor die Wachen den Wagen durchwinkten.
    Im Hinterhof wartete ein weiteres Kontingent bewaffneter Sicherheitskräfte.
    »Die Bereitschaftstruppe«, sagte CC , als wäre es die natürlichste Sache der Welt. »Falls jemand eine Befreiungsaktion wagen sollte.«
    Die Zellen lagen in einer Reihe hintereinander an einem langen Korridor, in dem der Putz von den Wänden blätterte. Durch schmale Fensterschlitze fiel Sonnenlicht herein. Es roch schwach nach altem Urin, Schimmel und Putzmittel.
    Ein Wachmann schloss die erste Tür auf, das grau gestrichene Metall markiert mit einer großen 1. Ich erkannte den jungen Mönch mit der großen Nase wieder. Er saß auf seiner Pritsche und war an die Wand gekettet. Sie hatten ihm die dunkle Kutte abgenommen und gegen einen steifen, grauen Gefängnisanzug eingetauscht.
    Als wir die Zelle betraten, schaute er auf, wandte den Blick aber sofort wieder ab, als er sah, wer wir waren. Ich versuchte, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber er sah mich nicht einmal an. Am Ende gab ich es auf. Wir begaben uns zur nächsten Zelle.
    Wo sich die Prozedur wiederholte.
    Ein kurzer Blick. Kein Wort.
    Ausdruckslos sperrten die Wachmänner eine Tür nach der anderen auf. Zwei große Schlüssel mussten in jedem Schloss herumgedreht werden, bevor die Tür geöffnet werden konnte.
    Keiner wollte etwas sagen. Keiner hatte dem Mann, den sie zu töten versucht hatten, etwas

Weitere Kostenlose Bücher