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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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kennengelernt.«
    »In Mwen Mass sind kalter Verstand und das archaische Gefühl zügellosen Verlangens wunderbar kombiniert.«
    Weda Kong lachte auf.
    »Wenn ich doch Ihre Exaktheit in der Charakterisierung erlernen könnte!«
    »Es ist nun mal mein Fachgebiet, die Psychologie.« Ewda zuckte mit den Schultern. »Aber darf ich Sie jetzt etwas fragen: Sie wissen, daß Dar Weter ein Mensch ist, der mich außerordentlich fesselt . . .«
    »Sie befürchten halbe Entscheidungen?« sagte Weda errötend. »Nein, hier wird es weder Halbheiten noch Unaufrichtigkeiten geben.«
    Unter dem prüfenden Blick der Ärztin fuhr Weda ruhig fort: »Erg Noor . . . Unsere Wege haben sich seit langem getrennt. Doch konnte ich mich nicht ganz und gar von Erg entfernen, solange er im Kosmos war, und dadurch die Hoffnung und den Glauben an seine Rückkehr schwächen.«
    Ewda Nal legte ihre schmale Hand auf Wedas Schulter.
    »Das heißt also — Dar Weter?«
    »Ja!« antwortete Weda fest.
    »Weiß er es?«
    »Nein. Er wird es später erfahren, wenn die Expedition zurück ist. Wollen wir jetzt nicht zurückschwimmen?« fragte Weda.
    »Für mich wird es Zeit, das Fest zu verlassen«, sagte Ewda Nal, »mein Urlaub geht zu Ende. Vor mir liegt eine große neue Arbeit in der › Akademie des Leides und der Freude‹, aber vorher will ich noch meine Tochter besuchen.«
    »Ist sie schon groß?«
    »Sie ist siebzehn. Mein Sohn ist schon bedeutend älter. Ich habe die Pflicht jeder normal entwickelten Frau, mindestens zwei Kinder zur Welt zu bringen, erfüllt. Und jetzt möchte ich ein drittes haben — aber ein erwachsenes!« Ewda lächelte, ihr Gesicht drückte zärtliche Liebe aus.
    »Ich habe, mir immer einen hübschen kleinen Jungen mit großen Augen und einem niedlichen, staunenden Mund gewünscht. Aber mit Sommersprossen und Stupsnase«, sagte Weda, verschmitzt lächelnd.
    »Haben Sie noch keine neue Arbeit?« erkundigte sich Ewda Nal nach kurzem Schweigen.
    »Nein. Ich warte auf die ›Tantra‹. Dann folgt eine lange Expedition.«
    »Kommen Sie doch mit zu meiner Tochter«, schlug Ewda vor, und Weda willigte gern ein.
     
    Über die ganze Wand des Observatoriums erstreckte sich der hemisphärische Siebenmeterbildschirm zur Vorführung von Bildern und Filmen, die mit starken Teleskopen aufgenommen worden waren. Mwen Mass schaltete die Übersichtsaufnahme des Himmelsabschnitts in der Nähe des Nordpols der Milchstraße ein — den Meridianstreifen der Sternbilder vom Großen Bären bis zum Raben und Centaurus. Dort, in den Jagdhunden, dem Haar der Berenike und der Jungfrau, befanden sich zahlreiche Galaxien — Sterneninseln des Weltalls in Form flacher Räder oder Scheiben. Besonders viele wurden im Haar der Berenike entdeckt: regelmäßige und unregelmäßige, mit unterschiedlicher Rotation und Projektion, solche, die unvorstellbar weit, oft Milliarden Parsek, entfernt waren, und solche, die ganze »Wolken« aus Zehntausenden von Galaxien bildeten. Die größten erreichten einen Durchmesser von 20000 bis 50000 Parsek wie die Galaxis NN 89105 + SB 23, im Altertum auch als M 31 oder Andromedanebel bekannt. Von der Erde aus war sie als schwach leuchtende Sternwolke mit bloßem Auge zu erkennen. Schon vor langer Zeit waren die Menschen hinter das Geheimnis dieses Nebelflecks gekommen. Er erwies sich als ein riesiges spiralförmiges Sternsystem, das anderthalbmal so groß ist wie das Milchstraßensystem. Trotz der Entfernung von achthundertdreißigtausend Parsek führte die Erforschung des Andromedanebels zu wichtigen Erkenntnissen über unsere eigene Galaxis.
    Aus seiner Kindheit erinnerte sich Mwen Mass an die großartigen Fotografien verschiedener Galaxien, die mit Hilfe der Elektroneninversion optischer Bilder odervon Radioteleskopen gemacht wurden. Diese Art Teleskope drangen noch weiter in den Kosmos als zum Beispiel die beiden Riesenteleskope im Pamir und in Patagonien, von denen jedes einen Durchmesser von vierhundert Kilometern hatte. Die Galaxien hatten schon immer in ihm den Wunsch wachgerufen, die Gesetze ihres Aufbaus, ihre Entstehungsgeschichte und ihr weiteres Schicksal zu erfahren. Vor allem aber wollte er wissen — und das bewegte jetzt jeden Bewohner der Erde —, ob auf den zahllosen Planetensystemen dieser Sterneninseln Leben existierte, ob es in dem fernen Raum eine Zivilisation gäbe. Der Bildschirm zeigte drei Sterne, die bei den alten Arabern Sirrah, Mirach und Alamak genannt wurden — Alpha, Beta und Gamma Andromedae

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