Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Sie werden sich erholen müssen, Doktor. Wir haben ja so viel Zeit …«

6
    Das Haus von Mahmud ibn Sharat lag etwa zwanzig Kilometer südlich von Amman seitlich der Straße nach Akaba in einem märchenhaften Garten. Hohe, mit Zinnen versehene Mauern umgaben das palastartige Gebäude. Ein großes Tor führte zunächst in einen Innenhof, der durch ein niedriges, langgestrecktes Haus im Stil der alten Omaijaden-Kalifen abgeschlossen war. Dahinter erst lagen Gärten und Pavillons auf künstlich bewässertem Boden. Spring brunnen verbreiteten Kühle, leuchtend rote Malvenbüsche. Oran genbäume, Rosen, Lilien und Narzissen waren in breiten Beeten angelegt. Sykomorenhaine, Pinien, Zypressen und Johannisbrotbäume bildeten schattige Inseln in der unbarmherzigen Glut, die hier am Wüstenrand vom Himmel fiel. Eine verträumte Heiterkeit lag über diesem Palast, und doch hatte man nach wenigen Augenblicken des Entzückens das beklemmende Gefühl, einem herrlichen Friedhof gegenüberzustehen.
    Narriman hielt den schweren amerikanischen Reisewagen kurz vor Mahmuds Haus an und wartete, bis sich der Staub von der Piste verzogen hatte. Es war kühl. Die Wüstennacht glänzte im Mondschein. Narriman sah zur Seite, wo Dr. Schumann saß und auf den Palast starrte.
    »Wir sind da«, sagte sie.
    Dr. Schumann beugte sich vor. »Ich glaube noch immer, daß Sie lügen«, erwiderte er. »Ariela ist nicht so dumm wie ich, in eine Falle hineinzutappen.«
    »Es war ganz einfach, Doktor.« Narriman hielt ihm eine goldene Zigarettendose hin, aber Schumann schüttelte den Kopf. »Ich brauchte nur Ihren Namen zu nennen, und sie wäre mit mir bis ans Ende der Welt gefahren, um Sie wiederzusehen. Außerdem trug ich eine israelische Uniform. Am Jordan war es dann nicht zu vermeiden, daß ich sie – behutsam, aber wirksam – betäuben mußte, um sie über den Fluß zu bringen.«
    »Dafür wünsche ich Ihnen den Teufel an den Hals!« sagte Schumann heiser. »Und warum das alles?«
    »Als ich Mahmud in Ihrem Zimmer entdeckte, war er noch ohnmächtig. Sie müssen gerade zehn Minuten weg gewesen sein. Vielleicht waren Sie erst am Fuß des Dschebels. Aber ich sah ein, daß es sinnlos war, Alarm zu schlagen. Ihnen nachzulaufen, Sie zu jagen. Aufsehen zu erregen. Ich rief den Geheimdienst an, und Minuten später waren schon alle Botschaften und Konsulate bewacht. Allerdings hielt ich Sie nicht für so dumm, sich dorthin zu wenden und um Asyl nachzusuchen. Ich hatte recht. Doktor Schumann tauchte unter. Sie haben sicherlich daran gedacht, über den Jordan zurückzukehren.«
    »Natürlich.«
    »Es war auch der einzige Weg für einen so mutigen Mann wie Sie. Wir mußten also schnell handeln. Wir mußten das Mittel in die Hand bekommen, das ganz sicher verhinderte, daß Sie unser Land verlassen. Es gab nur eins: Ariela Golan! Die Liebe ist die stärkste Fessel … auch Sie machen keine Ausnahme.« Narriman lehnte sich in das Polster zurück und sah Schumann mit einem schwachen Lächeln an. »Hinzu kam mein Neid als Frau, daß Ariela das Glück hat, von Ihnen geliebt zu werden. So etwas trägt Berge ab und leitet Flüsse um. Die Entführung eines Menschen ist da nur eine Lappalie. Ja, und nun ist Ariela bei Mahmud. Glauben Sie es jetzt?«
    »Ja«, antwortete Dr. Schumann dumpf. »Ja. Aber Sie haben damit nichts gewonnen.«
    »Ich würde da nicht so sicher sein. Gehen wir ins Haus …«
    Narriman ließ den Motor wieder an, hupte viermal in einem bestimmten Rhythmus und fuhr auf das große Tor zu. Es öffnete sich wie von Geisterhand, und als sie im Innenhof hielten, kam aus dem langgestreckten Haus eine große, dicke Gestalt in weiten Pluderhosen und einer bestickten Jacke. Der Schädel war kahlgeschoren. Die Glatze leuchtete, als sei sie mit Fett poliert.
    »Das ist Sadouk, der Obereunuch«, sagte Narriman und stieg aus dem Wagen. Dr. Schumann kletterte hinterher und schüttelte den Kopf.
    »Mein Gott, so etwas gibt es wirklich noch? Eunuchen?«
    »Mahmud hat viel Geld verdient, unwahrscheinlich viel. Er kann es sich leisten. Er hat extra aus Saudi-Arabien Sadouk und vier andere Eunuchen kommen lassen. Sie müssen wissen … dieser ganze Palast ist nur für Frauen erbaut worden. Es ist kein Wohnhaus, es ist ein Liebeshaus! Hier ist Mahmud nur, um fröhlich zu sein. In den Gärten und einzelnen Pavillons warten zwanzig bildhübsche Mädchen auf ihren Herrn und seine Gnade, sie zu lieben. Es sind langbeinige tiefschwarze Nubierinnen darunter, schlanke

Weitere Kostenlose Bücher