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Das Mädchen Ariela

Das Mädchen Ariela

Titel: Das Mädchen Ariela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Schnellfeuerpistole mit verlängertem Magazin und eine kleine gläserne Kapsel mit Zyankali.
    Ein Offizier des Geheimdienstes geht nicht in Gefangenschaft …
    »Sie sind doch etwas wert, Mohammed«, sagte er zu dem Mann mit dem Bärtchen. »Nur eins verstehe ich nicht: Sie sind doch Jordanier.«
    »Ja, Major.«
    »Und wir sind Juden! Wie paßt das zusammen?«
    »Ganz einfach.« Mohammed lächelte breit. »Wie der Deckel auf einen Topf. Ich halte ihn hin, und Sie füllen ihn mit Geld.«
    Major Rishon ging zurück in das riesige Hotel. Es wirkte noch gewaltiger, weil es kaum bewohnt war. Die Hallen und Säle waren fast leer. Noch lag die Kriegsangst über Jordanien.
    Er ist eine kleine, quiekende Ratte, dachte Rishon. Aber beim Geheimdienst ist man auf sie angewiesen. Aus der Gosse leben die Bettler. Sind wir anders? Wir betteln auch, wir betteln um Informationen …
    Um ein Uhr nachts gingen fünf Araber würdevoll zurück in die Altstadt.
    Fünf Franzosen in weißen Smokings fuhren mit zwei Taxis zum Amman-Club-Hotel.
    So einfach ist das. Doch welche Nerven gehören dazu!
    Die Beerdigung Oberst Kemals war ein militärisches Schauspiel, wie es nur Orientalen inszenieren können. Am Ende der Feier forderten einige tausend Jordanier brüllend zum Heiligen Krieg gegen die Ju den auf, und verbissen blickende Offiziere ließen den Sarg in die Gruft hinab, die mit der jordanischen Fahne ausgeschlagen war.
    Rishon und seine Männer hatten sich über den Heldenfriedhof verteilt. Sie bemühten sich, zwischen den Reihen der Soldaten durchzublicken auf die Trauergäste, die auf einer Art Tribüne vor dem Grab saßen. Suleiman führte die Witwe am Arm. Sie war tief verschleiert und weinte ununterbrochen. Auch Mahmud war unter den Gästen. Er hielt sich im Hintergrund und sah nur immer Narriman an, die in schwarzer europäischer Kleidung hinter Suleiman stand.
    Neben ihr, in einem blauen Anzug, stand Dr. Schumann. Die beiden Sonnenbrillen tragenden Männer hinter ihm gehörten allerdings nicht zu den Trauergästen … sie waren nur da, um Schumann das Gefühl zu geben, daß es keinen Sinn hatte, die Vertreter der internationalen Presse, die bei der Feier fotografierten, auf sich aufmerksam zu machen.
    So sah ihn Major Rishon, und sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Was ihm in dieser Sekunde des Erkennens durch den Kopf schoß, wußte keiner. Sein Gesicht war verkniffen und maskenhaft. Welch ein Gefühl, den Gegner ausfindig gemacht zu haben! Welch eine Genugtuung zu wissen, daß die Gefahr nicht umsonst gewesen war.
    »Da ist er!« flüsterte Rishon Hauptmann Haphet zu, der neben ihm stand. »Der hinter Suleiman, im blauen Anzug.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich werde dieses Gesicht nie vergessen.« Rishon schloß die Augen.
    Einen Tag vor Kriegsausbruch. Die Ruinen von Subeita. Er hatte gesehen, wie Schumann und Ariela sich küßten, und er hatte noch die Kraft gehabt, leidlich höflich zu sein. Ich habe etwas versäumt, dachte er tief atmend. Ich hätte ihn damals schon vor Ariela niederschlagen sollen! Ich hätte fühlen müssen, daß er ein Schuft ist. Aber ich hatte nur das Bild vor mir … zwei Menschen, wie zwei Säulen gegen den blauen Himmel, und die Säulen fallen zusammen und werden zu einer. Er hätte die Ruinen sprengen können vor Elend und Schmerz.
    Eine Militärkapelle spielte. Fahnen senkten sich. Blumen regneten über den Sarg. Die Soldaten der Arabischen Legion präsentierten das Gewehr.
    »Ich folge ihm«, sagte Haphet leise. »Ich nehme Jan und Louis mit. Wir haben uns einen Wagen geliehen.«
    »Gut!« Rishons Herz schlug wieder normal. »Geben Sie acht, ob Sie auffallen. Sie sehen, er wird bewacht. Das verwundert mich etwas!«
    »Man wird ihm nicht trauen …«
    »Wer könnte das auch?« sagte Rishon gehässig. »Er ist der widerlichste Deutsche, den ich je sah!«
    Nach zwei Stunden wußte Rishon in seinem Hauptquartier in der Kupferschmiedegasse, wo Dr. Schumann wohnte. Er saß vor einem Stadtplan Ammans und zeichnete einen Kreis auf den Dschebel El Luweibida. Der fröhliche Mohammed, hier im Haus weniger elegant, strich sich über das Bärtchen.
    »Ich kenne das Haus«, sagte er. »Es ist wie eine Festung.«
    »Wenn schon!« Rishon lehnte sich zurück und faltete die Hände. »Man hat schon meterdicke Bunker geknackt.«
    »Das ist etwas anderes!« Mohammed zuckte nervös mit den Wimpern. »Hier haben Sie keine Artillerie …«
    »Ich habe meinen Mut!« sagte Rishon stolz und legte die Faust auf die

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