Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
Vom Netzwerk:
Anamesontriebwerke, bis die Zeiger endlich eine Geschwindigkeit von neunhundertsiebzig Millionen Kilometern in der Stunde anzeigten, das war nahe an der Gefahrengrenze. Der Abstand vom Eisenstern vergrößerte sich innerhalb von vierundzwanzig Erdenstunden auf mehr als zwanzig Milliarden Kilometer. Es läßt sich mit Worten kaum beschreiben, wie erleichtert die dreizehn Weltraumfahrer nach den schweren Prüfungen auf dem toten Planeten waren. Doch ihre Freude über die Befreiung war getrübt; das vierzehnte Besatzungsmitglied, die junge Nisa Krit, lag hinter der Tür der Krankenkabine bewegungslos zwischen Schlaf und Tod.
    Alle fünf Frauen — Ingrid, Luma, die Elektroneningenieurin, die Geologin und die Lehrerin für rhythmische Gymnastik, Irne Mar, hatten sich bei der Kranken versammelt. Über eine Luftmatratze breiteten sie einen Teppich aus weichen Mittelmeerschwämmen, legten Nisa darauf und stülpten die Glocke aus rosa Silikoll über sie. Exakte Geräte konnten jahrelang die erforderliche Temperatur, den Druck und die Zusammensetzung der Luft in der Druckkammer konstant halten. Weiche Schaumgummikissen hielten Nisa in einer Lage, die die Ärztin nur einmal im Monat änderte. Allerdings konnte die absolute Bewegungslosigkeit abgestorbene oder wund gelegene Stellen zur Folge haben. Deshalb wollte die Ärztin Nisa nicht ohne Aufsicht lassen undlehnte es ab, sich die ersten ein bis zwei Jahre der bevorstehenden Flugzeit in Schlaf versenken zu lassen.
    Der kataleptische Zustand Nisas hielt an. Das einzige, was die Ärztin zu erreichen vermochte, war die Beschleunigung des Pulses auf einen Schlag in sechzig Sekunden. Wie gering auch der Erfolg war, er machte es möglich, die für die Lunge auf die Dauer schädliche Übersättigung mit Sauerstoff aufzuheben.
    Vier Monate waren vergangen. Das Sternschiff flog sicher auf dem exakt errechneten Kurs, der in großem Bogen um das Gebiet der Meteoritenschwärme herumführte. Die von den Abenteuern und der kräftezehrenden Arbeit ermüdete Besatzung wurde in einen siebenmonatigen Schlaf versenkt. Den Dienst versahen diesmal nicht drei, sondern vier Personen. Zu Erg Noor und Pur Hiss hatten sich noch die Ärztin Luma Laswi und der Biologe Eon Tal gesellt.
    Der Leiter der Expedition, der aus der äußerst schwierigen Lage als Sieger hervorgegangen war, fühlte sich einsam. Die ersten vier Jahre der Reise zur Erde erschienen ihm endlos. Er gab sich keiner Selbsttäuschung hin: nur auf der Erde konnte er Rettung für Nisa erhoffen.
    Lange hatte er aufgeschoben, was er am Tag nach dem Start hätte tun sollen — die Durchsicht der Elektronen-Stereofilme von der »Parus«. Doch gemeinsam mit Nisa hatte er die erste Nachricht von einer fremden Welt empfangen wollen, von dem Planeten des blauen Sterns am nördlichen Himmel der Erde. Sie hatte teilnehmen sollen an der Entdeckung neuer Sternenwelten, der künftigen fernen Inseln der Menschheit.
    Die Filme, die vor achtzig Jahren in acht Parsek Entfernung von der Sonne aufgenommen worden waren und im offenen Schiff auf dem Eisenstern gelegen hatten, waren ausgezeichnet erhalten. Der hemisphärische Stereobildschirm trug die vier Zuschauer von der »Tantra« dorthin, wo hoch über ihnen die blaue Wega leuchtete.
    Schnell wechselten die kurzen Szenen — der blendendblaue Himmelskörper glitt vorüber, dann folgten einige Aufnahmen über das Leben an Bord des Sternschiffes. An der Rechenmaschine arbeitete geräuschlos der achtundzwanzigjährige Expeditionsleiter, noch jüngere Astronomen führten die Beobachtungen durch. Aufnahmen vom obligatorischen täglichen Sport und Tanz schlossen sich an, die Besatzungsmitglieder hatten es bis zu akrobatischer Meisterschaft darin gebracht.
    Es mutete seltsam an, diese klaren, durchaus realen Bilder, die nichts von ihren Farben eingebüßt hatten, auf dem Hemisphärenbildschirm zu sehen. Man vergaß, daß diese fröhlichen, energischen jungen Astronauten schon vor langer Zeit von den schrecklichen Ungeheuern des Eisensterns verschlungen worden waren.
    Die kurze Chronik des Lebens an Bord war schnell vorübergezogen. Nun lenkte nichts mehr von der Wega und ihren Planeten ab. Der blaue Stern strahlte so hell, daß selbst die blasse Reflexion auf dem Bildschirm die Menschen zwang, Schutzbrillen aufzusetzen. Die Wega, in ihrem Durchmesser und ihrer Masse fast dreimal so groß wie die Sonne, rotierte mit einer Äquatorialgeschwindigkeit von dreihundert Kilometern in der Sekunde — eine Kugel

Weitere Kostenlose Bücher