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Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff

Titel: Das Mädchen auf den Klippen - Riley, L: Mädchen auf den Klippen - Girl on the Cliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Namen?«
    »Klar!«, rief Aurora aus. »Anna. Sie war eine Ballerina, genau wie ich eine werden möchte.«
    Während Aurora mit Shane auf den Hügeln Schafe zählte, nahm Grania sich am Nachmittag im Farmhaus noch einmal ihre Mutter vor.
    »Mam, wie haben sich Anna Langdon und Lawrence Lisles jüngerer Bruder Sebastian kennengelernt? Sie haben geheiratet, oder? Anna Langdon, die berühmte Ballerina, wurde Anna Lisle, Lilys Mutter und Auroras Großmutter.«
    »Ja. So genau darfst du mich das nicht fragen, weil ich damals noch ein Baby war. Meine Mutter und ihre Schwester konnten einander nicht ausstehen, also hat meine Mammy kaum je darüber geredet.«
    »Warum ist die berühmte Anna Mutter und Schwester nach Irland gefolgt?«
    »Anna war Ende dreißig, als sie nach Irland kam. Ballerinen und Schönheiten haben ein Verfallsdatum«, stellte Kathleen fest.
    »Erinnerst du dich überhaupt an sie, Mam?«
    »Natürlich.« Kathleen hielt beim Teigausrollen inne. »Für ein Landkind wie mich war Tante Anna ein richtiger Filmstar. Bei unserer ersten Begegnung hatte sie einen roten Pelzmantel an. Ich erinnere mich, dass er sich ganz weich anfühlte … Sie hat ihn ausgezogen, um sich hinzusetzen und eine Tasse Tee in unserem Wohnzimmer zu trinken. Sie war schrecklich schlank und trug wahnsinnig hohe Absätze. Und sie hat sich eine schwarze Zigarette angezündet.« Kathleen seufzte. »Wie könnte ich sie je vergessen?«
    »War sie schön?«
    »Sie hatte Präsenz, war eine Naturgewalt. Kein Wunder, dass der alte Sebastian Lisle sich sofort in sie verliebte.«
    »Wie alt war er?«
    »Um die sechzig und Witwer. Er hatte schon das erste Mal spät geheiratet. Adele, seine erste Frau, war dreißig Jahre jünger als er gewesen und bei der Geburt … dieses Jungen … gestorben.«
    »Sebastian hatte bereits einen Sohn?«
    »Ja. Er hieß Gerald.«
    »Anna und Sebastian Lisle heirateten also?«
    »Ja.«
    »Was wollte Anna denn nach dem Leben, das sie bis dahin geführt hatte, mit einem so alten Mann, Mam?«, fragte Grania.
    »Vielleicht Geld. Meine Mam hat immer behauptet, Anna wäre entsetzlich verschwenderisch gewesen und hätte Luxus geliebt. Er dachte wohl, Weihnachten und Ostern fallen zusammen, als er Anna sah. Drei Monate später haben sie geheiratet.«
    »Der Bruder von Annas Vormund Lawrence …«, überlegte Grania laut. »Wusste Sebastian, wer Anna war?«
    »Ja«, antwortete Kathleen. »Sie fanden es beide ausgesprochen komisch, dass Anna all die Jahre für tot gehalten worden war.«
    »Was passierte mit Mary? Gab es keine Probleme, weil Anna nach Irland kam?«
    »Als Anna bei Mary auftauchte und wenig später Sebastian kennenlernte, wusste Mary, dass sie ihr erzählen musste, was sie in ihrer Kindheit getan hatte«, antwortete Kathleen. »Es war ja aus dem richtigen Grund geschehen. Wer weiß, was aus Anna geworden wäre, wenn sie sich nicht eingemischt hätte. Anna war klar, dass sie niemals zum Ballett gekommen wäre.«
    »Mary hat ihrer Tochter vergeben, dass sie sich all die Jahre nicht bei ihr gemeldet hatte?«
    »Letztlich bestand doch eine tiefe innere Verbindung zwischen den beiden. Mary liebte Anna wie ihr eigenes Kind. Sie hätte ihr alles verziehen. Meine Mammy Sophia hatte am meisten Probleme mit ihr. Sie nannte Anna ›die verlorene Tochter‹.«
    »Möglicherweise war sie eifersüchtig«, bemerkte Grania.
    »Das spielte sicher eine Rolle. Immerhin haben Mary und Anna sich vor Marys Tod versöhnt. Danach wurden jede Woche Blumen an ihrem Grab im Friedhof von Dunworley abgelegt – bis Anna selbst starb. Das war ihre Art, sich zu entschuldigen und ihre Liebe zu der Frau auszudrücken, die sie ›Mutter‹ genannt hatte.«
    »Sebastian ist nicht gegen Mary vorgegangen, weil sie Anna seinem Bruder weggenommen hatte?«
    »Offenbar reichte das, was Anna ihm über die Situation erzählt hatte. Außerdem war Lawrence Lisle lange tot. Mary hatte sich um die Liebe seines Lebens gekümmert; das allein zählte für Sebastian.«
    »Und dann kam Lily zur Welt?«
    »Ja, leider«, murmelte Kathleen.
    »Die drei wohnten glücklich oben in Dunworley House?«
    »Eher nicht«, schnaubte Kathleen. »Glaubst du wirklich, Anna Langdon hätte sich damit zufriedengegeben, Mutter für ein Baby und einen dreijährigen Stiefsohn zu spielen, in einem baufälligen Haus am Ende der Welt?« Kathleen schüttelte den Kopf. »Nein. Für das Baby wurde ein Kindermädchen eingestellt, und schon wenige Monate später war Tante Anna wieder unterwegs.

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