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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gerissen hatte. »Sie schießen auf mich?«
    »Ich hätte Ihnen die Kugel in den Kopf jagen sollen!«
    Narrimans Stimme hatte alle Weichheit verloren, mit der sie Schumann einmal verzaubern wollte. Die Kälte, die jetzt von ihr ausging, war erschreckend. Sie ist eine Gefahr, dachte Schumann und tastete nach Ariela, die sich hinter seinem Rücken verbarg. Mahmud kann ich mit den Fäusten bekämpfen … mit Narriman heißt es gegen die Hölle zu kämpfen. »Was haben Sie versprochen?«
    »Ich dachte nicht mehr, daß Sie kommen!«
    »Wer hat von Ihnen verlangt, daß Sie denken?« Narriman trat auf Mahmud zu, und das Erschrecken in seinen Augen war echt.
    »Sind Sie denn wirklich nichts als ein fettes Schwein?«
    »Sie beleidigen mich fortgesetzt, Narriman!« Mahmud ibn Sharat hob beide Hände, als wolle er beten. »Sie haben mir Ariela angeboten.«
    »Für den Fall, daß Doktor Schumann ein Held sein will.« Sie wandte den Kopf schnell um und sah Schumann an. »Aber er ist nur ein Liebhaber, und ich glaube, seine Entscheidung ist bereits gefallen.«
    »Ich möchte Ihnen danken«, sagte Dr. Schumann. Er spürte, wie Ariela den Kopf gegen seinen Rücken preßte und lautlos zu weinen begann. »Aber Ihr Eingreifen entspringt nicht hochherzigen Motiven.«
    »Natürlich nicht.« Narriman sah ihn aus großen dunklen Augen an. Wie schwer ist es, eine Pflicht zu erfüllen, wenn das Herz nicht mitmacht. »Ich lasse Sie jetzt mit Ariela allein. Mein Wagen steht bereit, wir können sofort nach Amman zurückfahren.« Sie winkte mit der Pistole, und Mahmud gehorchte wie eine Marionette. Er ging an Narriman vorbei und verließ das Zimmer. »Halten Sie sich nicht damit auf, Doktor, von Liebe zu reden.« Narriman warf einen kalten Blick auf Ariela. Was eine Frau alles an Haß und Mißgunstausdrücken kann, lag in diesen Augen. »Sie haben ein paar Minuten Zeit, nüchtern zu denken. Die Ereignisse in Jerusalem und an den Fronten rennen uns davon. Die Israelis walzen jordanische Häuser in der Altstadt nieder, die Betonmauern werden zerstört, fast zweihunderttausend Araber sind auf der Flucht in den unbesetzten Teil, Ägypten bekommt von Rußland bereits neue Waffen, neue Flugzeuge, neue Panzer und neuen Mut. Noch nie hatte es die Geschichte so eilig, sich zu verändern. Und noch nie waren Diplomaten so blamiert wie jetzt in der UNO. Israel hat keinen Grund zum Jubeln. Es sollte Flußbette graben, in denen die Tränen abfließen können …«
    »Wir werden immer siegen! Immer!« rief Ariela hell.
    »Sagen Sie Ihrer kleinen Wüstenkatze, daß sie dumm ist.«
    Narriman ging langsam zur Tür. »Israel glaubte, es hätte viele gute Freunde. Wo sind sie? Frankreich läßt es im Stich, England blickt zur Seite, das große Amerika ist schockiert, denn ein alter Spruch wird hier wahr: Schlimmer noch als eine Niederlage ist ein unpassender Sieg! Seien Sie glücklich, Ariela, daß Sie hier sind … in Ihrem Land wird es bald aussehen wie in den Ruinenstädten des Negev.«
    Sie ging hinaus und prallte im Vorraum auf Mahmud.
    »Wie habe ich das gespielt?« fragte er fröhlich.
    »Zu gut, Mahmud.«
    »Von Ihnen gelobt zu werden, ist fast so selten wie eine Erscheinung des Propheten.« Er wandte sich beleidigt ab. »Sie wissen, ich verabscheue Jüdinnen.«
    »Aber Sie haben Ariela mit wirklicher Lust angefaßt.«
    »Nur um des natürlichen Spieles willen.« Mahmud blieb stehen und versuchte einen tiefen, schmachtenden Blick. »Sie wissen, Narriman, woran mein Herz hängt. Ich jage sie alle weg, alle zwanzig, wenn Sie …«
    »Ich verbiete Ihnen, weiter davon zu reden.« Narriman ging mit großen Schritten hinüber zum Wohnhaus. Die Kühle der Wüstennacht war jetzt angenehm, denn sie brannte innerlich. »Wir geben das Einverständnis Schumanns nach Amman durch.«
    »Aber er hat doch noch gar nicht …«, rief Mahmud. Er lief hinter ihr her wie ein tolpatschiger Bär.
    »Aber er wird!« Narriman lächelte böse. »Für Ariela tut er alles.« Sie blieb stehen und sah den Mond an. Der silberne Glanz auf ihrem Gesicht war wie eine Maske. »Wer sie anfaßt, Mahmud, verrät unser Vaterland. Verstehen Sie?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Mahmud heiser. »Und wenn wir seine Bakterien kennen?«
    »Reden wir nicht von später.« Sie sah wieder auf die Erde, der Silberglanz auf ihrem Gesicht erlosch. »Man soll nicht von Gräbern sprechen, wenn man an einer Wiege steht …«
    »Du lebst!« sagte Ariela glücklich. »Oh, du lebst … und du kannst sehen, du

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