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Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Titel: Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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zugeführt werden muss. Und dafür werden wir sorgen!«
    Kathleen rannte weinend aus dem Krankenhaus und setzte sich auf eine Bank in dem hübschen Garten draußen. Es hatte keinen Sinn … Wenn Lily und Tante Anna sich nicht für Joe einsetzten, war alle Hoffnung vergebens, das wusste sie.
    Drei Monate später mussten Kathleen und ihre Eltern mit ansehen, wie Joe wegen Vergewaltigung und Körperverletzung zu lebenslänglich verurteilt wurde. Joes Anwalt gelang es aufgrund von Joes geistiger Behinderung immerhin, dass dieser seine Strafe in einer psychiatrischen Anstalt in den Midlands absitzen konnte.
    Joe wurde mit verwirrtem und verängstigtem Blick unsanft von zwei Wächtern abgeführt.
    »Joe!«, rief Sophia ihnen nach. »Bitte nehmt ihn mir nicht weg! Er ist mein Sohn, er versteht das alles nicht! Bitte … Er braucht mich … Joe!«
    Als Joe draußen war, sank Sophia hemmungslos schluchzend auf einen Stuhl. »Eingesperrt im Irrenhaus und ohne seine Tiere – da geht er ein. Mein Gott …«
    Kathleen setzte sich neben ihre Mutter. Sie würde den Lisles niemals verzeihen, was sie ihrer Familie angetan hatten.

    Dunworley, Farmhaus, Gegenwart
    »Mam«, murmelte Grania, als sie sah, dass Kathleen zu weinen anfing, und nahm sie in den Arm.
    »Sorry, Liebes, es tut so weh, das zu erzählen.«
    »Mam, ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Grania holte ein Papiertaschentuch aus der Box neben dem Bett und tupfte ihrer Mutter sanft die Augen ab.
    »Du denkst sicher, das ist lange her, aber ich habe Joe noch immer vor mir. Er hat überhaupt nicht verstanden, was passierte. Sie haben ihn in dieses schreckliche Heim gesteckt.« Kathleen schauderte bei der Erinnerung. »Grania, du kannst dir das nicht vorstellen.«
    »Stimmt«, pflichtete Grania ihr mit leiser Stimme bei. »Habt ihr versucht, Berufung einzulegen?«
    »Unser Anwalt meinte, das wäre Geldverschwendung.« Kathleen lächelte traurig. »Joes Zustand hat sich in der Anstalt verschlechtert. Er hat sich immer schwergetan mit dem Reden und dort ganz aufgegeben. In den folgenden zehn Jahren seines Lebens hat er kein Wort mehr gesprochen, die ganze Zeit nur am Fenster gesessen und hinausgestarrt. Wenn wir ihn besucht haben, schien er uns nicht zu erkennen. Wahrscheinlich haben sie ihn mit Medikamenten ruhiggestellt wie die andern auch. Damit die Schwestern es leichter hatten mit ihnen.«
    »Ist er nach wie vor dort, Mam?«
    Kathleen schüttelte den Kopf. »Er hat einen Herzinfarkt erlitten, als du zwölf warst. Haben sie jedenfalls behauptet. Joe hatte einen Herzfehler; am Ende ist er wohl an gebrochenem Herzen gestorben.« Kathleen seufzte. »Worauf konnte der arme Junge sich denn noch freuen? Man hatte ihm unterstellt, Lily wehgetan zu haben, die er mehr liebte als sein eigenes Leben. Joe war nicht der Hellste und hat vermutlich nie begriffen, was da vor sich ging. Er hat sich in sich selbst zurückgezogen, sagte der Psychiater.«
    »Mam.« Grania schüttelte den Kopf. »Was für eine grässliche Geschichte. Hat Lily jemals mit dir darüber gesprochen? Hat sie sich später erinnert, was geschehen ist?«
    »An dem Tag im Krankenhaus habe ich das letzte Mal mit Lily Lisle geredet«, antwortete Kathleen. »Tante Anna hat sie nach London gebracht, sobald sie aus der Klinik heraus war, und wir haben sie erst wieder gesehen, als sie viele Jahre später mit ihrem Mann im Schlepptau zurück nach Dunworley House kam.«
    »Und Gerald? Er hat sich ja wohl an Lily vergangen, oder?«
    »Das werde ich jedenfalls bis an mein Lebensende glauben«, erklärte Kathleen. »Einer von ihnen muss es gewesen sein, und mein sanfter Bruder Joe war’s bestimmt nicht. Ein Trost bleibt mir wenigstens: Von einem späteren Bediensteten Sebastian Lisles weiß ich, dass Gerald im Ausland umgekommen ist. Übrigens nicht für sein Vaterland, sondern betrunken, im Streit vor einer Bar auf Zypern. Noch vor Joe, mit vierundzwanzig. Weswegen Lily Dunworley House geerbt hat.«
    »Denkst du, Lily wurde von dem, was ihr in jener Nacht zugestoßen ist, aus der Bahn geworfen? Alexander hat mir erzählt, dass sie psychisch sehr labil war.«
    »Keine Ahnung. Lily war immer ein bisschen merkwürdig. Sie hat nie rausgelassen, ob sie sich an die Ereignisse jener Nacht erinnerte oder nicht. Wenn, hat es sicher ihr weiteres Leben beeinflusst.«
    »Ja. Jetzt ist mir klar, warum meine Verbindung zu den Lisles dich so beschäftigt.« Grania ergriff die Hand ihrer Mutter. »Tut mir leid, wenn durch mich alles wieder

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