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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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Nachkommen »niemals«. Die gewaltige Zeitspanne aber ließ sich zusammendrängen dank Ren Boos’ Entdeckung, die sie beide experimentell erproben wollten.
    Die Astronomen der Vorzeit glaubten, die Spiralnebel strebten nach verschiedenen Seiten auseinander. Das Licht, das von den fernen Sterneninseln in die irdischen Teleskope drang, war aber trügerisch: Die Lichtschwingungen verlängerten sich und verwandelten sich in rote Wellen. Diese Rotverschiebung im Spektrum schien ein Beweis dafür, daß sich die Spiralnebel vom Beobachter entfernten. Die Menschen der Vergangenheit waren gewohnt, die Erscheinungen einseitig und geradlinig zu deuten. So stellten sie die Theorie vom auseinanderstrebenden oder explodierenden Weltall auf, sie hatten noch nicht begriffen, daß das nur eine Seite des gewaltigen Prozesses des Werdens und Vergehens war. Eben nur eine Seite — die der Auflösung und Zerstörung —, das heißt der Übergang der Energie in niedere Formen nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, wurde mit den menschlichen Sinnen und den zu ihrer Verstärkung konstruierten Geräten erfaßt. Die andere Seite aber — die des Werdens, der Integration und der Schöpfung — wurde von den Menschen nicht wahrgenommen, weil das Leben seine Kraft aus der Sonnenenergie schöpft und sich das Wahrnehmungsvermögen entsprechend herausbildet. Der menschliche Verstand erforschte jedoch auch die lange Zeit verborgen gebliebenen Vorgänge bei der Entstehung der Welten. In jenen weit zurückliegenden Zeiten aber glaubte man, daß sich die Sterneninseln um so schneller von der Erde fortbewegten, je weiter sie von ihr entfernt waren. Man errechnete sogar Geschwindigkeiten der Spiralnebel, die der des Lichts nahekamen, und einige Wissenschaftler erklärten jenen Abstand zur Grenze des sichtbaren Weltalls, in dem die Spiralnebel Lichtgeschwindigkeit erreicht zu haben schienen. Tatsächlich hätte man dann von ihnen kein Licht empfangen und sie nie sehen können. Jetzt aber kennen wir die Ursache für die Rotverschiebung ihres Lichts. Und es gibt nicht nur eine dafür. Von den fernen Sterneninseln dringt nur das von den hellen Zentren ausgestrahlte Licht zur Erde. Diese riesigen Materieanhäufungen sind von ringförmigen Gravitationsfeldern umgeben, die die Lichtstrahlen durch ihre Stärke und durch ihre Ausdehnung stark beeinflussen. Die Lichtschwingungen werden allmählich verlangsamt, werden zu längeren, roten Wellen. Schon lange wissen die Astronomen, daß das Licht sehr dichter Sterne rot erscheint, daß sich die Linien ihres Spektrums nach Rot hin verschieben und der betreffende Stern sich zu entfernenscheint, wie zum Beispiel der zweite Stern des Sirius — der weiße Zwerg Sirius B. Je weiter ein Sternsystem entfernt ist, um so konzentrischer ist die Strahlung, um so stärker ist die Rotverschiebung seines Spektrums.
    Andererseits werden die Lichtwellen bei einem sehr langen Weg durch den Weltraum »unstet«, und die Lichtquanten verlieren einen Teil ihrer Energie. Heutzutage ist diese Erscheinung geklärt: Bei den roten Wellen kann es sich auch um »gealterte« Wellen gewöhnlichen Lichts handeln. Selbst die Lichtwellen können »altern«, wenn sie unermeßliche Entfernungen zurücklegen. Welche Hoffnung blieb dem Menschen, Raum und Zeit zu überwinden, wenn er nicht die Schwerkraft selbst durch ihre Gegensätzlichkeit angriff, wie in den Berechnungen von Ren Boos?
    Warum also Skrupel! Er hatte das Recht, diesen gewagten Versuch durchzuführen.
    Mwen Mass trat auf den Balkon des Observatoriums hinaus und ging hastig auf und ab. Vor seinen ermüdeten Augen schimmerten noch die fernen Galaxien, die ihre roten Lichtwellen zur Erde sandten als Hilferufe, mit denen sie an den menschlichen Verstand appellierten. Mwen Mass lachte leise und selbstsicher. Diese roten Wellen würden dem Menschen ebenso vertraut werden wie jene, die Tschara Nandi beim Fest der Flammenschalen umflutet hatten — jenes Mädchen, das ihn so stark an die kupferfarbene Tochter des Sterns Epsilon Tucanae erinnerte.
    Nicht nur um eine fremde schöne Welt zu entdecken, wollte er Ren Boos’ Vektor auf Epsilon Tucanae richten, sondern auch der irdischen Repräsentantin dieses Sterns zu Ehren.

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