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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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hier, Tschara? Ich dachte, Sie wollten uns bald wieder mit neuen Tänzen überraschen, und nun zieht es Sie zur Geographie!«
    »Die Zeit der Tänze ist vorbei«, sagte Tschara ernst. »Ich suche eine mir vertraute Arbeit. In einem Werk für künstliche Ledererzeugung in den Binnenseen von Celebes und bei einer Station für die Züchtung lang blühender Pflanzen in der früheren Wüste Atacama sind Stellen frei. Die Arbeit im Atlantischen Ozean hat mir Spaß gemacht. So hell und klar war alles; ich habe mich damals so froh gefühlt.«
    »Ich werde auch immer ganz melancholisch, wenn ich an meine Arbeit im psychologischen Sanatorium auf Neuseeland zurückdenke, wo ich als blutjunge Krankenschwester angefangen habe. Selbst Ren Boos sagt jetzt nach seiner furchtbaren Verletzung, als Regulierer von Flugschraubern sei er viel glücklicher gewesen. Das ist einfach ein Schwächezustand, Tschara, Ermüdung durch große Anspannung, um sich auf jener schöpferischen Höhe zu halten, wie Sie sie als wirkliche Künstlerin erreicht haben. Und die Ermüdung wird noch zunehmen, wenn Ihr Körper nicht mehr so elastisch und energiegeladen ist wie heute. Doch bis dahin sollten Sie uns durch Ihre Kunst und Schönheit Freude bereiten.«
    »Sie wissen gar nicht, Ewda, wie mir zumute ist. Jede Einstudierung eines Tanzes ist ein freudiges Suchen. Ich möchte den Menschen etwas Schönes bieten, was ihnen Freude macht und an ihr Gefühl rührt. Dafür lebe ich. Dann kommt der Augenblick, da die Idee in die Wirklichkeit umgesetzt wird, und ich gebe mich ganz meiner Leidenschaft hin. Das überträgt sich sicherlich auf die Zuschauer, wenn mein Tanz eine so starke Wirkung auf sie ausübt. Ich möchte euch allen mein Letztes geben.«
    »Ja, und da wollen Sie so plötzlich aufhören?«
    »Aber ich schaffe doch nichts Bleibendes!«
    »Was Sie den Menschen geben, ist weit mehr!«
    »Das ist sehr wenig handgreiflich und kurzlebig — ich denke an mich selbst.«
    »Haben Sie noch nie geliebt, Tschara?«
    Das Mädchen senkte den Blick.
    »Ist es ähnlich?« antwortete sie mit einer Frage.
    Ewda Nal schüttelte den Kopf.
    »Ich meine jenes starke Gefühl, zu dem wohl Sie fähig sind, aber bei weitem nicht alle.«
    »Ich verstehe: Bei der Begrenztheit meines Intellekts bleibt mir der Reichtum des Gefühlslebens.«
    »Sie haben nicht ganz unrecht, doch würde ich es anders ausdrücken. Sie sind so reich an Emotionen, daß sich das auf die intellektuelle Sphäre überträgt, wenngleich sie auch nach dem Gesetz der Widersprüche schwächer entwickelt ist. Aber wir theoretisieren hier, und dabei muß ich mit Ihnen dringend über etwas sprechen, was mit unserem Gespräch unmittelbar zusammenhängt. Mwen Mass . . .«
    Das Mädchen zuckte zusammen.
    Ewda Nal hakte Tschara unter und führte sie in eine der großen Nischen des Saals.
    »Mwen Mass . . . Sie wissen, wie es ihm ergangen ist?«
    »Natürlich. Der ganze Planet verurteilt ja sein mißlungenes Experiment!«
    »Und was meinen Sie dazu?«
    »Daß er im Recht ist!«
    »Ich auch. Deshalb muß man ihn von der Insel des Vergessens zurückholen. In einem Monat findet die Jahresversammlung des Rates für Astronautik statt. Dort wird überseine Schuld befunden. Das Ergebnis der Untersuchung wird an die Ehren- und Rechtskontrolle weitergeleitet, die dem Schicksal eines jeden nachgeht. Ich glaube sicher, daß das Urteil günstig ausfällt, aber dazu müßte Mwen Mass hier sein. Außerdem ist es nicht gut für einen so gefühlsbetonten Menschen wie Sie, lange auf der Insel zu bleiben, schon gar nicht in der Einsamkeit!«
    »Glauben Sie, ich sei so altmodisch, daß ich mich den Interessen eines Mannes unterordne? Selbst wenn ich ihn sehr liebe, kann ich das nicht.«
    »Mein liebes Kind, so dürfen Sie nicht reden. Ich habe Sie zusammen gesehen und weiß, daß Sie beide füreinander wie geschaffen sind. Verurteilen Sie ihn nicht, weil er Sie nicht aufgesucht hat, sich vor Ihnen versteckt hat. Begreifen Sie doch: Wie kann ein Mensch, der Ihnen ähnlich ist, als bedauernswerter, geschlagener Mann, dem Gericht und Verbannung drohen, vor Sie, die geliebte Frau, hintreten?«
    »Das ist es nicht, Ewda. Ob er mich jetzt überhaupt braucht? Ich fürchte, er bringt nicht mehr genügend Kraft auf für eine Liebe, zu der wir beide meiner Meinung nach fähig wären. Er könnte ein zweitesmal den Glauben an sich selbst verlieren, und das würde er nicht mehr überstehen. Darum dachte ich, es sei besser, ich gehe in die

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