Das Mädchen aus dem All
aus. Sternförmige Funken blitzten unwahrscheinlich schnell hintereinander auf, verwandelten sich in vibrierende dunkelrote Lichtstreifen, die auf dem Bildschirm für unsichtbare Strahlen als grüne Blitze aufzuckten. Die erste Meduse wich zurück, worauf sich die zweite augenblicklich zusammenrollte und auf den Boden des Tanks fallen ließ. Der Biologe griff zum Schalter, doch Keh Ber hielt ihn zurück. Auch das erste Ungeheuer hatte sich jetzt zusammengerollt und folgte dem zweiten in den Tank. Nun befanden sich zwei dieser furchtbaren Medusen im Tank. Wie hatten sie es nur fertiggebracht, ihren Umfang derart zu verringern! Ein Druck auf den Knopf — der Deckel klappte zu, und sofort klebten fünf oder sechs der schwarzen Scheusale rund um den riesigen zirkoniumwandigen Behälter. Der Biologe bat die »Tantra«, den Lichtkorridor einzuschalten. Sofort verschwanden die schwarzen Gespenster, doch zwei von ihnen lagen unter dem schwarzen Deckel des Tanks.
Der Biologe ging zu dem Wassertank, berührte den Deckel — und erhielt einen derart heftigen Schlag, daß er vor Schmerz aufschrie. Sein linker Arm hing gelähmt herunter.
Der Mechaniker Taron zog einen Hochtemperatur-Schutzskaphander an. Nun erst gelang es, den Deckel abzudichten und in den Tank reinen Erdstickstoff zu pressen. Auch die Hähne wurden zugeschweißt. Dann wurde um den Behälter ein Stück von der Reserveverkleidung des Sternschiffes gelegt, und man brachte ihn in die Kollektionskammer. Der Sieg war teuer erkämpft — die Lähmung im Arm des Biologen ging trotz aller Bemühungen der Ärztin nicht zurück. Eon Tal litt sehr, doch dachte er nicht daran, auf die Erkundung des Tellerschiffes zu verzichten.
Das Tellerschiff war von der »Parus« doch weiter entfernt, als es zuerst den Anschein gehabt hatte. In dem diffusen Scheinwerferlicht hatten sie auch die Ausmaße des Schiffes nicht richtig abschätzen können. Erst beim Näherkommen zeigte sich, wie riesig das Raumschiff war. Mindestens vierhundertfünfzig Meter betrug sein Durchmesser. Von der »Parus« mußten Kabel abmontiert werden, um den Schutzgürtel bis zum Tellerschiff zu verlängern. Das geheimnisvolle Raumschiff ragte vor den Menschen wie eine lotrechte Wand auf. Pechschwarze Wolken verbargen seinen oberen Teil. Eine malachitfarbene Schicht bedeckt den Rumpf. Sie war stark rissig und etwa einen Meter dick. Durch die Risse blinkte stahlblaues Metall. Auf der der »Parus« zugewandten Seite des Tellers war eine spiralförmig gedrehte Welle von ungefähr zwanzig Meter Durchmesser und zehn Meter Höhe sichtbar. Die andere, leicht gewölbte Seite, die in tiefem Dunkel lag, bildete gewissermaßen einen mit dem Teller verbundenen Kugelabschnitt von dreißig Meter Dicke. Auch auf dieser Seite ragte eine hohe Spiralwelle aus dem Schiffsrumpf.
Der riesige Teller war tief in den Boden eingesunken. Am Fuße der steil aufragenden Metallwandung erblickten die Menschen einen geschmolzenen Felsblock, der wie zähflüssiges Pech auseinandergelaufen war.
Viele Stunden verbrachten die Forscher mit der Suche nach einem Eingang. Doch entweder war er unter der malachitfarbenen Oxidschicht verborgen oder so kunstvoll verschlossen, daß er von außen nicht erkennbar war. Sie fanden nicht einmal Öffnungen für optische Geräte oder Antriebsdüsen. Der Metallkoloß war wie aus einem Guß. Erg Noor beschloß, den Rumpf des Raumschiffes mit Hilfe des elektrohydraulischen Schneidbrenners zu öffnen, der selbst die härtesten und widerstandsfähigsten Wandungen irdischer Sternschiffe durchstieß. Nach kurzer Beratung kamen die Forscher überein, das Ende der Spiralwelle aufzuschweißen. Man konnte annehmen, daß die Welle ein hohler Gang sei, durch den man in das Schiff gelangen könne, ohne Gefahr zu laufen, auf eine Reihe hintereinanderliegender Schotten zu stoßen.
Die gründliche Untersuchung des Tellerschiffes mußte einer Sonderexpedition vorbehalten bleiben. Bevor sie jedoch auf diesen gefährlichen Planeten entsandt werden konnte, galt es nachzuweisen, daß dieser Gast aus fernen Welten unversehrt Instrumente, Material und Gebrauchsgegenstände jener Wesen in sich barg, die das Raumschiff durch solche grenzenlosen Weiten geführt hatten. Im Vergleich dazu waren die Reisen der irdischen Sternschiffe nur zaghafte kleine Ausflüge in den kosmischen Raum.
Auf der einen Seite reichte die Spiralwelle bis zum Boden. Dorthin schleppten die Forscher einen Scheinwerfer und Hochspannungsleitungen. Das von dem
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