Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff
es sich um einen elegant geformten Schwan handelte. Der Preis war erschwinglich gewesen, und er hatte sich an den Inhaber der Galerie gewandt.
»Sie haben Geschmack, Sir. Das ist eins meiner Lieblingsstücke. Die Künstlerin wird es meiner Meinung nach weit bringen.« Der Galerieinhaber hatte auf die andere Seite des Raums gedeutet. »Da drüben steht sie. Wollen Sie mit ihr sprechen?«
Die lockigen blonden Haare der zierlichen Frau in Jeans und rotem Karohemd waren ihr unfrisiert über die Schulter gefallen. Der Galerist hatte ihren Namen gerufen, worauf sie sich ihnen zuwandte und Matt ihre großen türkisblauen Augen, die sommersprossige Himmelfahrtsnase und die rosigen Lippen sah. Ungeschminkt und natürlich, wie sie war, wirkte sie wie ein Kind – ganz anders als die Frauen in Matts Begleitung.
Matt nahm ihren schlanken Körper, ihre schmalen Hüften und die langen Beine wahr. Sie war keine Schönheit im herkömmlichen Sinn, aber doch hübsch mit ihren glänzenden Augen. Matt gefiel sie sofort.
»Grania, das ist Matt Connelly. Er hat gerade deinen Schwan gekauft.«
»Hallo, Mr. Connelly«, begrüßte sie ihn lächelnd. »Freut mich zu hören. Das bedeutet, dass das Essen in den nächsten Wochen gesichert ist.«
Vielleicht, dachte Matt, war es ihr irischer Akzent, der so viel angenehmer und weicher klang als der harte New Yorker.
Jedenfalls fragte Matt Grania fünfzehn Minuten später, ob er sie zum Essen einladen dürfe. Sie erklärte ihm, sie sei bereits mit dem Inhaber der Galerie und den anderen ausstellenden Künstlern verabredet. Aber mit der Begründung, er wolle sich die anderen Werke in ihrem Atelier ansehen, gelang es ihm, ihr die Telefonnummer zu entlocken.
Nie zuvor hatte Matt ein Problem gehabt, sich mit einer Frau zu verabreden. Doch bei Grania Ryan biss er auf Granit. Am folgenden Tag rief er sie an und hinterließ eine Nachricht auf ihrer Mailbox, ohne eine Antwort zu erhalten. Ein paar Tage später versuchte er es noch einmal, aber offenbar war sie die meisten Abende unterwegs.
Je aussichtsloser die Sache schien, desto entschlossener wurde Matt. Am Ende ließ sie sich breitschlagen, sich in SoHo auf einen Drink mit ihm zu treffen. Matt ging in Blazer, Jeans und Budapestern in die Künstlerkneipe, in der er sofort auffiel. Grania trug dieselbe Jeans wie in der Galerie und ein altes blaues Hemd, bestellte ein kleines Guinness und leerte es in einem Zug.
»Leider kann ich nicht lange bleiben.«
Sie erklärte nicht, warum.
Matt bemühte sich tapfer, Konversation zu machen, doch Grania wirkte desinteressiert und geistesabwesend. Schließlich stand sie auf und sagte, sie müsse gehen.
»Kann ich dich wiedersehen?«, fragte Matt, nachdem er hastig die Rechnung beglichen hatte.
Auf dem Gehsteig wandte sie sich ihm zu. »Warum?«
»Weil ich Lust dazu hätte. Genügt das als Grund?«
»Matt, neulich Abend in der Galerie habe ich deine smarten Freunde gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dein Typ bin, und du bist nicht der meine.«
»Und was ist deiner Ansicht nach mein ›Typ‹, Grania?«
»Geboren in Connecticut, schnieke Privatschule, dann Harvard und das große Geld an der Wall Street.«
»Ja, ein Teil davon stimmt«, gab Matt errötend zu. »Aber ich habe nicht die Absicht, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Der ist Investmentbanker. Ich mache gerade den Doktor der Psychologie an der Columbia University. Ich hoffe, dort unterrichten zu können.«
»Ach.« Sie verschränkte die Arme. »Das wundert mich. Du siehst nicht aus wie ein armer Student. Was ist das für eine Uniform?«, erkundigte sie sich mit einem Blick auf seine Kleidung.
»Uniform?«
»Du schaust aus, als wärst du einer Werbeanzeige von Ralph Lauren entsprungen.«
»Manchen Frauen scheint das zu gefallen.«
»Mir nicht. Tut mir leid, Matt. Ich bin kein Spielzeug für reiche Jungs, die meinen, sie könnten sich meine Zuneigung mit Geld erkaufen.«
Matts Reaktion schwankte zwischen Wut, Belustigung und Faszination. Dieses temperamentvolle irische Mädchen, das ein wenig Alice im Wunderland ähnelte und offenbar einen Kern aus Stahl sowie eine messerscharfe Zunge besaß, hatte es ihm angetan.
»Hey!«, rief er ihr nach, als sie weiterging. »Für deine Skulptur habe ich das ganze Erbe meiner Tante hingelegt. Ich habe lange nach etwas gesucht, das mir wirklich gefällt. Meine Tante hat in ihrem Testament festgelegt, dass ich mit dem Geld etwas Schönes kaufen muss.« Seine Stimme war so laut,
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