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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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konnte ich Aph Nut rufen . . . dank Grom Orm.«
    »Gerade daran wollte ich Sie erinnern. Ihr Konsilium des gesellschaftlichen Todes besteht einstweilen nur aus einem Menschen!«
    Mwen Mass ergriff Ewdas Hand undführte sie an seine Lippen. Sie gestattete ihm diesen intimen Ausdruck großer Freundschaft. Wenn jetzt Tschara Nandi statt ihrer hier stünde! Nein, um Tschara gegenüberzutreten, bedurfte es für den Afrikaner eines seelischen Aufschwungs, doch dazu fehlte es ihm noch an Kraft. Mochte bis zu Ren Boos’ Genesung und bis zur Sitzung des Rates für Astronautik das Schicksal seinen Lauf nehmen!
    »Wissen Sie vielleicht, was für eine dritte Operation Ren bevorsteht?« Ewda gab dem Gespräch eine Wendung.
    Mwen Mass überlegte eine Weile, um sich an die Unterhaltung mit dem Chirurgen zu erinnern.
    »Aph Nut will sich zunutze machen, daß der Körper Ren Boos’ geöffnet ist, und den Organismus von der angesammelten Entropie befreien. Was die physiochemische Therapie nur langsam und mit Schwierigkeiten zustande bringt, kann bei solch einer Operation schneller und gründlicher erreicht werden.«
    Ewda Nal rief sich alles ins Gedächtnis zurück, was sie über die Voraussetzung für ein hohes Lebensalter wußte — die Säuberung des Organismus von der Entropie. Die fisch- und lurchartigen Vorfahren hinterließen im menschlichen Organismus Schichtungen gegensätzlicher physiologischer Strukturen, von denen jede ihre Besonderheiten bei der Bildung entropischer Rückstände der Lebenstätigkeit hatte. Diese alten, jahrtausendelang studierten Strukturen, einst Quelle des Alterns und vieler Krankheiten, ließen sich neuerdings energisch reinigen: durch chemische Säuberung, Bestrahlung und Wellenbehandlung des alternden Organismus.
    In der Natur wirkt der zunehmenden Entropie entgegen, daß die Lebewesen aus der Paarung verschiedener Individuen hervorgehen, die aus verschiedenen Gegenden stammen und damit unterschiedlicher genealogischer Herkunft sind. Diese Mischung der Erbanlagen als Mittel im Kampf gegen die Entropie und das Schöpfen neuer Kräfte aus verschiedenem Milieu gaben der Wissenschaft das größte Rätsel auf, an dessen Lösung Biologen, Physiker, Paläontologen und Mathematiker seit Jahrtausenden arbeiteten. Doch es hatte sich gelohnt: Die maximale Lebenserwartung hatte fast zweihundert Jahre erreicht, und was die Hauptsache war, man hatte die zermürbende Gebrechlichkeit im Alter beseitigt.
    Mwen Mass erriet die Gedanken seiner Begleiterin.
    »Ich habe über den neuen großen Widerspruch in unserem Leben nachgedacht« sagte er bedächtig. »Einerseits die hochentwickelte biologische Medizin, die dem Organismus neue Kräfte verleiht, andererseits die ständig zunehmende schöpferische Arbeit des Gehirns, die den Menschen rasch verbraucht. Wie kompliziert sind doch die Gesetze unserer Welt!«
    »Das stimmt, und deshalb zögern wir die Entwicklung des dritten Signalsystems des Menschen einstweilen auch noch hinaus«, pflichtete Ewda Nal ihm bei. »Das Gedankenlesen erleichtert zwar die Verständigung der Individuen untereinander, bringt jedoch einen großen Kräfteverschleiß mit sich und schwächt die Hemmungszentren. Letzteres ist außerordentlich gefährlich.«
    »Die Mehrzahl der Menschen arbeitet unermüdlich und lebt wegen der außerordentlichen Nervenanspannung nur halb so lange, wie sie leben könnte. Soviel ich davon verstehe, kann die Medizin nichts dagegen tun, es sei denn, sie verbietet die Arbeit. Aber wer wird schon die Arbeit um zusätzlicher Lebensjahre willen aufgeben?«
    »Niemand, denn der Tod ist nur dann furchtbar, nur dann klammert man sich an das Leben, wenn man es untätig verbracht hat«, sagte Ewda Nal nachdenklich. Sie fragte sich unwillkürlich, ob die Menschen auf der Insel des Vergessens länger lebten.
    Mwen Mass schlug vor, zum Observatorium zurückzukehren und sich auszuruhen, und Ewda war einverstanden.
     
    Zwei Monate später traf Ewda Nal Tschara Nandi im Saal des Informationspalastes, dermit seinen hohen Pfeilern einer gotischen Kirche glich. Die schräg einfallenden Sonnenstrahlen beleuchteten nur den oberen Teil, der untere war in Dämmerung gehüllt.
    Das Mädchen stand an eine Säule gelehnt, die Hände auf dem Rücken verschränkt, die Beine gekreuzt. Wie immer erregte ihre schlichte Kleidung Ewda Nals Bewunderung. Sie trug ein weit ausgeschnittenes kurzes graublaues Kleid.
    Als sie Ewda erblickte, kam Leben in ihre traurigen Augen.
    »Was machen Sie denn

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