Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
stolz auf dich.«
»Danke, Mam. Gute Nacht.« Grania verließ die Küche.
Eine halbe Stunde später kamen John und Shane nach Hause. Kathleen erzählte ihnen, was sie von Grania erfahren hatte.
»Die Arme«, meinte John. »Wenigstens hat Aurora uns.«
»Ja«, pflichtete Shane ihm bei. »Sie gehört praktisch zur Familie.«
»Sie wird unsere Liebe brauchen«, sagte Kathleen. »Genau wie Grania. Sie hat eine schreckliche Zeit hinter sich.«
»Dein siebter Sinn hat dich wieder mal nicht getrogen«, bemerkte John. »Du hast von Anfang an gesagt, du hättest ein schlechtes Gefühl wegen den Lisles.«
»Mam, du bist eine richtige Hexe«, stellte Shane fest und tätschelte liebevoll ihren Arm, bevor er aufstand. »Ich geh jetzt ins Bett. Bitte sag Grania und Aurora, dass ich sie beide sehr lieb habe.«
Später, im Bett, fragte John seine Frau: »Wann will Grania es Aurora sagen?«
»Ich glaube, wenn sie morgen Nachmittag von der Schule nach Hause kommt. Dann hat Grania noch einen Tag, sich die richtigen Worte zu überlegen.«
»Komm, Schatz.« John schloss seine Frau in die Arme. »Versuch, dir keine Gedanken zu machen. Auroras Zukunft ist gesichert. Hier bei uns hat sie bis zu ihrem Lebensende ein Zuhause. Und obwohl Alexander Grania schwere Verantwortung aufgebürdet hat, muss ich ihn dafür bewundern, dass er den Weitblick hatte, alles für seine Tochter zu regeln.«
»Ja. Gute Nacht, Schatz.«
»Gute Nacht.«
Erst als Kathleen die Augen schloss, fiel ihr Matts Anruf wieder ein.
Am folgenden Morgen wachte Grania körperlich gestärkt auf. Im Bett versuchte sie zu rekapitulieren, was sich in den vergangenen vier Monaten ereignet hatte. Aurora war wie ein Wirbelwind in ihr Leben gefegt und hatte es auf den Kopf gestellt. Nun war Grania Mrs. Devonshire, Stiefmutter eines Mädchens, das bald offiziell ihre Tochter werden würde … Und Witwe.
Genau wie Mary vor ihr.
Plötzlich verspürte Grania das Bedürfnis, das Haus zu verlassen und frische Luft zu schöpfen. Die letzten beiden Wochen im Krankenhaus waren eine Qual gewesen. Sie schlüpfte in Jogginghose, Kapuzenshirt und Laufschuhe und ging nach unten. Kathleen war nirgends zu sehen. Grania joggte den Weg entlang und den Klippenpfad hinauf in Richtung Dunworley House. Es war ein wunderschöner Tag; die See lag spiegelglatt da.
Keuchend setzte sich Grania auf den grasbewachsenen Felsen, von dem aus sie das kleine Mädchen zum ersten Mal am Rand der Klippe gesehen hatte, und schaute zum Haus hinauf.
Am Ende hatte Hans Grania doch noch mitgeteilt, wie viel Alexander ihr vermachte; so viel, dass sie nie wieder arbeiten musste, wenn sie nicht wollte. Sie war eine wohlhabende Frau.
»Matt«, presste Grania plötzlich hervor. Ihre Mutter war ihr eine große Stütze gewesen, doch im Moment hätte sie sich die Wärme und Liebe des Mannes gewünscht, den sie immer als ihren Seelenverwandten erachtet hatte. Sie spürte den Verlust fast körperlich.
Grania stand auf und joggte weiter nach Dunworley House, wo sie das Tor aufdrückte und durch den Garten ging. Alexander hatte in seinem Testament verfügt, dass das Haus an Auroras einundzwanzigstem Geburtstag in deren Besitz übergehen würde. Dann lag es bei ihr, ob sie es behalten oder verkaufen wollte. Eine ansehnliche Summe war für die Renovierung bestimmt.
Grania zog den Schlüssel fürs Atelier unter dem Stein hervor, unter dem er immer lag. Im Innern betrachtete sie die Skulpturen auf dem Arbeitstisch. Zum ersten Mal seit Wochen empfand sie ein vages Gefühl der Freude. Sie waren so gut, wie sie sie in Erinnerung hatte.
»Jesus, Maria und Josef, Grania! Wo hast du gesteckt?«, rief Kathleen aus, als Grania die Küche betrat.
»Tut mir leid, Mam, ich war oben im Atelier und habe völlig die Zeit vergessen. Ich habe einen Bärenhunger.«
»Ich mach dir ein Sandwich.« Kathleen sah nervös auf die Uhr. »Du weißt, dass Aurora in einer halben Stunde heimkommt?«
»Ja.« Grania wurde flau im Magen. »Wenn sie da ist, mache ich einen Spaziergang mit ihr.«
»Grania!« Aurora warf sich in Granias Arme. Grania und Kathleen wechselten über ihren Kopf hinweg einen sorgenvollen Blick.
»Ich freu mich so, dich wiederzusehen, Liebes«, sagte Grania. »Wie geht’s dir?«
»Sehr gut, danke. Maisie kriegt bald Junge. Shane sagt, ich darf bei der Geburt dabei sein, auch wenn’s mitten in der Nacht ist. Und meinen Freundinnen in der Schule hab ich erzählt, dass du jetzt meine richtige Mutter bist.« Aurora löste
Weitere Kostenlose Bücher