Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
Vom Netzwerk:
außerordentlich hellglühenden Gases mit einer Oberflächentemperatur von elftausend Grad. In dem gleißenden Licht verbarg sich der dem blauen Stern nächstgelegene Planet. Doch dorthin, in diesen Feuerozean, vermochte kein Schiff der Erde oder ihrer Nachbarn vom Großen Ring vorzustoßen.
    Die Aufnahmen wurden von einem Bericht über Beobachtungen abgelöst, und auf dem Bildschirm waren fast gespensterhafte Linien stereometrischer Zeichnungen zu sehen, die die Stellung des ersten und zweiten Planeten der Wega kenntlich machten. Die »Parus« hatte sich nicht einmal dem zweiten Planeten, der hundert Millionen Kilometer von der Wega entfernt lag, nähern können.
    Aus den Tiefen des violetten Flammenozeansschossen gewaltige Protuberanzen hervor, reckten ihre allesverbrennenden Arme in den Raum. Die Strahlungsenergie der Wega war so groß, daß sie stärkste Quanten aussandte — Licht des ultravioletten, unsichtbaren Spektralteils. Dadurch entstand das seltsame Empfinden von etwas Gespenstischem, von einem nahezu unsichtbaren, aber tödlichen Phantom. Ringsum tobten Photonenwirbel, die die Anziehungskraft des Sternes überwunden hatten. Ihr ferner Nachhall ließ die »Parus« gefährlich schwanken. Die Zähler für kosmische und andere Arten harter Strahlungen versagten. Selbst im Innern des zuverlässig geschützten Schiffes verstärkte sich die gefährliche Ionisierung, sie ließ die Kraft der ungebändigten Strahlenenergie ahnen, die als gewaltiger Strom in den Raum entwich.
    Der Leiter der »Parus« steuerte das Sternschiff vorsichtig zu einem dritten großen Planeten, der aber nur von einer dünnen Atmosphäre umgeben war. Offensichtlich blies der Feuerodem des blauen Sterns die Hülle leichter Gase auf die Schattenseite des Planeten, wo sie einen langen, schwach leuchtenden Schweif bildeten. Fluordämpfe, Kohlenoxid: tödliche Gase — in einer solchen Atmosphäre konnte nichts Irdisches auch nur eine Sekunde existieren.
    Auf der Oberfläche des Planeten ragten scharfe Zacken, Kämme und zerklüftete Steinwände empor, bald rot wie frische Wunden, bald schwarz wie die Nacht. Auf den Hochebenen aus vulkanischer Lava, wo mit unheimlicher Gewalt Wirbelwinde tobten, sah man Spalten und Schluchten, die glühendes Magma ausspien.
    Dichte Aschewolken stiegen hoch, blendend blau auf der beleuchteten Seite, undurchdringlich schwarz auf der Schattenseite. Blitze von Tausenden Kilometer Länge zuckten nach allen Richtungen und zeugten von der Sättigung der toten Atmosphäre mit elektrischer Energie.
    Mit teilnahmsloser Exaktheit hatten die Stereoteleskope diese Bilder aufgefangen und die Elektronenfilme sie festgehalten. Doch bei all dem spürte man die Überlegenheit der Weltraumfahrer, den Protest der Vernunft gegen die sinnlose Zerstörung, die Erkenntnis, welche Feindseligkeit in dieser Welt tobenden kosmischen Feuers zusammengeballt ist. Die vier Zuschauer, noch ganz benommen von dem faszinierenden Schauspiel, wechselten zustimmende Blicke, als eine Stimme mitteilte, die »Parus« steuere den vierten Planeten an.
    Wenige Augenblicke danach rückte der letzte, äußerste Planet der Wega, der ungefähr die Ausmaße der Erde hatte, ins Blickfeld des Bodenteleskops. Die »Parus« ging immer tiefer. Offensichtlich wollten die Weltreisenden diesen Planeten erforschen, der die letzte Hoffnung bot für die Entdeckung einer wenn auch nicht schönen, so doch wenigstens für das Leben geeigneten Welt.
    Wenigstens — in diesen drei Silben lag der Abschied von dem wunderverheißenden Stern, von einem alten Traum, um dessentwillen die Menschen der Erde freiwillig fünfundzwanzig Jahre Abgeschlossenheit im Sternschiff auf sich genommen hatten.
    Aber Erg Noor, völlig von dem Bild gefesselt, dachte nicht sogleich daran. Der Hemisphärenbildschirm trug ihn jetzt über die Oberfläche des Planeten. Zum Leid der Weltraumfahrer — der toten und der lebenden — stellte sich heraus, daß der Planet dem schon seit langem bekannten Nachbarn im Sonnensystem, dem Mars, ähnlich war. Die gleiche dünne Gashülle mit dem stets wolkenlosen dunkelgrünen Himmel, die gleiche ebene Fläche öder Kontinente, bedeckt von verwitterten Gebirgsreliefs. Auf dem Mars herrschte schneidende Kälte, die Tagestemperaturen waren einem schroffen Wechsel unterworfen; fast ausgetrocknete Sümpfe bedeckten seine Oberfläche, selten fiel spärlicher Regen oder Schnee, in den absterbenden Pflanzen war kaum noch Leben, und eigenartige träge Tiere fristeten in

Weitere Kostenlose Bücher