Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
ermahnte sich, mit den Vergleichen aufzuhören, bei denen Charley jedes Mal schlecht abschnitt. Er setzte sich an den Schreibtisch und schaltete seinen Laptop ein. Matt arbeitete gerade an einem Thesenpapier, das bereits drei Wochen zuvor hätte fertig sein sollen, aber in dem emotionalen Chaos hatte er sich nicht konzentrieren können. Er las, was er geschrieben hatte, und stellte fest, dass es nichts taugte. Matt lehnte sich seufzend auf seinem Stuhl zurück. Er erkannte klar, wie die Zukunft aussehen würde. Nach all den Jahren, in denen er versucht hatte, nicht seinen Eltern nachzueifern, befand er sich auf direktem Weg zu ihrem Lebensstil. Hätte er doch nur jemanden zum Reden gehabt! Die Einzige, die ihm abgesehen von Grania einfiel, war seine Mutter.
Er nahm sein Handy und wählte ihre Nummer. »Mom? Ich bin’s, Matt.«
»Matt, was für eine Überraschung! Wie geht’s dir?«
»Ich könnte ein bisschen Landluft vertragen. Hast du heute oder morgen schon was vor?«
»Morgen kommen Freunde zum Grillen, aber heute ist dein Vater beim Golfspielen, und ich bin allein zu Hause. Möchtest du zum Essen vorbeischauen?«
»Gern, Mom. Bis gleich.«
Da auf dem Westside Highway nicht viel Verkehr war, erreichte er das Haus seiner Eltern in Belle Haven bereits fünfundvierzig Minuten später.
»Hallo.« Elaine begrüßte ihn mit einer Umarmung. »Was für eine angenehme Überraschung. Oft hab ich meinen Jungen nicht mehr für mich allein. Komm rein.«
Matt folgte seiner Mutter durch den Eingangsbereich in die geräumige Küche, in der es von Gerätschaften nur so wimmelte, die sein Vater ihr jedes Jahr zu Weihnachten und zum Geburtstag schenkte. Elaine öffnete die Pakete immer mit einem resignierten Lächeln, bedankte sich artig und stellte die Neuerwerbung zu den anderen Sachen in einen der großen Einbauschränke.
»Möchtest du was trinken?«
»Ja bitte, ein Bier.« Matt blieb unsicher in der Küche stehen. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, weil seine Mutter lediglich wusste, dass Grania weg war.
»Wie läuft das Leben in der Stadt?«
Matt schüttelte den Kopf. »Ich will dich nicht anlügen. Mein Leben liegt in Trümmern.«
Sie reichte ihm das Bier. »Erzähl.«
Matt war ehrlich, verschwieg ihr aber, dass er sich an die fragliche Nacht nicht erinnern konnte.
»Grania ist also kurz nach ihrer Heimkehr aus der Klinik nach Irland verschwunden und will dir nicht sagen, was los ist. Ihr habt monatelang nicht miteinander geredet. Und jetzt hörst du plötzlich, dass sie einen anderen geheiratet hat?«
»Ja, das ist die Kurzfassung«, bestätigte Matt.
»Charley zieht zu dir, während ihr Apartment renoviert wird, und ihr beide fangt was miteinander an. Aber du bist dir deiner Gefühle nicht sicher?«
»Ja. Kann ich noch ein Bier haben?«
Elaine holte es für ihn. »Möglicherweise willst du dich nur über Grania hinwegtrösten?«
»Ja. Und …«, Matt holte tief Luft, »… da ist noch was anderes.«
»Raus mit der Sprache.«
»Charley ist schwanger.«
Elaine bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick. »Tatsächlich? Bist du sicher?«
»Natürlich, Mom. In ein paar Wochen hat sie einen Ultraschalltermin. Ich begleite sie.«
»Aha«, sagte Elaine. »Ich hab uns einen Salat gemacht. Lass uns auf der Terrasse essen.«
Matt half ihr, Salat, Teller und Besteck nach draußen zu tragen.
»Tut mir leid, Mom.«
»Ach was. Ich bin Kummer gewohnt. Es ist auch gar nicht das …«, sie runzelte die Stirn, »irgendwas ist faul an der Sache. Aber lassen wir das Thema. Wichtiger ist: Liebst du Charley?«
»Ich liebe sie als Freundin, vielleicht auch als Partnerin … mehr weiß ich noch nicht. Klar, wir sind im selben Umfeld aufgewachsen und kennen dieselben Leute … Ihr seid mit ihren Eltern befreundet … Wie könnte ich sie nicht mögen? Es ist einfach.« Er seufzte.
»Jemanden mit demselben Hintergrund zu heiraten ist immer leichter als jemand völlig Fremden.« Elaine gab Salat auf die Teller. »Man muss sich nicht anstrengen, und aus Vertrautheit kann Liebe erwachsen. Doch es ist nicht …«, Elaine suchte nach dem richtigen Wort, »… aufregend.«
Matt war erstaunt über die Analyse seiner Mutter. »Genau.«
»Grania war dein Versuch, dich aus der Zwangsjacke zu befreien. Sie hat die Welt für dich bunter gemacht.«
»Ja.« Matt schluckte. »Erst seit sie weg ist, weiß ich, wie sehr ich sie liebe.«
»Ich habe auch einmal jemanden geliebt … vor deinem Vater. Meine Eltern fanden ihn
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